Klassischer Hard Rock für Langhaarige: Da sollte man dabei gewesen sein.
Y&T-Boss Dave Meniketti hat durchaus ein Faible für kleine schwitzige Rock-Clubs, ihn konnte die einst immense Popularität seiner Band nicht verblenden. Denn Meniketti ist in den Siebzigern klein angefangen und weiß, wie vergänglich Erfolg sein kann. Also wirft er sich vom ersten Ton an voll ins Zeug, um die rappelvolle Blues-Garage in Hannover-Isernhagen im Sturm zu nehmen.
Das Publikum reagiert prompt, feiert vom ersten Ton an die wehenden Mähnen von Meniketti, Rhythmusgitarrist John Nymann sowie Bassist Brad Lang, der den Platz des an Krebs erkrankten Phil Kennemore eingenommen hat. Und es be-jubelt die Klassiker der Gruppe, die überwiegend nach einem ähnlichen Muster gestrickt sind, sich aber in Details wohl-tuend unterscheiden und gespickt sind mit virtuosen Soli und handfesten Grooves. Natürlich dreht sich alles um den Meister, um Dave „Les Paul“ Meniketti, der seine legendäre und bereits unzählige Male restaurierte Axt mitgebracht hat und darauf einige der coolsten Licks und rassigsten Riffs der Bandhistorie an-stimmt.
Im Mittelpunkt des Repertoires steht natürlich das Material von FACEMELTER, der aktuellen Scheibe, die eine 13-jährige Pause beendet und Y&T zurück in die Köpfe der Fans gebracht hat. Der Show in Isernhagen ergeht es mitunter allerdings ähnlich wie FACEMELTER: Man hätte sich – klangtechnisch gesehen – die tollen Gitarren des Duos Meniketti/Nymann weiter vorne gewünscht. Menikettis Solo saufen dann und wann im allgemeinen Bass/Schlagzeug-Gerumpel ab, Nymanns zwar simple, aber unbedingt effektvolle Rhythmusarbeit ist phasenweise überhaupt nicht zu hören. Die Zuschauer stört das weniger, sie freuen sich darüber, dass eine Band mit dieser Reputation, die im Amerika der achtziger Jahre riesige Hallen füllte und via MTV allgegenwärtig war, in die norddeutsche Provinz gekommen ist und sich hier genauso viel Mühe gibt wie etwa im New Yorker „Roseland Ballroom“.
Einen negativen Unterschied zu New York indes gibt es: Y&T haben heute keinen Lichtmischer da-bei, sodass die Gruppe über zwei Stunden lang quasi mit Saalbeleuchtung spielt. Das nimmt der Show etwas von ihrer Besonderheit und lässt Glamour und Sexappeal, die zum Rock’n’Roll zwingend dazugehören, auf ein nüchternes Maß sinken. Dafür darf man anschließend aber Meniketti-Ehefrau Jill als Merchandiserin begutachten und ihr persönlich das Geld für Shirts, Poster und CDs in die Hand drücken. Familienbetrieb halt….