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Wolvespirit: Mad Max 2.0

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Wolvespirit: Mad Max 2.0

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Post-War-Rock 2022: Im Video zum Titeltrack ihres neuen Albums CHANGE THE WORLD
zeigen sich die deutschen Heavy-Rocker WolveSpirit in einer apokalyptischen „Mad Max“-Kulisse. Auch die Musik der Band reicht bis in frühere Epochen der Musikgeschichte zurück, von Queens Of The Stone Age bis zu Uriah Heep. Ist Gitarrist Rio Eberlein also der Max Rockatansky des Stoner-getränkten Rock?

Rio, euer Sound besteht aus ruppigen Gitarrenriffs der Neuzeit und archaischen Orgelsounds der 70er. Woher kommt diese große Bandbreite?
Es gibt viele Bands, die uns inspirieren. Wir mögen Uriah Heep und Queens Of The Stone Age, aber auch Radiohead oder Rammstein, unterscheiden uns aber beispielsweise von Greta Van Fleet, bei denen ein ganz konkretes Vorbild herauszuhören ist. Generell haben wir einfach ein offenes Ohr für die Musik, die wir selbst hören.

Du und dein Bruder Oliver, der bei WolveSpirit die Keyboards spielt, stammt aus einer musikbegeisterten Familie. Seid ihr zuhause gezielt an Rockmusik herangeführt worden?
Unsere Eltern und auch Teile unserer Verwandtschaft hatten tatsächlich immer mit Musik zu tun. Ich kann mich noch gut daran erinnern, dass unser Vater uns das Kansas-Album POINT OF NO RETURN in die Hand drückte und uns quasi als Hausaufgabe aufgab, es anzuhören. Anfangs mochten wir die Songs nicht, für unsere jungen Ohren waren sie zu kompliziert und nicht eingängig genug. Doch mit der Zeit kamen wir auf den Geschmack und wurden sogar regelrecht süchtig. Auch Bands und Künstler wie Led Zeppelin, Jethro Tull, Fleetwood Mac, Elton John oder Queen liefen bei uns zu Hause in einer Art Dauerschleife. Ich finde es wichtig, Kinder musikalisch zu fördern, indem man sie mit möglichst vielen Stilrichtungen in Kontakt kommen und die Welt der Musik umfassend erforschen lässt.

Seit dem 2011er Debütalbum SPIRIT METAL haben sich WolveSpirit erstaunlich weiterentwickelt. Der Titel eurer neuen Scheibe, CHANGE THE WORLD, klingt daher geradezu programmatisch. Betrifft der proklamierte Wechsel vor allem euch selbst?

Das ist eine gute Frage. In der Tat hat sich bei uns fast alles geändert. Nicht nur die Art und Weise, wie wir Songs schreiben und welchen Sound wir gut finden, sondern auch die gesamte Philosophie des Songwritings. Bei SPIRIT METAL hatten wir eine sehr progressive Phase und wollten die kompliziertesten Songs schreiben. Wir dachten, wir wären schlauer als alle anderen und könnten ausgefallene Formen und abgefahrene Riffs komponieren, alle besser als das, was vor uns existierte. Ja, die Hybris war wirklich so groß! Aber mit jeder weiteren Platte haben wir dazugelernt und unsere Ansichten darüber, wie ein Song beschaffen sein sollte, grundlegend geändert. Heute ist uns vor allem Einfachheit und ein leichter Zugang zur Botschaft des Songs wichtig. Je intensiver man sich generell mit Songwriting beschäftigt, umso größer wird der Respekt und die Wertschätzung für Popsongs. Denn Popmusik erfüllt optimal die Kriterien von Einfachheit und Neuartigkeit. Aus einer simplen Melodie einen süchtig machenden Ohrwurm zu kreieren, ist einfach genial. Natürlich haben wir
unser Faible für progressive Elemente nie ganz verloren und lieben weiterhin auch das Experimentieren mit neuen Sounds, Instrumenten, Stilrichtungen. So wird es nie langweilig und wir entwickeln uns immer weiter. Es macht einfach extrem viel Spaß zu sehen, wohin die Reise geht.

Die Band hat mittlerweile mehrere Personalwechsel vollzogen, mit dir, deinem Bruder Oliver und eurer amerikanischen Sängerin Deborah Craft als die einzigen Konstanten. Sind WolveSpirit im Grunde genommen ein Trio, bei dem die Positionen von Bass und Schlagzeug nach Bedarf und Verfügbarkeit hinzugebucht werden?
Im Prinzip ist das wohl wirklich so. Das Songwriting und das Arrangieren liegen fast komplett in den Händen von uns dreien. Allerdings zählt unser Drummer Martin Monroe definitiv zum festen Kern und hat bei diesem Album sogar einen eigenen Song beigesteuert. Ein solches Konstrukt ist aber bekanntlich nichts Ungewöhnliches. Es gibt viele Bands, in denen es eine Art Mastermind oder eine Mastermind-Gruppe gibt.

CHANGE THE WORLD wurde im renommierten Southern Ground Studio in Nashville aufgenommen. War das für eine deutsche Band überhaupt bezahlbar?
Aufgenommen haben wir die Scheibe mit dem Produzenten Dave Bechtel, und ja, wenn man alles zusammenrechnet, waren das schon hohe Kosten. Das Schlagzeug wurde im großen Kirchenraum des Studios aufgebaut und mit circa 20 Mikrophonen ausgestattet, um auch wirklich diesen genialen Raumsound einzufangen. Die Audiosignale haben dann eine Kette legendärer Preamps und Kompressoren sowie ein API Legacy Pult durchlaufen. Im Southern Ground klang plötzlich ein Gitarrenriff, das man zuhause in seinem Schlafzimmer gedudelt hatte, wie pures Gold! Es war sehr inspirierend, dort zu produzieren, weil einfach alles gut klang. Leider findet man heutzutage kaum noch jemanden, der bereit ist, einen derart hohen Aufwand zu betreiben und die Kosten vorzustrecken. Aber dafür hält man anschließend ein Album in der Hand, das mit großen Produktionen mithalten kann und eine eigenständige Note besitzt.

Bitte erzähl etwas über euren vom Kinofilm „Mad Max“ inspirierten Videoclip – wer hatte die Idee, wo wurde gedreht, und woher kamen all die Accessoires, die Autos, Waffen, Klamotten etc.?
Die Idee dazu hatten wir selbst. Für den Clip haben wir mit einer LARP-Gruppe namens Cult Of Chrome zusammengearbeitet, die ihre Outfits selbst mitgebracht und auch als Statisten mitgewirkt haben. Zwei von ihnen haben ihre im „Mad Max“-Stil umgebauten Motorräder und ein Auto zur Verfügung gestellt. Gedreht wurde der Clip von der Videoproduktionsfirma AVA in einer alten Industrieruine in Rüdersdorf bei Berlin. Ich glaube, Rammstein haben dort auch schon mal gedreht. Alles in allem war es eine unfassbar aufwendige Produktion, mit ultraviel Planung. Aber irgendwie kam alles genau zum richtigen Zeitpunkt am richtigen Ort zusammen. Es war wohl ein bisschen Magie im Spiel, dass alles so reibungslos ablief. Den Aufwand war es absolut wert, außerdem hat es riesigen Spaß gemacht. Wer es noch nicht gesehen hat: Es lohnt sich, auf YouTube bei WolveSpirit vorbeizuschauen.

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