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Werkschau: Prince

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Werkschau: Prince

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Blicken wir zurück auf das beeindruckende Werk eines Künstlers zurück, der seiner Zeit so weit voraus war wie nie wieder jemand nach ihm.

Unverzichtbar

PURPLE RAIN (Warner, 1984)

purple rain
Auch kommerziell mit 25 Millionen Einheiten sein unbestrittener Zenit, gilt dieses Album als der Klassiker in der Vita des kleinen Amerikaners mit der großen Persönlichkeit, der hier nicht nur aufgrund seiner barocken Outfits als „neuer Jimi Hendrix“ ausgerufen wurde. ›Let‘s Go Crazy‹ und die tituläre Monumentalballade machten ihn zum ersten schwarzen Rockstar seit dem Tod der Gitarrenlegende, der bassfreie Superhit ›When Doves Cry‹ lässt sich bis heute nicht wirklich kategorisieren, ›Take Me With U‹ formulierte erwachsenen Pop völlig neu, ›I Would Die 4 U‹ verkörperte Discorock in einer zuvor nicht gekannten Dimension. Auch der Film wurde zum Hit – seinem ersten und letzten.

SIGN ‘O’ THE TIMES (Warner, 1987)

sign o the times
Für Prince selbst war das Doppelalbum ein Kompromiss, musste er doch sein geplantes Dreifachalbum auf Drängen des Labels eindampfen, doch auf Kritikerseite ist dies sein unangefochtenes Karriere-Highlight. In Amerika unverstanden, wurde es in Europa als Meilenstein abgefeiert. Vielseitiger hatte man den Meister zuvor nie auf einer Veröffentlichung gehört, vom skeletthaften Minimalismus des Titelstücks über straighten Rock (›The Cross‹, ›I Could Never Take The Place Of Your Man‹) über schrägsten Avant-Pop (›If I Was Your Girlfriend‹) bis zu fiebrigem Elektro (›Housequake‹) und wummerndem Doom-Dance (›Hot Thing‹) reichte hier das Spektrum. Überragend.

Wunderbar

1999 (Warner, 1982)

1999
Nur ein Monat blieb diesem Album, um seinen Claim abzustecken, bevor THRILLER über jegliche Konkurrenz hinwegwalzte. Mit Vierfachplatin war 1999 dennoch Princes großer Durchbruch in den USA, die Anti-Atomkraft-Hymne gleichen Namens bescherte ihm auch seinen ersten Erfolg im Ausland. Es war jedoch die zweite Single ›Little Red Corvette‹, die nicht nur die Brücke zum folgenden Megaseller baute, sondern ihn auch nachhaltig im weißen Mainstream etablierte. Der Hype nahm Fahrt auf, die Massen begriffen allmählich, welches Talent hier anrollte.

AROUND THE WORLD IN A DAY (Warner, 1985)

around the world
Der Geniestreich: Nach dem Riesenerfolg von PURPLE RAIN gelang es Prince doch tatsächlich, sich neu zu erfinden, seinen Superstarstatus zu festigen und dabei jegliche Erwartungen zu ignorieren. Zunächst ohne Singles, Videos oder Promotion verzauberte dieser kunterbunt psychedelische Reigen aus Hippie-Ästhetik, exaltierter Esoterik und Barock‘n‘Roll dennoch die Massen. ›Raspberry Beret‹ brachte den Artpop in die Charts, ›Pop Life‹ rechnete mit der Celebrity-Kultur ab, bevor es den Begriff überhaupt gab. Ein meisterhaft geschlagener Haken.

PARADE (Warner, 1986)

parade
Während der dazugehörige Film „Under The Cherry Moon“ vernichtet wurde, konnte dieses letzte Album mit The Revolution weiter mächtig abräumen. Mit dem staubtrockenen Funk-Twang von ›Kiss‹ ent-hielt es zwar nur einen Hit, dafür einen der allergrößten des gesamten Jahrzehnts. Viel interessanter dagegen war die so liebevoll detaillierte wie episch dichte Klangwelt, die sich auf dem Rest des Albums entsponn. ›Mountains‹ war grandioser Dreampop, mit ›Sometimes It Snows In April‹ gelang Prince allerdings die bewegendste Ballade seines gesamten Schaffens.

LOVESEXY (Warner, 1988)

lovesexy
Als Gegenstück zum „bösen“ BLACK ALBUM, das Prince kurz vor Erscheinen zurückzog, kam dieses Juwel und festigte seine Liebesaffäre mit Europa. In den USA auch wegen des Covers komplett ignoriert, zementierte es hier seinen Status als Superstar mit Dauerabo auf Feuilleton-Lobpreisungen. ›Alphabet St.‹ als einziger Hit blieb relativ konventionell, mit dem abgehobenen ›I Wish U Heaven‹, dem dräuenden ›Anna Stesia‹ oder der Psychopophymne ›Glam Slam‹ erfand er jedoch abermals eine neue, einzigartige Klangwelt. Das missverstandenste seiner Meisterwerke.

Anhörbar

DIRTY MIND (Warner, 1980)

dirty mind
Die Achtungserfolge von FOR YOU und PRINCE hatten schon mit Anzüglichkeiten kokettiert, doch die volle Breitseite sexueller Provokation wurde erst hier abgefeuert. Ob Albumtitel, Cover oder die unverhohlen schmuddeligen Texte – Prince, der besessene Super-Satyr, war geboren. Aber auch Prince, der furchtlose Grenzgänger, trat hier erstmals formvollendet auf den Plan, spielte mit bedrohlichem Discopop (›Dirty Mind‹), schwülem Erotomanen-Funk (›Head‹), aber auch fast schon banal eingängigem Rock (›When You Were Mine‹). Die Welt konnte zu dem Zeitpunkt noch nicht ahnen, was da auf sie zukommen sollte…

CONTROVERSY (Warner, 1981)


Der aufsteigende Stern am Firmament begriff früh, dass er nicht nur auf Schockwerte und Hooklines bauen konnte, und betätigte sich hier auch als eloquenter Kommentator des Weltgeschehens. Die spannende Reflexion des eigenen Ruhms im Titelstück wurde ergänzt vom Antikriegslied ›Ronnie, Talk To Russia‹, auch wenn er weiterhin genüsslich der Matratzenakrobatik huldigte (›Do Me, Baby‹, ›Jack U Off‹). Musikalisch nicht ganz so gelungen wie der Vorgänger DIRTY MIND, wurde der Sound jedoch auch hier zusehends differenzierter mit einem eindeutigen Hang zur eher dunklen Seite.

BATMAN (Warner, 1989)

batman
Für seinen ersten Soundtrack zu einem Film ohne eigene Beteiligung steckte Prince reichlich Kritik ein, der Hype um den wiederbelebten Fledermausmann brachte ihn nach dem LOVESEXY-Flop aber wieder in den US-Mainstream zurück. Wo der hektische Sample-Verschnitt ›Batdance‹ kaum mehr als ein Kuriosum darstellt, hatte das Album dennoch hörenswertes Material zu bieten, das bis heute nicht wirklich geschätzt wird. Zum einen die wunderschöne Ballade ›The Arms Of Orion‹ mit Sheena Easton, vor allem aber das erfrischend packende, knackig-düstere ›Electric Chair‹.

Sonderbar

DIAMONDS AND PEARLS (Warner, 1991)

diamonds and pearls
Es ist unmöglich, aus dem Post-80er-Dickicht durchwachsener Werke eines auszuwählen, deswegen wagen wir uns mit einer kontroversen Wahl ins Sperrfeuer entrüsteter Fans. Ja, dies war ein Hitalbum, enthielt mit ›Cream‹ seine letzte US-Nr.-1 und dem Titelstück einen Balladenklassiker. Bis auf das kantige, räudige und unverwechselbare ›Gett Off‹ war es aber auch etwas, das man von Prince zuvor nicht erlebt hatte: gewöhnlich. Bezeichnen­derweise zeigten die Bildschirme vor Beginn der 1992er Konzerte immer wieder die Worte „Wendy and Lisa, please phone home“.

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