Mit CCR brachte er der Hippie-Generation Roots-Music und Americana nahe. Solo rockte er „all over the world“…
John Fogerty ist eine wahre amerikanische Ikone. Als Anführer von Creedence Clearwater Revival schrieb und sang er in den späten 60ern und frühen 70ern einige der größten Evergreens des Rock’n’Roll: ›Proud Mary‹, ›Bad Moon Rising‹ oder ›Travelin‘ Band‹ sind nur einige von vielen Songs, die beispielsweise Kurt Cobain und Krist Novoselic mit ihrer Creedence-Tribute- Band spielten, bevor sie Nirvana gründeten. Aber wenn es einen Tag in der Geschichte gibt, an dem die ganze Welt die Macht von Fogertys Songwriting zu spüren bekam, dann war es der 13. Juli 1985: Um Punkt 12:02 Uhr eröffneten die mächtigen Status Quo das berühmte Live Aid mit einem Song, den Fogerty zehn Jahre zuvor geschrieben hatte und der wie gemacht schien für dieses weltbekannte Musikevent: ›Rockin‘ All Over The World‹.
Ganz am Anfang gestaltete sich Fogertys Werdegang jedoch etwas holprig: Mitte der 60er gründete er zusammen mit seinem älteren Bruder Tom eine Band in El Cerrito, Kalifornien, deren Name heute unbegreiflich scheint: The Golliwogs. [angelehnt an den Namen einer Puppe bzw. Zeichentrickfigur der Britin Florence Upton. Die Figur hatte dunkle Haut- und Haarfarbe, Anm. d. Redaktion] In einer Zeit, als neue soziale Werte immer wichtiger wurden – darunter vor allem auch die Bürgerrechtsbewegung – waren die Golliwogs zum Scheitern verurteilt. Das änderte sich jedoch rasant, als die Band 1967 ihren Namen zu Creedence Clearwater Revival änderte.
Mindestens genauso wichtig wie die Namensänderung war auch die Verschiebung der Hierarchie innerhalb der Gruppe zugunsten John Fogertys. Ursprünglich als Sänger der Gruppe gedacht, erzählte Tom im Nachhinein: „Ich konnte singen, aber John hatte einen ganz eigenen Sound.“ Besagter Sound sollte einer der Mächtigsten in der amerikanischen Musikgeschichte werden. Unterstützt durch Tom an der Rhythmusgitarre, Bassist Stu Cook und Drummer Doug Clifford, blühte John Fogerty als Sänger, Gitarrist und Songwriter der besonderen Sorte auf.
Sein Sound war zeitlos, das jüngere Rock-Publikum war ihm zugetan, obwohl er gleichzeitig tief in uralten Americana eintauchte. Seine Musik vermengte Blues, Folk, Soul, Country, Rock’n’Roll und psychedelische Elemente und strahlte eine erdige Provinz-Aura aus, was Musikkritiker damals zur Bezeichnung „Swamp Rock“ [Sumpf Rock] verleitete. Zwischen 1968 und 1972 veröffentlichten Creedence Clearwater Revival sieben Alben und erzielten zwölf Top-Ten-Platzierungen in den Staaten und dem Vereinigten Königreich. Trotzdem lösten sie sich ’72 auf und nach Tom Fogertys Tod im Jahr 1990 standen die Chancen auf eine Reunion gleich Null. Im Gegensatz zum über-produktiven Output von CCR, hat John Fogerty in den letzten fast 40 Jahren nur neun Soloalben herausgebracht. Als er nach REVIVAL von 2007 jedoch nur zwei Jahre später THE BLUE RIDGE RANGERS RIDES ankündigte, schien es, als ob der damals 65-Jährige ein bisschen von der verlorenen Zeit wieder gutmachen wollte.
Unverzichtbar
COSMO’S FACTORY
CCR
Fantasy, 1970
Das Jahr 1970 gebar CCRs größten Verkaufsschlager: COSMO’S FACTORY schoss in den UK und den Staaten an die Spitze der Charts und bleibt John Fogertys Meisterwerk. Zuerst enthält das Album schon einmal zwei glühende Songs, die heute als unsterbliche Standards des Rock’n’Roll gelten: Die wilde Straßenhymne ›Travelin‘ Band‹ und ›Up Around The Bend‹, eine weitere fröhliche Rocknummer, die später von Hanoi Rocks gecovert wurde. Vor allem aber die düsteren Momente verleihen der Platte ihr eigentliches Gewicht: das schaurige ›Run Through The Jungle‹, das melancholische ›Who’ll Stop The Rain‹ und eine elfminütige Stoner-Jam-Version des feinen Motown-Klassikers ›I Heard It Through The Grapevine‹.
GREEN RIVER
CCR
Fantasy, 1969
Auf GREEN RIVER, dem ersten CCR-Album, das die Spitze der US-Charts erklomm, wurde John Fogerty wirklich erwachsen. Die Platte war tighter und ausdrucksstärker als die ersten beiden LPs und ließ Fogertys unheimliche Seite auf dem größten darauf befindlichen Hit in den Vordergrund treten: ›Bad Moon Rising‹ mag eine muntere Rock’n’Roll-Melodie besitzen, aber mit seinen beängstigenden Visionen einer bevorstehenden Apokalypse ist es doch recht gruselig für einen Nummer-1-Hit. Auf ›Green River‹ wurde Fogerty richtig heavy und hangelte sich dann von der urbanen Paranoia in ›Commotion‹ zum teuflischen Blues von ›Tombstone Shadow‹. In ›Wrote A Song For Everyone‹ tritt er als mächtiger Beobachter des sozialen Geschehens auf.
Wunderbar
BAYOU COUNTRY
CCR
Fantasy, 1969
Das dritte Album von CCR war ihr Durchbruch und erreichte Platz 7 in den US-Charts. Auf BAYOU COUNTRY nahm der CCR-Sound Form an. Zwar war Fogerty in Kalifornien geboren, trotzdem legte der Titel nahe, dass sein Sound und seine Symbolik Richtung Süden tendierten: ›Proud Mary‹, ein transatlantischer Top-Ten-Hit, ist eine Elegie auf „Old South“ und seine mächtigen Flussboote, während die Swamp-Rock-Nummer ›Born On The Bayou‹ die altertümliche Mystik des Südens heraufbeschwört. Wie Nathan Followill [Kings Of Leon] erklärt: „CCR machten den Süden cool.“
WILLY AND THE POOR BOYS
CCR
Fantasy, 1969
Das letzte ihrer drei großen Alben von 1969 kam nur drei Monate nach GREEN RIVER und präsentierte sich in einer lockereren, fröhlicheren Stimmung. Fogerty hatte immer noch einige Hühnchen zu rupfen, warnte auf ›Effigy‹ vor sozialen Unruhen und lieferte einen der größten Protestsongs mit dem flammenden ›Fortunate Son‹. Aber abgesehen davon verlieh er WILLY AND THE POOR BOYS einen sanfteren Anstrich, was Songs wie ›Down On The Corner‹ und die traditionelle Knastbruder-Ballade ›The Midnight Special‹ im Gospel-Stil beweisen.
PENDULUM
CCR
Fantasy, 1970
Das sechste CCR-Album war gleichzeitig das letzte mit Tom Fogerty. PENDULUM enthält zwei von John Fogertys Favoriten, das knisternde ›Hey Tonight‹ und das wunderschöne ›Have You Ever Seen The Rain?‹. Sie werden begleitet von qualitativ gleichwertigen Nummern: vom wütenden Opener ›Pagan Baby‹ über die Stax-Hommage ›Chameleon‹ bis hin zu Nachdenklicherem wie ›Sailor’s Lament‹ und ›It’s Just A Thought‹. Die Band würde nie wieder so gut werden. Für John Fogerty würden 13 Jahre verstreichen, bevor er eine Platte aufnimmt, die seines Namens würdig ist.
CENTERFIELD
John Fogerty
Warner Bros. 1985
Fogerty landete keinen Hit mit dem berühmtesten Song seiner Solokarriere: Status Quo waren es, die ›Rockin‘ All Over The World‹ in eine Rockhymne verwandelten. Sein größter Solo-Erfolg war ›Centerfield‹: Die Platte führte die US-Charts an und schoss mit den Giftpfeilen ›Mr. Greed‹ und ›Zanz Kant Danz‹ gegen Fogertys Erzfeind, Saul Zaentz von Fantasy Records. Der Labelboss verklagte Fogerty wegen der Platte und warf ihm vor, sein eigenes CCR-Material plagiiert zu haben, das damals Zaentz gehörte. Der Supreme Court entschied aber zugunsten des Songwriters.
Anhörbar
Creedence Clearwater Revival
CCR
Fantasy 1968
Auf dem Debüt war Fogerty noch dabei, sein Handwerk zu lernen. Bezeichnenderweise handelt es sich bei den zwei einflussreichsten Songs um Cover-Versionen. Einmal spielt er den Buhmann in Screamin‘ Jay Hawkins‘ ›I Put A Spell On You‹ und verwandelt das andere Mal ›Suzie Q‹ – einen Rockabilly-Hit von Dale Hawkins – in einen launischen Achtminuten-Schlepper. In gekürzter Fassung schaffte es das Stück auf Platz 11 der US-Charts. Im Gegensatz dazu sind seine eigenen Songs, mit Ausnahme des kantigen ›Porterville‹, ein wenig nüchtern.
THE BLUE RIDGE RANGERS
John Fogerty
Fantasy, 1973
Nach dem Niedergang von CCR zog Fogerty einen Schlussstrich: Bei THE BLUE RIDGE RANGERS handelte es sich um ein Country-Album – ein ziemlich gewagter Schritt, zumal Country als passé galt. Es bestand auch ausschließlich aus „American Standards“. Fogerty, einer der wichtigsten Songwriter seiner Generation, wollte seine Karriere mit einer Platte wiederbeleben, für die er nicht einen einzigen Ton selbst geschrieben hatte. Dennoch schimmerte sein gutes Gespür durch, vor allem bei ›She Thinks I Still Care‹. 26 Jahre später kam THE BLUE RIDGE RANGERS RIDES AGAIN.
REVIVAL
John Fogerty
Fantasy 2007
Fogertys bestes Album der letzten Jahre stellt einen Rückblick auf seine glorreichen Zeiten dar. REVIVAL war die erste Arbeit seit seiner Rückkehr zu CCRs Label Fantasy und sprüht nicht nur im Titel vor Nostalgie, sondern enthält sogar einen flirrenden Boogie namens ›Creedence Song‹. Fogerty ging auf Nummer sicher, auch wenn einige Überraschungen geboten waren. ›Longshot‹ rockt wie ein AC/DC-Hit, ›I Can’t Take It No More‹ gleicht einer Punk-getränkten Schimpftirade und beweist, dass der alte Rocker immer noch Feuer unterm Hintern hat. Eindrucksvoll: ›Gunslinger‹ und ›Broken Down Cowboy‹.
Sonderbar
Mardi Gras
CCR
Fantasy 1972
Kritiker Jon Landau, der die personifizierte Zukunft des Rock’n’Roll namens Bruce Springsteen managen sollte, lag nicht immer richtig: Er veriss Meisterwerke wie Dylans BLOOD ON THE TRACKS oder STICKY FINGERS von den Stones. Aber seine Attacke auf das siebte CCR-Album war völlig gerechtfertigt. Deutlich von Tom Fogertys Ausstieg entkräftet, schlafwandelte die Gruppe als Trio durch MARDI GRAS und wachte erst beim letzten Track auf: ›Sweet Hitch-Hiker‹ zumindest ist ein echter Krawallmacher. Landau bezeichnete es als „schlechtestes Album, dass ich je von einem großen Rockact gehört habe“.
Irgendwie fehlt mir bei den Angaben „Eye of the Zombie“, meiner Meinung nach, einer der besten Solo-Platten von John Fogerty
Die fehlt aber nur in der Rubrik „Sonderbar“. Mit ihrem Synthesizer-Arrangements eines John Fogerty absolut unwürdig. Läuft bei mir so gut wie nie.
John Fogerty ist ein super Komponist,eine ausssergewöhnliche Stimme und ein sehr guter Gitarist.
Aber es gibt ein Problem.Revival hatte die Qualität wie die CCR Alben.Aber die Fans wollen CCR hören.Das ist für die Entwicklung einen Musikers nicht gut.Johnny Cash war so ein Beispiel.Er konnte komponieren was er wollte,die Fans wollten ,I walk the Line.
Er ist der Beste!!!
Als merkwürdiges Album kann man auch die Doppel-Live LP von 1971 sehen. Gerade mal , als 2LP,50 Minuten lang, unterirdischer Klang und hingeschluderte Versionen. Lediglich die 11:45 der Seit 4, „Kep on Chooglin“ , sticht positiv heraus.
Hallo
Das Wichtige an der Musik von John Fogerty ist der Wiedererkennungswert.Der Sound,die Gitarre und die Stimme sind einmalig.Ein paar Takte,und es ist ein Fogerty Song.Damit gehört er zu den besten Musikern.Keiner ist wie John.Damit schreibt er Musikgeschichte.Kompsitionen mit anderen Instrumenten und Arrangements sollte man verzeihen.Das sind Entwicklungen und neue Ideen.Das ist wichtig,sonst spielt man immer in der Vergangenheit.Aber er wird unsterblich sein.Ein wahres Genie.
Ausgerechnet sein wahrscheinlich bestes Solo-Album „Blue Moon Swamp“ fehlt. Das finde ich nun wieder ziemlich „Sonderbar“…
Hallo Joachim.Richtig.Ein wunderbares Album.Hier ist John richtig vielseitig.
Wo ist mein Kommentar bezüglich Blue Moon Swamp?? Bloß keine Kritik zulassen….nochmal „SONDERBAR“!!
Sorry, hat wohl etwas gedauert….
Das Eingangs erwähnte „Rocking all over –“ wurde von Johns Bruder Tom geschrieben – üble Panne!