Die ewig jungen Punk-Popper liefern eine Hommage an den Glam-Metal der 80er
Auf Weezers 15. Album zollt Frontmann Rivers Cuomo seiner Jugendliebe, dem 80er Hair Metal, liebevoll Tribut. Die Hinweise hierfür sind mannigfach, von schwülstigen Gitarrensoli und knusprigen Powerchords bis hin zu dem an Van Halen angelehnten Titel, zudem wird auf Aerosmith, Ozzy, Mötley Crüe und viele mehr verwiesen. Die Veröffentlichung von VAN WEEZER hatte sich aufgrund der Pandemie um ein Jahr verzögert und ist somit eigentlich der zweite Longplayer, den das produktive Quartett aus L.A. in diesem Jahr rausgibt. VAN WEEZER ist der Nachfolger zur barocken Pop-Sammlung namens OK HUMAN – die musikalische Distanz zwischen den beiden Platten klingt in der Theorie größer, als sie in Wirklichkeit ist. Beide Alben sind fest in Cuomos typischer Neigung zu grungigem Power Pop verwurzelt. Sie laufen über vor melodischen Hooks, sind zuckersüß, fast schon aalglatt und trotzdem kann man ihnen nur schwer widerstehen. Vor allem aber sind diese Tracks penibel geschmiedetes Retro-Pastiche, ähnlich wie bei Steel Panther, nur ohne die Flachwitze.
Es ist absolut passend, dass ›The End Of The Game‹, eine Arena-Hymne mit knisternden Glam-Metal-Soli, bereits auf dem Soundtrack des dritten „Bill And Ted“-Films zu hören war. ›All The Good Ones‹ vereint das Stampfen von ›We Will Rock You‹ mit Bombast à la Bon Jovi, während ›Blue Dream‹ eine melodische Hommage an Ozzys ›Crazy Train‹ darstellt. Die High-School-Metalhead-Romanze ›I Need Some Of That‹ rezitiert sogar Passagen aus Blue Öyster Cults ›Reaper‹. Ein kesser Taschenspielertrick, auch wenn diese Anspielungen hier und da ein wenig berechnend wirken und eher an blutleere Imitation denn an einen innigen Tribut erinnern. Wenn sich VAN WEEZER jedoch ein wenig vom forensischen Rückschau-Modus wegbewegt, wird die Platte plötzlich weniger vorhersehbar und vielversprechender.
›1 More Hit‹ ist ein herrlich süßes Liedchen, das in stürmischen Thrash Metal umschlägt, ›Beginning Of The End‹ eine Zeitlupen-Powerballade, die zu einem mächtigen Grunge-Monster anschwillt. Unterdessen zeigt sich ›Sheila Can Do It‹ als Weezer-Power-Pop mit Vintage-Anstrich, bei dem Harmonien à la Beach Boys mit einem eigentümlichen Pixies-Gewitter vereint werden – einfach, aber wirkungsvoll.
Man hört also durchaus im Ansatz heraus, wie ein abenteuerliches Album hätte klingen können, wenn Cuomo etwas tiefer eingetaucht und nicht an der Oberfläche des Sunset Strips hängengeblieben wäre: progressiver, reißerischer, ungezähmter. Aber Weezer werden eben nie diese Band sein, weil sie zu stark in ihre Komfortzone aus sonnigem, romantischen und melodischen Indierock gebettet sind. Im Endeffekt hört man hier zahlreiche Variationen von Wheatus’ ›Teenage Dirtbag‹. VAN WEEZER ist ein leichtfüßiges „guilty pleasure“, vor allem aber ein sehr angenehmes.
7 von 10 Punkten
Weezer, VAN WEEZER, CRUSH/ATLANTIC