Blues-Jam nach Art des Hauses
Für die beharrliche Weigerung, ihrem Lo-Fi-Bluesrock mittels Studio-Schönklang ein größeres Publikum zu erschließen, möchte man die Herren Auerbach und Carney schlichtweg umarmen: Hochglanz mag was für notenlesende Session-Schöngeister sein, die zwischendurch auch mal den crazy Blues spielen wollen (kann ja nicht so schwer sein), doch Seele hat das meistens nicht. Aber wenn ›Walk With Me‹ seine manische Intensität entfaltet, sich das magische ›Going Down South‹ – Falsettgesang inklusive – dem Trancezustand entgegenschraubt oder mit ›Coal Black Mattie‹ ein wilder Slide-Stomper erklingt, kommt das Duo aus Ohio tatsächlich im tiefen Süden an. Kritik ist nur vereinzelt angebracht, etwa wenn selbst Gus Cannons tottrauriges ›Poor Boy A Long Way From Home‹ von 1927 nicht angemessen heavy, sondern eher ein wenig funky daherkommt. Doch dass Auerbach kein Blues-Shouter ist, der seit 65 Jahren allmorgendlich mit Bourbon und einer Handvoll Reißnägeln gurgelt, ist bekannt, ebenso, dass er sich eher an den Versionen der Chicago-Fraktion abarbeitet, als an denen der eigentlichen Urheber aus den 20ern und 30ern. Doch drahtige, kernige Sounds, reichlich Spielfreude, ein ausgeprägter Jam-Charakter und Auerbachs stets der Sache verpflichtete Virtuosität entschädigen für fast alles.
8 von 10 Punkten
The Black Keys, DELTA KREAM, NONESUCH/WARNER