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The Temperance Movement

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The Temperance Movement

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The Temperance Movement erschaffen eine neue Blaupause für guten, altmodischen, klassischen Rock.

Text: Lee Marlow

Hier ist eine schöne, traditionelle Geschichte für euch: Es war einmal eine Band. Sie fand zusammen, weil man Musik machen wollte, die niemand mehr spielte. Sie schrieben Songs und spielten Konzerte. Sie spielten mehr, und die Leute kamen wieder. Die Konzerte wurden größer. Ihre Lieder wurden im Radio gespielt. Sie fuhren in ein anderes Land und spielten kleine Shows. Die Leute mochten sie und es passierte auch dort. Mittlerweile ist ihr selbstbetiteltes Debüt erschienen. Ihre vierte Tournee in diesem Jahr ist im Gange.

Die Band heißt The Temperance Movement. Sie klingen wie die Stones plus Free und The Band, gekreuzt mit den Black Crowes, und ihr Frontmann beschwört den Geist von Bon Scott mit dem Kehlkopf von Rod Stewart in den 70ern. Das muss man sich mal vorstellen.

Sie hatten ein gutes Jahr, und alles nur wegen einer Fünf-Track-EP und Mundpropaganda. Wie wird es nun wohl abgehen, da ihr Album erschienen ist?
Während Luke Potashnik der dunkelhaarige, bärtige Gitarrist der Band ist, ist Paul Sayer der blonde, bärtige (keiner von beiden scheint viel für Rasierklingen übrig zu haben). Potashnik lebt in London und genießt eine seltene freie Woche, bevor der Tourwahnsinn wieder los- geht. Aber er beschwert sich nicht.

„Gott, nein“, sagt er, „das war ein fantastisches Jahr. Wir sind wohl ziemlich ungewöhnlich darin, dass wir keinen großen Konzern-Masterplan hatten oder Förderer mit tiefen Taschen. Es fing klein an, aber wir haben alles richtig gemacht.“

Vor etwa 18 Monaten spielten The Temperance Movement Potashnik und Sayer, Sänger Phil Campbell, Schlagzeuger Damon Wilson und Bassist Nick Fyffe ihren ersten Gig im Water Rats, einem Pub in der Nähe von King‘s Cross, vor 100 Leuten. Ein Jahr spielten sie im ausverkauften The Scala gleich um die Ecke vor 1000. Im November wiederum werden sie im Londoner Koko vor mehr als 2000 Menschen stehen. Ihr selbstbetiteltes Debüt wurde vor über einem Jahr aufgenommen. „Es ist etwas seltsam, jetzt diese Songs zu hören, weil wir sie so viel live gespielt haben, dass sie ihr eigenes Leben entwickelt haben“, so Potashnik. Es ist nichts Ungewöhnliches für sie, ein Stück anzufangen und den Laden mit einer 15-minütigen Version zum Ausflippen zu bringen, die mit der auf dem Album nur wenig gemein hat. „Und genau das wollten wir“, sagt er, „dieses lose Jam-Gefühl à la Grateful Dead. Und weißt du was, ich denke, wir haben es geschafft. Wenn es funktioniert, ist es genial.“

Das Highlight des vergangenen Jahres war laut Potashnik ein Konzert in Nottingham. „Wir legten die Gitarren nieder, schalteten die Mikros aus, schnappten uns unsere Akustischen und spielten ein Stück vom Album namens ›Chinese Lanterns‹ a cappella. Nur wir fünf, ohne Anlage, vor ein paar hundert Leuten. Das haben wir seitdem öfter gemacht, aber bei diesem ersten Mal haben wir Gänsehaut bekommen.“

Das Album, aufgenommen innerhalb von vier Tagen in der Londoner Fish Factory an einem alten Mischpult, klingt wie eine neue Band, die auf alte Methoden wert legt. „Ich habe es mir in letzter Zeit viel angehört und bin immer noch stolz darauf“, sagt Phil Campbell. „Ich denke, es wird den Leuten gefallen. Denen, die zu unseren Shows kommen, gefällt es.“

Und wer kommt zu ihren Shows? Laut Campbell ist es eine Mischung. „Ich mag die Leute, die aussehen, als wären sie aus ‚Saxondale‘ [britische Comedy-TV-Serie über einen ehemaligen Roadie; Anm.d.Übers.], die alten Rocker. Sie erzählen uns in intimsten Details von den alten Bands, an die wir sie erinnern. Ich liebe das.“
The Temperance Movement sind selbst nicht mehr die Jüngsten. Potash- nik ist 31, der Rest etwa im selben Alter. Sie haben in früheren Bands ihre Fehler gemacht Drogen, Streitigkeiten, Ausraster, Ego-Bullshit. „Das haben wir alles schon durch“, so Luke. „Das heißt zwar nicht, dass wir in Zukunft keine Fehler mehr machen werden, denn ich bin mir sicher, dass wir das tun werden. Aber was ich vor allen Dingen hoffe, ist dass wir die Art von Langlebigkeit haben, die es uns erlaubt, Fehler zu machen.“ Sie haben ihre Momente auf Tour, gesteht er, aber sie sind nicht mehr so hedonistisch wie früher. Mit 30 haben sie gelernt, dass der Lifestyle nicht so wichtig ist wie der Rock‘n‘Roll.

Vor der Entstehung von The Temperance Movement war Campbell eine Art schottischer Ryan Adams, dessen brillante Soloalben irgendwie kein Gehör fanden. Seine Karriere zerfiel in einem Netz aus Drogen, Gleichgültigkeit seitens seiner Plattenfirma und Stress. Er war schon bereit, alles aufzugeben, als Potashnik anrief und plante, eine neue Band zu gründen. Heute ist Campbell der Nüchterne. „Aber das ist okay“, sagt er, „ich lasse sie einfach machen. Ich habe das alles schon getan und es lag mir nicht.“

Sie wissen, dass es nicht unbedingt die Musik ist, die einen Keil in eine Band treibt, sondern alles andere. „Man lernt unter solchen Umständen viel über Menschen und das Leben“, so Campbell. „Wir versuchen, einander Raum und Respekt zu geben, und Leute als das zu akzeptieren, was sie sind.“

Potashnik hat schon bemerkt, dass ein Kater mittlerweile einen ganzen Tag lang wie eine schwarze Wolke über ihm hängt: „Ich habe gelesen, dass jeder einen Vorrat von Enzymen oder so hat, die einem dabei helfen, einen Kater zu überstehen, und wenn man den aufgebraucht hat, war‘s das. Ich glaube, meiner ist weg“, lacht er. „Wir trinken was, aber wir sind nicht dumm. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen, hatten wir alle so unsere Probleme, ich trank zu viel und habe das runtergefahren, weil die Show, die Musik wichtiger sind.“

Die Band respektiert Campbells Abstinenz. Sie wissen, wenn er mal einen Schritt zurück treten muss. „Man sieht ihn auf der Bühne“, sagt Luke, „und er fucking brüllt einfach nur, Mann, Lied um Lied, von hier, direkt aus seinem Herzen. Aber irgendwie brüllt er die richtigen Töne. Ich weiß nicht, wie er das macht. Er ist eine Naturgewalt. Wir sind absolut die Summer unserer Teile. Wir wären nicht dieselbe Band, wenn wir egal welches Mitglied verlören.“

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