Ein befreundeter Promoter erinnert sich: „Quo-Fans in den 70ern haben Bier getrunken, während fast alle anderen zur damaligen Mucke gekifft haben.“ Dementsprechend sieht das Publikum in der auf die Hälfte reduzierten Arena aus: Alte Quo-Shirts spannen sich über respektablen Bäuchen. Nach der erfolgreichen Reunion der legendären Rossi-Parfitt-Lancaster-Coghlan-Besetzung letztes Jahr in England ist dies die erste und letzte Deutschland-Tour seit der „Never Too Late“-Gastspielreise 1981. Nostalgie macht sich breit. Aber auch Ernüchterung, denn Status Quo erging es wie allen Rockbands mit einem Mega-Hit: Sie werden darauf reduziert. Wenn es auch noch eine Coverversion ist, wendet sich der Fan der ersten Stunde ab. Einige Anhänger von ›In The Army Now‹ (1986) hingegen geben teilweise ihre Karten zurück, als sie herausfinden, dass die ‚Frantic Four‘ (nach einem Zitat der Hollies) lieber ihr Frühwerk mit Perlen wie ›Backwater‹, ›Just Take Me‹, ›Blue-Eyed Lady‹, ›Oh Baby‹, ›Little Lady‹, ›Railroad‹ und ›(April) Spring, Summer And Wednesdays‹ ausgegraben haben.
Schon das legendäre Jackie-Lynton-Intro („Is there anybody out there who wants to rock?“) wird von 6.000 Kehlen mitgebrüllt, dann beginnen die 90 Minuten der drei Akkorde. Beinahe jede Zeile wird inbrünstig mitgesungen, auf den Stühlen hält es niemanden mehr. Quo präsentieren sich als Einheit, Francis Rossi und Rick Parfitt halten sich im Gegensatz zu 2013 nicht mehr vornehm zurück. Trotzdem liegt das Hauptaugenmerk auf Alan Lancaster und Drummer John Coghlan.
Vor allem der Bassist genießt die wieder gewonnene Aufmerksamkeit sichtlich, auch wenn er sich aufgrund seiner MS-Erkrankung kaum bewegen kann. Seinen Gesangsleistungen bei den Coverversionen ›Junior’s Wailing‹, ›Roadhouse Blues‹ oder ›Bye Bye Johnny‹ schadet es nicht, sein schleichender, tapsiger, seltsam steifer Gang macht trotzdem Angst und Bange.
Aber hier zählt die Musik. Quos letzter Tanz mit den Songs, die Jahrzehnte nach ihrem Erscheinen noch immer im Stammhirn sitzen, weil sie mit imaginären Schneidbrennern hineingefräst wurden: ›Is There A Better Way‹. ›Down Down‹. ›In My Chair‹. ›Rain‹. ›Most Of The Time‹. ›Forty Five Hundred Times‹, ›Big Fat Mama‹ und ›Caroline‹. Simpel, aber genial. Bis auf die üblichen zynischen Ansagen Rossis brettern Status Quo 90 Minuten ohne Verschnaufpause durch ein grandioses letztes Mal, das mit 18 Songs den Programmen aus den wilden 70ern in nichts nachsteht.
Status Quo: Oberhausen, König Pilsener-Arena
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