Vom Soul-Himmel der 70er in die Wirren der Gegenwart
St. Paul & The Broken Bones brechen mit der Vergangenheit. Auf ihrem inzwischen vierten Album
macht die achtköpfige Band aus Birmingham, Alabama, einen ordentlichen Satz nach vorn in der der Musikgeschichte und tauscht den Gospel-geküssten Soul-Sound mit hinreißendem Retro-Flair, der ihr
bisheriges Tun bestimmte, gegen einen deutlich moderneren Klanganstrich ein. Kamen ihre besten
Lieder zuvor oft auf Samtpfoten und mit klassischen Bläsersätzen daher, entdecken die Südstaatler nun ihre Lust am grenzenlosen Experimentieren jenseits konventioneller Songstrukturen und haben dabei keine Angst, im Eifer des Gefechts auch mal über das Ziel hinauszuschießen. Inspiriert von griechischer Mythologie, Sci-Fi-Dystopien und der Kolonialgeschichte ihrer Heimat an der Golfküste tauchen Frontmann Paul Janeway und die Seinen für THE ALIEN COAST ab in der Welt von Rock’n’Roll, R’n’B, Psychedelia, Stoner Metal, Gospel und Jazz-Funk und katapultieren sich so vom Soul-Himmel der 70er in die Wirren der Gegenwart. Das Resultat ist ein in Töne gegossener Fiebertraum, explosiv und schwindelerregend zugleich.
6 von 10 Punkten
St. Paul & The Broken Bones, THE ALIEN COAST, ATO/PIAS/ROUGH TRADE