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Shrapnel Records: Die schnellsten Gitarristen der Welt

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Shrapnel Records: Die schnellsten Gitarristen der Welt

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Richie Kotzen: In Philadelphia gab es einen Manager, der an mir interessiert war und mich zu überzeugen versuchte, nicht bei Mike zu unterschreiben. Er wollte mir und meinen Eltern er-klären, dass ich kein Instrumentalist sein wollte. Er sagte: „Ich stelle dich mir eher wie eine Debbie Gibson vor.“ Bald darauf saß ich mit meinem Dad und meiner Mom in Mikes Haus und Dad sagte: „Ich stelle mir meinen Sohn eher wie eine Debbie Gibson vor.“ Ich wollte mich in einem kleinen Loch verkriechen und sterben.

Mike Varney: Kotzen hatte so viel Charisma und als Gitarrist standen ihm alle Türen offen. Er spielte alles auf seinem ersten Soloalbum. Danach sagte ich: „Mann, ich muss dich singen lassen.“ Er war offen dafür. Und sieh ihn dir heute an. Über weite Teile der 80er war Shrapnel ein Label nur für Männer. Das änderte sich, als Varney Phantom Blue signte, eine komplett aus Frauen bestehende Band mit den Gitarristinnen Michelle Meldrum und Nicole Couch. Letztere hatte am „Guitarist Institute Of Technology“ studiert und Unterricht bei Paul Gilbert genommen.

Nicole Couch (Phantom Blue): Mike sagte mir, er habe in seinem Leben noch nie Kaffee oder eine Cola light getrunken. Das konnten wir kaum fassen. Wir waren zwar keine Satansbraten, aber doch ein ziemlich robuster Haufen Mädels. Eines Tages kam Richie Kotzen ins Studio und Michelle sagte: „Richie, wie bist du nur in diese Hosen gekommen? Sie sind so ENG.“ Es war ihm furchtbar peinlich. Mike Varney: Mir gefielen ihre Songs, aber ich fand, sie brauchten noch etwas anderes. Also schlug ich vor, dass sie mit Marty schreiben sollen. Das Ergebnis war ›Why Call It Love?‹.

Nicole Couch: Es war balladenhafter, als wir das gewohnt waren, aber trotzdem ein guter Song. Wir waren nicht unbedingt die hübscheste Band. Viele der Jungs sahen besser aus als wir. Aber als Frauen zogen wir dennoch viele Leute in unsere Shows. Wir verteilten Flyer am Sunset Strip und dann hieß es, „Oh, Mädels!“. Wir sagten nur: „Yeah, schau doch vorbei.“ Couch und ihre Bandkolleginnen waren vielleicht wild, aber sie waren die Ausnahme. Die Shrapnel-Künstler waren größtenteils genauso brav wie ihr Boss. Es wurde wenig getrunken und Drogen fanden überhaupt nicht statt.

Richie Kotzen: Ich glaube nicht, dass irgendjemand von uns viel gefeiert hat. Wir waren so diszipliniert und versuchten, immer noch besser zu werden. Viele von uns kamen aus verschiedenen Städten, es war also nicht so, dass wir uns zum Saufen getroffen hätten oder so.

Paul Gilbert: Am ehesten gingen wir zum Bowlen oder spielten Scrabble. Das war ziemlich nerdy, aber dann schnallten wir die Gitarren um und vernichteten die Leute mit unserer Musik. Dabei fühlten wir uns ziemlich gut.

Mike Varney: Viele dieser Jungs hatten gerade ihre erste Freundin, als ich sie kennenlernte, und einige heirateten sie sogar. Für die meisten von ihnen ging es nicht um Mädchen.

Marty Friedman: Wir nahmen keine Drogen, aber klar, wir hatten schon viel mit Mädchen. Die Hälfte des Publikums waren Frauen, also stylten wir uns total auf, denn darauf standen sie. Wir wussten, wenn wir wie Poison aussehen, war es egal, dass wir progressive, verrückte Gitarrenmusik spielten. Nach der Show traf sich jedes Mitglied mit einem oder mehreren Mädchen und man plante, sich am nächsten Morgen wieder zu treffen, um in die nächste Stadt zu fahren. So wurden wir flachgelegt und mussten kein Hotel bezahlen.

Paul Gilbert: Ich hatte immer gehofft, dass uns das passieren würde, aber ich war so ein Nerd, dass ich mir nach den Konzerten sofort die Gitarre schnappte und an den Sachen zu arbeiten begann, die ich meiner Meinung nach nicht gut genug gespielt hatte. Ich hatte keine Ahnung, was ich tun sollte, also war ich auf dem Gebiet nicht annähernd so erfolgreich, wie ich es gern gewesen wäre. Aber wenigstens wurde ich sehr gut an der Gitarre.

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