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Roger Waters: „Sonst geht die Scheiße hoch“

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Roger Waters: „Sonst geht die Scheiße hoch“

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Was regt dich an Trump besonders auf?
Wo soll ich anfangen? Vielleicht bei diesem Bullshit, zu glauben, die weiße Rasse sei anderen Rassen überlegen. Trump steht exemplarisch für diesen wahnhaften Unsinn. Es ist widerlich und macht mir durchaus Angst. Aber das Gute ist: Die Rassisten und Menschenfeinde sind in der Unterzahl. Wir sind mehr. Gott sei Dank. Aber diese Welt, in der wir leben, sie ist bizarr wie lange nicht. Die Obszönität und die Unmenschlichkeit einer Politik, die dein Grenzbeamter so fantastisch findet, ist unbeschreiblich. Ich verachte das und bin so froh, dass du mir das erzählt hast. Denn es ist wahr: Viele mögen Donald Trump, weil er grausam ist.

Wie stark hat Trumps Aufstieg das Album beeinflusst?
Gar nicht. Er hat im Grunde nichts mit den Songs zu tun. Und er braucht mich auch nicht, um von mir entzaubert zu werden. Das kriegt er auch ganz alleine hin. Ganz am Ende haben wir allerdings noch ein, zwei Zitate von ihm eingebaut. Ich werde in der Live-Show stärker auf ihn eingehen. Etwa auf seine Aussage „Chaos, welches Chaos? Wir sind eine gut geölte Maschine“. Und wie er immer sagt „Ich habe gewonnen, ich habe gewonnen“, als wenn es nur darum ginge. Es ist alles so verrückt. Im Rest der Welt werden die Vereinigten Staaten mittlerweile bemitleidet und bedauert. Typen wie dein Grenzpolizist sind im Ausland eher selten anzutreffen. Zum Glück.

roger waters clip

Europa ist auch nicht gerade vorbildlich im Ignorieren von Populisten.
Das stimmt leider. Le Pen! Was? 30 Prozent der Franzosen haben für diese Frau gestimmt? Oder die Briten, die mehrheitlich die EU verlassen wollten. Was zum Teufel stimmt mit dem Leuten nicht? So dumm, so schrecklich dumm.

Bist du heimlich froh über Trump als Präsidenten? Hillary Clinton hätte kaum so ein perfektes Feindbild ab­­gegeben.
Nein, ich bin nicht froh über Trumps Präsidentschaft. Mein Album wäre ohne ihn praktisch genauso geworden. Und was Hillary Clinton angeht: In gewisser Weise bin ich sogar froh, dass sie es nicht geworden ist.

Warum das?
Weil ich sie hasse! Sie ist so eine Kriegstreiberin. Und du kannst in ihren Augen richtig sehen, wie sehr sie es wollte. Wie sehr sie der erste weibliche Präsident werden wollte, um anschließend die Menschen töten zu können. Sie hätte den Iran besetzt und sie ist auch Befürworterin des israelischen „Tötet die Palästinenser“-Mantras, das ich sehr klar ablehne. Oh, sie hätte die Dinge nur noch schwieriger gemacht, weil sie eben nur so tut, als würde sie demokratische Entscheidungen fällen. In Wirklichkeit ist sie auch nicht besser als die Republikaner.

THE WALL drehte sich um Widerstand und Revolution, das neue Album dreht sich um Widerstand und Revolution. Ist dies das Thema deines Lebens?
Vielleicht, ja. Ist es nicht das Thema des Lebens von uns allen? Entweder du widersetzt dich oder du endest in einem autoritären, dystopischen Gebilde von einem Staat. Du kannst entweder „Schöne Neue Welt“ lesen und dich erschrecken, oder du denkst dir „Ich habe dieses neue iPhone, das reicht mir“. Es juckt mich nicht, wenn Kinder von Drohnen getötet werden, jeden Tag. Passiert ja nicht bei mir vor der Tür. Dabei musst du dir nur ausmalen, du bist Elternteil eines toten Kindes, das du entstellt aus einem Berg von Müll und Trümmern herausziehst. Stell dir nur dieses Gefühl vor, und dann sag nochmal, es ist dir egal! Wir müssen aufstehen und jeden Tag „Nicht in meinem Namen“ schreien.

Du benutzt in deinen Texten sehr harsche Worte und Flüche. Viel „fuck“, „shit“ und ähnlich derbe Sprache. Sollte das die Wortwahl eines 73-Jährigen sein?
Ja, wieso denn nicht? Flüche und dreckige Wörter stören mich nicht. Ich stehe dazu. Das ist meine Sprache, in der ich mich nun einmal ausdrücke. Kinder können das ruhig auch hören, die reden doch ohnehin nicht anders.

Musikalisch sind viele Stücke sehr weich, zärtlich und ruhig. Ist das ein bewusster Kontrast? Wolltest du harte Worte in schöne Songs einpacken?
Nein, nein, solche Überlegungen habe ich nicht angestellt. Ich bin kein guter Stratege. Es ist einfach das passiert, was passiert, wenn ich Songs schreibe.

Du liebst offensichtlich Konzeptalben. Schon THE DARK SIDE OF THE MOON war eines, das neue ebenfalls. Wollen das die Leute noch hören?
Das will ich doch hoffen. DARK SIDE verkauft sich bis heute immer noch gut, junge Leute erkennen an, dass wir uns damals noch wirklich auf die Musik konzentriert haben. Heute macht sich kaum noch jemand viele Gedanken, alle wollen nur noch den einen Song, den schnellen Hit. Wir Liebhaber von Konzeptalben sind in der Minderheit den Menschen gegenüber, die lieber drei Minuten lang heiße Luft hören wollen.

Hast du es eigentlich jemals bereut, vor mehr als 30 Jahren Pink Floyd verlassen zu haben?
Nein, warum sollte ich? Das Geld? Du wirst nicht glücklicher, wenn du noch mehr davon hast. Die vermeintliche Sicherheit und Verlässlichkeit eines Markennamens kann auch eine Falle sein. Ich behaupte nicht, dass Langlebigkeit im Rock‘n‘Roll generell eine schlechte Sache sein muss. Viele Bands lieben sich und machen immer weiter. Aber es ist zu verlockend, zu bequem. Was mir heute allerdings Leid tut: Ich war der „bad guy“ bei Pink Floyd, weil ich eben derjenige war, der ging. Rückblickend wäre ich lieber nicht der Böse gewesen.

Wirst du auf der „Us + Them“-Tournee, mit der du 2018 nach Europa kommen wirst, auch Pink-Floyd-Songs spielen?
Einen ganzen Haufen sogar. Weil ich sie immer noch gern mag, und weil sie zum neuen Material passen. ›Us + Them‹ oder THE DARK SIDE OF THE MOON – zeitgemäßer geht es ja gar nicht. Die Botschaft des ganzen Konzerts ist zugleich meine Botschaft: Wir müssen uns darüber klarwerden, dass wir hier unten zusammengehören. Sonst geht die ganze Scheiße hoch.

Der ehemalige Pink-Floyd-Keyboarder Richard Wright ist 2008 verstorben. Siehst du die Chance, dass die verbliebenen Mitglieder der Band noch einmal gemeinsam auf einer Bühne stehen werden?
Hmm, eher nein. Ich denke, das wird nicht mehr passieren.

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