Sir Rod Stewart erzählt im Zwiegespräch mit unserem Gastautor Bryan Adams von seiner Musik, dem Leben auf Tour, den Schwierigkeiten, bei der Jeff Beck Group bezahlt zu werden, seiner Leidenschaft für Modelleisenbahnen, seinem „großen Glück“ und mehr. (Text: Fraser Lewry)
Als Rod Stewart sich letztes Jahr dabei filmte, wie er ein Schlagloch in der Nähe seines Hauses in Harlow in der Grafschaft Essex selbst auffüllte, ging das Video um die Welt. Die örtlichen Behörden hatten immer wieder Hilfe verweigert, also schritt der einstige Faces-Frontmann kurzerhand selbst zur Tat, zog sich eine reflektierende Schutzweste über und nahm eine Schaufel in die Hand. Dieser Mann-des-Volks-Ansatz hat ihn zu einem Star gemacht – der Junge von nebenan mit der Stimme eines Gottes. Kein Wunder, dass Bryan Adams ihn interviewen will. Adams ist bei sich zu Hause in Vancouver. Stewart ist in seiner Wohnung hoch in den Hügeln von Beverly Hills und spielt Rod Stewart perfekt: das offene Hemd, das sorgsam zerzauste Haar, das Funkeln in den Augen, das allgegenwärtige Kichern. Er sieht sich ein Fußballspiel an, während er das Interview mit Adams führt, und es gibt genauso viel Tratsch und Scherzereien wie Geschichten über Long John Baldry, Jeff Beck und andere. Doch zunächst gibt es da natürlich das extrem wichtige Thema des Kiesschaufelns zu erörtern.
Bryan Adams: Was machen die Schlaglöcher in deiner Gegend?
Rod Stewart: Sie wurden alle repariert. Ich habe die Gemeinde und die Regierung blamiert.
Bryan Adams: Was ist denn nur das Problem der Gemeinden?
Rod Stewart: Wie die meisten Gemeinden – vor allem in Großbritannien, aber auch überall sonst – hat niemand Geld. Hier in Kalifornien ist es genau dasselbe. Schwarzenegger zog los und hat sich darum gekümmert. Hast du das gesehen? [Arnold Schwarzenegger füllte in seinem Stadtviertel Brentwood in Los Angeles Schlaglöcher auf, nachdem die Beschwerden der Anwohner an die Behörden auf taube Ohren stießen]
Bryan Adams: Ja, ich hab’s mitbekommen. Du inspirierst die Leute überall. Ich liebe diese Geschichte. Und ich bin mir sicher, dass ihr in Kalifornien keine Schlaglöcher habt, oder?
Rod Stewart: Doch, natürlich.
Bryan Adams: In deiner Gegend?
Rod Stewart: Nicht in der unmittelbaren Umgebung meines Hauses. Aber ich lebe oben in den Hügeln – in einer Privatenklave, wenn’s recht ist. Aber wenn du runter in die Stadt fährst, wird es ein bisschen holprig. Am schlimmsten war es in Mexico City. Das ist der übelste Ort in Sachen Schlaglöcher. Du kannst tagelang in ihnen verloren gehen.
Bryan Adams: Deshalb mussten sie wohl alle da runter fahren, um ein paar Löcher aufzufüllen … Aber Themawechsel. Rod, als ich Sänger wurde, gab es den Moment, in dem mir bewusst wurde: „Das ist gut. Ich habe eine Stimme.“ Was war für dich der Moment, in dem du dachtest: „Oh, ich kann singen?“
Rod Stewart: Als ich noch klein war, sechs oder sieben, hatten wir riesige Familienfeiern. Meine Eltern, meine Brüder, sie hatten alle gute Stimmen, sie konnten singen. Also war ich umgeben von Menschen, die das alle hätten machen können. Doch in meinen Beatnik-Tagen damals am Strand von Brighton, mit 16 oder 17, baten mich Leute, die Gitarre rauszuholen und dies oder jenes von Woody Guthrie zu spielen. Da dachte ich: „Ich muss wohl etwas haben.
Bryan Adams: Ich liebe die Geschichte, wie du auf einem Bahnsteig gespielt hast. Ist es wahr, dass du da entdeckt wurdest?
Rod Stewart: Yeah. Kennst du Long John Baldry? Er und Cyril Davis brachten den Blues nach Großbritannien und versuchten, Muddy Waters rüberzubringen. Ich hatte gerade seine Band gesehen und stand an Gleis 7 auf dem Weg nach Hause, und er [Baldry] stand an Gleis 6 oder wo auch immer. Ich spielte eine Mundharmonika und sang für mich selbst, einen alten Song von Muddy Waters, da kam er herüber und sagte: (in Oberschicht-Akzent) „Junger Mann, würdest du gerne als Backing-Sänger in die Band einsteigen?“ Das tat ich dann auch und so fing alles an. Ich bekam 35 Pfund die Woche, damals ein Vermögen. Der Durchschnittslohn betrug 20 Pfund die Woche.
Bryan Adams: Long John Baldry spielte vor Jahren in meiner Nähe in Vancouver, aber in einem Restaurant.
Rod Stewart: Ich habe immer noch seine Gitarre. Da steckt seine Asche drin, wenn ich sie ein bisschen schüttle, kann ich ihn also hören. Er ist immer noch bei mir.