Noch besser läuft es für Saxon: Die Yorkshire-Truppe knackt mit WHEELS OF STEEL die Top fünf und beweist damit, dass die New Wave Of British Heavy Metal nicht nur eine kleine Minderheit in Ekstase versetzt, sondern die Massen bewegen kann.
Übertroffen werden die Stahl-Schmieder allerdings von den Prog-Ikonen Genesis, die sich in diesem Monat mit DUKE an die Spitze der UK-Bestenliste setzen. In den USA bringt derweil Joe Perry sein erstes Soloalbum auf den Markt – ein erstes Zeichen für den Niedergang von Aerosmith in der ersten Hälfte der Achtziger. Journey dagegen beweisen, dass sie zu Höherem berufen sind: Ihr sechstes Werk DEPARTURE verhilft ihnen in ihrer Heimat zu Superstar-Status.
Der April steht ganz im Zeichen des Schwermetalls: Für Headbanger ist dieser Monat der wichtigste des Jahres. Sage und schreibe fünf wegweisende Platten kommen innerhalb dieser vier Wochen in die Läden. Black Sabbath veröffentlichen HEAVEN & HELL, die Scorpions ANIMAL MAGNETISM, Van Halen WOMEN AND CHILDREN FIRST, Judas Priest BRITISH STEEL und Iron Maiden ihr gleichnamiges Debüt.
Zudem kann Phil Lynott mit SOLO IN SOHO den Preis für eines der besten Solo-Alben aller Zeiten einheimsen, während seine Musikerkollegen von Magnum mit MARAUDER weiter in Bombast-Pomp-Regionen vorstoßen.
Nach diesem grandiosen Frühjahrsauftakt kühlt eine weitere Tragödie die Euphorie im Rock-Business ab: Ian Curtis nimmt sich am 18. Mai das Leben. Nur zwei Monate später kommt er mit dem Joy Division-Meisterwerk CLOSER posthum zu Ruhm und Ehren.
Abgesehen von diesen Hiobsbotschaften ereignet sich im Mai nur wenig Substanzielles: Lediglich Whitesnakes READY AN’ WILLING und Peter Gabriels MELT, bei dem vor allem die Kate Bush-Kollaboration ›Games Without Frontiers‹ Begeisterungsstürme hervorruft, gehen als Erfolge in die Rock-Annalen ein. Paul McCartney versucht sich mit II an einem weiteren Solowerk, allerdings derart lustlos, dass er es auch gleich hätte sein lassen können.
Der Juni wartet mit gleich mehreren Alben bekannter Rocker auf. Sammy Hagar bemüht sich mit DANGER ZONE, Ted Nugent macht es mit SCREAM DREAM allerdings weitaus besser. Ebenso Blue Öyster Cult, die mit CULTOSAURUS ERECTUS zu alter Form auflaufen. Kiss dagegen legen mit UNMASKED – zu Unrecht – eine Bruchlandung hin.
In Großbritannien versucht sich Jeff Beck derweil mit THERE AND BACK weiter an der Fusion von Rock und Jazz, während die Rolling Stones sich mit EMOTIONAL RESCUE nicht gerade mit Ruhm bekleckern. Abgesehen vom Titelstück zündet kaum eine Nummer nachhaltig.
Auch der Nachwuchs schläft nicht: Bruce Dickinson beeindruckt mit seiner Leistung auf Samsons HEAD ON seine späteren Arbeitgeber Iron Maiden, und die Motörhead-Lieblinge Girlschool, eine der ersten Frauen-Rockbands, legen mit DEMOLITION den Grundstein für ihre Karriere.
Auch in Deutschland tut sich einiges in Sachen harter Musik: Accept, die schon mit ihrem 1979er-Erstwerk auf sich aufmerksam gemacht haben, legen mit I’M A REBEL nach – und verbuchen dank des Titeltracks eine erste Hymne auf ihrem Haben-Konto. Zudem sind auf der Platte erste Einflüsse der New Wave Of British Heavy Metal zu erkennen, die Udo Dirkschneider & Co. auf BREAKER weiter ausbauen.
Im Juli erreicht das Jahr seinen musikalischen Höhepunkt: Erst überzeugen Queen mit THE GAME, dann kehren AC/DC zurück. Mit dem neuen Sänger Brian Johnson veröffentlichen sie BACK IN BLACK – eine Hommage an Bon Scott, die zum erfolgreichsten Album der Band-Karriere wird. Es geht rund 42 Millionen Mal über den Ladentisch. Daneben verkommen alle anderen Veröffentlichungen zu Randnotizen, selbst wenn METAL RENDEZ-VOUS von Krokus mehr Aufmerksamkeit verdient hätte.
Alles in allem ein interessanter Rückblick auf 1980, mit einem kleinen Fehler. Queen haben sicher nicht mit „The Game“ überzeugt. Im Gegenteil, meiner Meinung nach war „The Game“ der Anfang vom Abstieg von Queen.