Nach dem ruhigen ›Rainbow‹ lässt Robert Plant mit einem verschmitzten Grinsen verlauten: „Jetzt spielen wir einen Song, den wir vor ungefähr einer Woche geschrieben haben“ – und die schweren Bass-Klänge von ›Black Dog‹ erklingen. Wieder ist das Publikum restlos begeistert. Die Solo-Einlagen seiner beiden Gitarristen Liam „Skin“ Tyson und Justin Adams sind grandios, was die Wehmut über das Fehlen des Gitarrenvirtuosen Jimmy Page für den Rest des Abends ein wenig verblassen lässt.
Billy Fuller am Bass und Kontrabass und John Baggott am Keyboard machen das Line-Up vollständig und die Truppe bringt das herüber, was Robert Plant schon immer am wichtigsten war: den Spaß und die Freude an der Musik. Bei ›Whole Lotta Love‹ unterhält sich Robert wie früher indirekt mit seinen Fans. Er fragt in die Runde: „Does anybody here need some love?“. Als er nur von ca. zwei Zuhörern eine Antwort bekommt, singt er „only two sweet people here need some love…“, worauf die ehrwürdig lauschende Menge wieder aufwacht und beim Refrain laut mitschreit. Das erste Set ist damit beendet.
Doch so schnell lassen seine enthusiastischen Fans ihn nicht gehen. Die erste Zugabe folgt mit dem Zeppelin-Klassiker ›Rock’n’Roll‹, womit Plant beweist, dass er sich immer noch in stimmliche Höhen begeben kann. Danach verlassen Robert Plant und Co. überraschend schnell wieder die Bühne, worauf sich einige Fans verwundert fragen, ob es schon vorbei ist. Nein, noch nicht. Die zweite Zugabe ›Going To California‹, die von einem gefühlvollen Akustik-Solo von Tyson eingeleitet wird, lässt den grandiosen Konzert-Abend wunderschön ausklingen.
Robert Plant ist auch in seinem Alter noch auf einzigartige Weise in der Lage, sein Publikum in den Bann zu ziehen. Und das für knapp zwei Stunden. Er versteht es, die Vergangenheit zu würdigen und dabei nicht zu vergessen, dass wir alle im Hier und Jetzt leben (sollten). Die Songauswahl war der perfekte Mix aus alt und neu. Er ist und bleibt auf seine eigene Art ein Meister, egal ob mit grauen oder blonden Locken und auch ohne die anderen drei Viertel von Led Zep.