Gleich zwei Entwicklungen stimmen uns froh angesichts der Veröffentlichung des erst fünften Albums seit Gründung von Life Of Agony 1989: Erstens, dass der Wandel von Keith zu Mina Caputo fast nur positive Aufmerksamkeit erregte, grundsätzlich aber ziemlich unaufgeregt aufgenommen wurde. Und zweitens, dass zum ersten Mal seit ihrem sagenhaften Debüt RIVER RUNS RED von 1993 wieder so etwas wie ein Hype diese Band zu umgeben scheint. Das Allerbeste aber: Nach dem holprigen UGLY, dem melodischen, aber missverstandenen SOUL SEARCHING SUN und dem gelungenen, aber unfairerweise ignorierten BROKEN VALLEY scheinen die Sinuswellen aus persönlicher wie musikalischer Weiterentwicklung, gebotener Qualität und Interesse seitens der Öffentlichkeit hier in einem grandiosen Klimax zu kollidieren. A PLACE WHERE THERE‘S NO MORE PAIN ist unumwunden das beste Life-Of-Agony-Album seit dem Erstling, vielleicht sogar das beste überhaupt. Die rohe Emotion, die den New Yorkern seither eine so ergebene Fanbase bescherte, wurzelte damals in schierer, bisweilen auch für den Hörer kaum ertragbarer Verzweiflung. Hier fußt sie auf einer ganz neuen Stärke, der entfesselten Energie einer gepeinigten Seele, die einen jahrzehntelang überfälligen Befreiungsschlag bewältigt hat und nun nicht mehr gegen den Schmerz ansingt, sondern Kraft daraus zieht. Dass diese überwältigenden Gefühle auf Songs treffen, die nicht nur bestechend grooven (schon immer ein Markenzeichen der Truppe), sondern auch noch eine Vielschichtigkeit und souveräne Reife einer ganz neuen Dimension an den Tag legen, perfektioniert ein Werk, das schon jetzt als eines der absoluten Highlights des Jahres gelten muss. Einfach nur: wow!
9/10
Life Of Agony
A PLACE WHERE THERE‘S NO MORE PAIN
NAPALM/UNIVERSAL