Ein Leben in mehr als zwölf Takten: Soundtrack-Doppel-CD zur gleichnamigen Kinodoku.
In den Mittsechzigern stand auf einer Londoner Mauer „Clapton Is God“ gepinselt. Ein ebenso plakativ unsinniger wie für den angeblich Geehrten gefährlicher Slogan. Wie sehr der britische Gitarrenvirtuose und manische Blues-Enthusiast nach dem weltweiten Durchbruch im Trio Cream außer Balance geriet, dürfte hinlänglich im kollektiven Pop-Bewusstsein gespeichert sein: Jahrelanger schwerer Heroinabhängigkeit folgte eine ebenso herbe Alkoholsucht. Dass seine Musik ihm immer wieder als Therapie bis zur endgültigen Genesung diente, grenzt an ein Wunder angesichts diverser Freunde und Wegbegleiter, denen das nicht vergönnt war.
Die Doppel-CD LIFE IN 12 BARS, der Soundtrack zu gleichnamiger Kinodoku von Regisseurin Lili Fini Zanuck, versammelt auf 32 Tracks, davon fünf bislang unveröffentlicht, die Essenz des Meisters. Blues von den Originalen Muddy Waters und Big Bill Broonzy liefert den Einstieg. Danach folgen sämtliche Stationen in Chronologie bis zum Jahre 1974: Eric Claptons Snobismus ließ ihn rasch von der R&B-Combo The Yardbirds (›I Wish You Would‹, ›For Your Love‹) zu John Mayalls puristischen Bluesbreakers (›Steppin’ Out‹, ›All Your Love‹) wechseln. Als Beispiele für die gigantomanische Cream-Ära dienen Studioversionen (›I Feel Free‹, ›Strange Brew‹, ›Sunshine Of Your Love‹, ›Badge‹) sowie die Livemitschnitte ›Crossroads‹, ›Spoonful‹ und ›White Room‹. Den Sessionmusiker Clapton gibt es auf Aretha Franklins ›Good To Me As I Am To You‹ sowie ›While My Guitar Gently Weeps‹ von den Beatles und George Harrisons ›My Sweet Lord‹ zu hören.
Es folgen die Intermezzi mit Blind Faith (›Presence Of The Lord‹) und Delaney, Bonnie & Friends (›Comin’ Home‹), bevor Clapton sowohl als Solist wie auch bei Derek And The Dominos (insgesamt sieben Studio- und Live-Tracks) zum ureigenen, seither nur noch wenig variierten, mehrheitlich von Amerikanismen geprägten Stil findet. Nach Junkie-Durchhängern in den frühen 70er-Jahren folgte 1974 das fulminante Comeback 461 OCEAN BOULEVARD. Da findet sich auch die bis dato unveröffentlichte Full-Length-Version von Bob Marleys ›I Shot The Sheriff‹.
9/10
Eric Clapton
LIFE IN 12 BARS
UNIVERSAL