Film-Noir-Feeling von zwei strahlkräftigen Frontfiguren
Wenn man so will, hat Bobby Gillespie eine solche Platte vor 19 Jahren schon angedeutet. Damals waren der streitbare Schotte und seine Band Primal Scream, diese schillernden Britrock-Chamäleons, die von Janglepop, Avant Dub, Stones-Blues und Agit-Polit-Noise alles schon meisterten, gerade in einer – echt jetzt! – Schmirgelkraut-Elektrophase. So coverten sie auf dem 2002er Album EVIL HEAT mit Gaststimme Kate Moss den Nancy Sinatra/Lee Hazelwood-Klassiker ›Some Velvet Morning‹ als knarzenden Schwarzlichtdisco-Track. Also nicht als den orchestralen Noir-Schmachtfetzen, als den man das Original kennt. Eben diesen Sound greift Gillespie dafür verspätet auf UTOPIAN ASHES auf. Ein Album, das es freilich nicht gäbe ohne Jehnny Beth. Die charismatische Wahl-Londoner Französin von den Femme-Post-Punks Savages ist für den Veteranen eine Songwriting-und Performance-Partnerin auf Augenhöhe.
Die beiden schlüpfen in die Rollen eines sich trennenden Paares und singen neun Hassliebe-Duette, sexuell aufgeladen, bittersüß, elegant und dramatisch, untermalt von malerischen Streichern und einer organisch groovenden Band, die aus drei Primal-Scream-Mitgliedern und Jehnnys Partner Johnny Hostile besteht. Für Musik wie diese wurde das Adjektiv „cinematic“ erfunden.
8 von 10 Punkten
Bobby Gillespie and Jenny Beth/ UTOPIAN ASHES/ SONY