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Queen: Die 50 besten Songs – Teil 5

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Queen: Die 50 besten Songs – Teil 5

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Platz 10: ›I Want To Break Free‹
THE WORKS, 1984

Könnte irgendjemand jemals den Anblick von Roger Taylor als Schulmädchen vergessen? Oder den von Freddie Mercury beim Staubsaugen in Frauenklamotten – natürlich mit Schnauzbart? Wahrscheinlich nicht. David Mallett hatte das bemerkenswerte Video zu diesem Hit gedreht, der Clip kostete geschätzte 100.000 Pfund und hatte all die Zutaten eines gewöhnlichen Sozialdramas. Doch er avancierte bald zu einem der legendärsten Videos der Band überhaupt. Die puritanischen Langweiler bei MTV nahmen natürlich daran Anstoß – Transvestiten waren wohl nicht so ihr Ding – und verhinderten folgerichtig dessen Ausstrahlung in Nordamerika. Was aber absolut nichts an seinem durchschlagenden Erfolg änderte. Doch der Clip war nicht das einzige, was den Song zu so einer brillanten Single machte. Geschrieben von John Deacon, waren der einfache Rhythmus, das Synthie-Intro und die mächtigen Gitarren die perfekte Begleitung des unverblümten Textes über den Ausbruch aus dem langweiligen Alltagstrott. Den Rest besorgte dann Mercurys messerscharfe Gesangs-Performance. „John schrieb nicht viele Songs, aber die meisten davon machten sich auf jeden Fall bemerkbar“, sagte May 2003.

Platz 9: ›Innuendo‹
INNUENDO, 1991

Das düstere, komplexe ›Innuendo‹ von Roger Taylor wurde schon als „›Bohemian Rhapsody‹ der 90er“ bezeichnet. Das Titelstück des letzten Albums, das zu Mercurys Lebzeiten veröffentlicht wurde – inklusive eines Gastauftritts von Steve Howe, der es „Heavy-Metal-Flamenco“ nannte –, begann als Jam, bis es sich zu einem fließenden Song mit fantastischen Synthie-Orchestrierungen entwickelte. Und dann ist da noch der geniale, packende Text: „Surrender your ego, be free, be free“. Sie wussten, dass ihre Zeit als Studioband ablief, also taten sich die vier Mitglieder noch mal zusammen mit dem Ziel, mit INNUENDO etwas zu erschaffen, das so kraftvoll wie ihre beliebtesten Alben war. Dieses Lied mag riskant gewesen sein, doch man hatte schließlich nichts mehr zu verlieren. „Es hat diesen Bolero-Rhythmus“, so May 1991. „Das wird die erste Single sein. Das ist schon ein Risiko, aber es ist mal etwas anderes, und entweder gewinnt man alles oder verliert alles. Es klang gut und fühlte sich gut an, also blieben wir dabei.“ Und es sollte sich auszahlen. Trotz gemischter Kritiken – für Queen nichts Neues – stürmte der Song auf Platz 1.

Platz 8: ›Under Pressure‹
HOT SPACE, 1982

Roger Taylor hat wohl Recht, wenn er sagt, dieses Stück mit David Bowie sei „eine der besten Sachen, die wir je gemacht haben.“ Es war das erste Mal überhaupt, dass sie mit einem anderen Künstler zusammengearbeitet hatten – und das zweite Mal, dass sie in Großbritannien Platz 1 erreichten. Sowohl Queen als auch David Bowie waren im Oktober 1981 zufällig in Montreux. Der Schweizer Promoter Claude Nobs sagt: „Wir hatten eine große Grillparty bei mir zuhause mit viel Wein, und das Wetter war wunderschön. Um Mitternacht sagte ich zu ihnen: ‚Wieso geht ihr nicht ins Studio und macht etwas zusammen?‘ Sie sahen mich an und sagten: ‚Was meinst du?‘ Und ich erwiderte: ‚Man bekommt Queen und David Bowie nicht oft zusammen, warum geht ihr also nicht ins Studio und seht mal, was ihr tun könnt?‘“ Am nächsten Morgen war der Song fertig. Unterlegt von einer der genialsten Basslinien der Popgeschichte von John Deacon, stammte ein Großteil des Arrangements von Mercury, dessen euphorisierender Gesang perfekt zu Bowies passt, ihm aber spektakulär die Show stiehlt. Bowie wollte offenbar alles noch mal neu aufnehmen, doch Queens Sinn für das Spontane behielt die Oberhand.

Platz 7: ›Killer Queen‹
SHEER HEART ATTACK, 1974

„Man erwartet fast, dass Noel Coward das singt“, sagte Freddie über diese Ode an ein Edel-Callgirl. „Das ist eine dieser Nummern für Melone und schwarze Hosenträger.“ Ende 1974 erreichte ›Killer Queen‹ Platz 2 der britischen Charts – der große Durchbruch für die Band. Er stellte Mercury als einzigartiges Talent vor und war ein perfekt abgeschmeckter Popsong mit einem faszinierenden Text voller legendärer Zeilen: „Gunpowder, gelatine/Dynamite with a laser beam/Guaranteed to blow your mind“. Außerdem hören wir das vielleicht grandioseste Gitarrensolo von Brian May aller Zeiten. Viele haben behauptet, die Inspiration hinter dem Song zu sein, an erster Stelle Eric „Monster! Monster!“ Hall, der zukünftige Fußballagent, der damals Queens Radiopromoter war. Doch laut Mercury war die Titelfigur komplett fiktiv. „Nein, ich bin nie so einer Frau begegnet“, erklärte er nach Erscheinen des Albums. „Ich kann mir alle möglichen Dinge einfallen lassen. In so einer Welt lebe ich nun mal, sie ist sehr flamboyant.“

Platz 6: ›Who Wants To Live Forever‹
A KIND OF MAGIC, 1986

Brian Mays eloquente Absage an das Bedürfnis, ewig zu leben, war im Film „Highlander“ zu hören, erschien nach dem 24. November 1991 aber in einem neuen, nicht unbedingt willkommenen Licht. May sang die erste Strophe der Albumversion, während Mercury den Rest übernahm – sehr treffend, was das Stück nicht nur zu einem der größten Fanfavoriten machte, sondern auch zu dem Song, der in Großbritannien am fünfthäufigsten auf Beerdigungen gespielt wird. Um den Pomp und die melancholische Grandezza der Nummer zu unterstreichen, wurden Queen hier vom National Philharmonic Orchestra begleitet. „Ich liebe ›Who Wants To Live Forever‹ einfach wegen der wunderschönen Melodie der Vocals, wie sie im Lauf des Songs immer weiter nach oben geht“, erzählte uns Bruce Dickinson von Iron Maiden. „Als ich ihn zum ersten Mal hörte, musste ich weinen.“

Platz 5: ›Love Of My Life‹
A NIGHT AT THE OPERA, 1975

Bis heute ein hochemotionaler, unverzichtbarer Bestandteil der Setlist bei ihren Konzerten, spielte Brian May hier die Harfe. Es ist das Flehen eines Liebenden an seine(n) Angebetete(n), ihn nicht zu verlassen, angeblich von Mercury für seine damalige Bald-nicht-mehr-Freundin Mary Austin geschrieben. Es ist sicher eine der schönsten und berührendsten Nummern von Queen, und die Kraft dieser romantischen Ballade entfaltet sich am eindrucksvollsten im Live-Kontext, wenn im Publikum Tausende mitsingen. Es sagt allerdings viel über den schier grenzenlosen Reichtum ihres Katalogs aus – und noch dazu über ihren unzweifelhaften Hang, Leute vor den Kopf zu stoßen –, dass die Band Mitte der 80er-Jahre einfach aufhörte, den Song live zu spielen, obwohl er bei den Shows Ende der 70er-Jahre von den Fans so heiß und innig geliebt worden war. Doch bald kehrte der Song wieder in die Setlist zurück und wird heute als das Live-Stück schlechthin verehrt – weswegen die Fassung auf LIVE KILLERS gemeinhin auch als die beste gilt.

Platz 4: ›The Show Must Go On‹
INNUENDO, 1991

Im Wesentlichen Freddies Abschied, mit einem maßvollen Solo von May und gebührend dramatischem Arrangement, sollte ›The Show Must Go On‹ bis ans Ende aller Tage Mercurys unaufhaltsame Energie bezeugen. Seine Darbietung darauf ist über alle Zweifel erhaben, obwohl May seine Bedenken hatte, ob der rapide abbauende Frontmann überhaupt noch in der Lage sei, zu singen. Doch der exte einen üppigen Wodka und versicherte ihm: „I’ll fucking do it, darling.“ „›The Show Must Go On‹ kam von Roger und John, die diese Sequenz spielten, und ich ergänzte das dann“, sagte May 1994. „Zunächst war es nur diese Akkordfolge, doch ich hatte das seltsame Gefühl, dass sie wichtig sein könnte, entwickelte eine große Leidenschaft dafür und werkelte dann damit herum. Ich setzte mich mit Freddie hin, wir einigten uns auf ein Thema und er schrieb die erste Strophe. Dieser Song ist eine lange Geschichte, aber ich hatte immer das Gefühl, dass er wichtig werden würden, denn er befasste sich mit Dingen, über die man damals nur schwer sprechen konnte. Doch in der Welt der Musik ging das.“ Jim Hutton, Mercurys langjähriger Lebensgefährte, sagte: „Für mich war die autobiografischste Zeile diese – ‚My makeup may be flaking but my smile still stays on‘. Das war wahr. Egal wie krank Freddie sich fühlte, er jammerte nie und wollte von niemandem Mitleid. Es war sein Kampf und nur seiner, und auch, als es immer schlimmer um ihn stand, blieb er tapfer.“

Platz 3: ›Somebody To Love‹
A DAY AT THE RACES, 1976

Der schönste Song, den Freddie Mercury je schrieb, war inspiriert von der Queen of Soul Aretha Franklin und beeinflusst von amerikanischer Gospelmusik. Die Gesangsarrangements sind schlicht umwerfend, und die übereinandergeschichteten Stimmen von Mercury, May und Taylor erinnern tatsächlich an den Klang eines Gospelchors. Vor allem der Frontmann gab alles in der vielleicht beseeltesten Darbietung, die er je einspielte. Mit perfekt polierten, donnernden Harmonien baut sich ›Somebody To Love‹ großartig auf und bietet dabei gleichzeitig ungewöhnliche Geständnisse über Einsamkeit und Unsicherheit. „Freddie sagte immer, ›Somebody To Love‹ sei besser als ›Bohemian Rhapsody‹ – ein besseres Stück Songwriting“, so Peter Hince. „Er fand, dies war sein am besten strukturierter Song. Die Studioversion ist sehr gut, aber live war das noch mal was ganz anderes. Sie hoben das auf ein ganz neues Level. Auf der Bühne hatte das richtig Kraft und Eier. Und wann immer ›Somebody To Love‹ auf der Setlist stand, war das Konzert einfach besser. Irgendwie beflügelte es die ganze Band. Das ist ein sehr besonderer Song.“

Platz 2: ›Don’t Stop Me Now‹
JAZZ, 1978

Die zweite Single von JAZZ war eine freudvoll dargebotene Zusammenfassung von Mercurys Lebensmotto: Spaß, Spaß und noch mehr Spaß! Es ist kaum zu glauben, dass dieser pumpende, klaviergetriebene Rocker kein großer Hit war – in Großbritannien reichte es noch für Platz 9, in den USA jedoch nur für Platz 86. Doch das tat seinem Erfolg und seiner Langlebigkeit keinen Abbruch: Auf Hochzeiten, Geburtstagsfeiern und Bar Mitzvahs gehört er bis heute zum Pflichtprogramm. Es wurde auch darüber spekuliert, ob Mercury damit seine Sexualität endlich akzeptierte und feierte, nachdem er ungeniert in den Clubs der britischen Schwulenszene zum Stammgast geworden war. Der Rest der Band fand diesen Richtungswechsel in seinem Songwriting – und Lebenswandel – allerdings zunächst nicht so begrüßenswert. „Das ist eindeutig Freddies poppige Seite“, sagte Brian May zu George Purvis. „Ich weiß noch, wie ich dachte: ‚Ich bin mir nicht sicher, ob wir so etwas tun sollten‘. Und da herrschte wohl auch das Gefühl, dass der Text etwas ausdrückte, das Freddie passierte, von dem wir dachten, dass es eine Gefahr für ihn war, und in gewisser Hinsicht war das wahrscheinlich auch so. Aber dennoch muss man sagen, dass der Song voller Freude und Optimismus ist.“ „Das muntert mich absolut immer auf“, sagt Brian Tatler von Diamond Head. „‚I’m having such a good time, I’m having a ball‘, singt Mr. Fahrenheit selbst, und weißt du was? Ich kaufe ihm das total ab. Der Song erreicht einen Höhepunkt nach dem nächsten, bis er schließlich diesen letzten Seufzer perfekter Harmonie abgibt und Freddies improvisierte Worte glücklich in die Nacht driften, genau wie eine Zigarette nach dem Sex.“

Platz 1: ›Bohemian Rhapsody‹
A NIGHT AT THE OPERA, 1975

Der erste Platz hätte einfach an keinen anderen Song gehen können. Als jemand Zweifel daran äußerste, ob diese „Opernparodie“ jemals im Radio gespielt werden würde, entgegnete Freddie lapidar: „Natürlich werden sie es spielen, mein Lieber. Das wird fucking riesig.“ Und natürlich sollte er Recht behalten. Es scheint einem heute absurd, dass irgendjemand das alles erobernde Potenzial dieses Stücks infrage gestellt hätte, doch damals Mitte der 70er waren Queen noch Sterbliche. Und auch wenn Mercury lautstark verkündete, dass A NIGHT AT THE OPERA das bislang beste Album der Band sei und stolz versicherte, dass sie damit „unser Spektrum erweitern, uns keinerlei Grenzen mehr setzen und einfach das tun, was wir tun wollen“ – zu Beginn herrschte doch ein gewisses Maß an Nervosität innerhalb der Band über diese Wahl als erste Single.

„Wir fanden, ›Bohemian Rhapsody‹ war ein sehr starker Song, also veröffentlichten wir ihn“, sagte Freddy bei dessen Erscheinen 1975. „Doch es gab viele Diskussionen darüber. Jemand schlug vor, ihn zu kürzen, weil die Medien der Ansicht sind, wir bräuchten eine Drei-Minuten-Single, aber wir wollen Queen mit den Songs sprechen lassen. Es gibt keinen Grund, das zu kürzen. Wenn man ›Bohemian Rhapsody‹ zusammenschneidet, funktioniert es einfach nicht.“ Er behielt auch damit Recht. Dies war zwar nicht der Moment, in dem Queen zu sich fanden, aber der Moment, in dem die Öffentlichkeit endlich zu ihnen aufschloss. Sie ignorierten die Warnungen von Beobachtern, darunter auch der befreundete DJ Kenny Everett, und wurden bald in ihrer Entscheidung bestätigt. Everett spielte den Song noch am selben Wochenende 14-mal in seiner Radiosendung. Ein DJ in den USA tat es ihm gleich und plötzlich fühlte sich die dortige Plattenfirma veranlasst, die Nummer zu veröffentlichen, die sie zuvor für kommerziellen Selbstmord gehalten hatten. Zu Weihnachten 1975 war sie die Nr. 1 in den britischen Charts, blieb neun Wochen an der Spitze und wurde zur drittmeistverkauften Single aller Zeiten in Großbritannien, nach ›Candle In The Wind ’97‹ und ›Do They Know It’s Christmas?‹ – und seien wir mal ehrlich, die zählen eigentlich nicht wirklich.

Heute ist ›Bohemian Rhapsody‹ das Meisterwerk von Queen, das am längsten nachhallt. Mehr als 40 Jahre nach seiner Veröffentlichung ist diese gewagte Fusion aus Heavy Metal, Musical-Ballade und leichter Oper der Höhepunkt in der gesamten Karriere der Band und ein beeindruckendes Zeugnis ihrer Fantasie und schieren Kühnheit. 1975 sprengte es alle Konventionen, und bis heute hat niemand auch nur den Versuch gewagt, damit zu konkurrieren, geschweige denn es zu übertreffen. „Die Arbeit mit Queen kann man nicht mit normalen Worten beschreiben“, erklärte der Produzent des Albums Roy Thomas Baker einst. „Queen können nicht wie jede andere Band arbeiten. Sie schöpfen ihre Talente zu 100 Prozent aus. Der operatische Teil in der Mitte von ›Bohemian Rhapsody‹ etwa benötigte sechs oder sieben Tage für die Aufnahmen. Das waren viele Spuren und da waren so viele Harmonien, dass es einige Zeit in Anspruch nahm. Bei den Harmonien von Brian Mays Gitarre ist es dasselbe. Viele ihrer Ideen sind revolutionär. In dieser Band gibt es eine ziemlich harte Rhythmussektion, dazu ist sie musikalisch sehr vielseitig und hat einen äußerst guten Sänger. Queen sind einfach einzigartig.“

„Wir waren einfach anders“, sagte Mercury damals. „Wir machen die Dinge in einem Stil, der sich stark von dem aller anderen unterscheidet. Wenn den Leuten unsere Songs nicht gefallen, ist uns das scheißegal.“

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