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Plattensammler: Leslie Mandoki über seine Lieblingsalben und -musiker

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Plattensammler: Leslie Mandoki über seine Lieblingsalben und -musiker

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Leslie Mandoki ist ein musikalischer Tausendsassa. Er hat nicht nur mit Phil Collins und Lionel Richie gearbeitet, er komponiert auch Jingles für Autofirmen, Fußballclubs und Parteien. Uns erzählt er von den Platten, die ihn am meisten beeinflusst haben.

Mein Vater hörte John Coltrane, Charly Parker und Miles Davis, Jazz auf Radio Free Europe, Voice of America. Wenn jemand an der Tür klingelte, musste immer der Sender am Radio verstellt werden, weil das Fremdhören schwere Konsequenzen hätte haben können. So war es dann auch in der 1. Klasse, als wir gefragt wurden, wie wir das Beatles-Konzert im Radio fanden. Das lief auf Radio Free Europe aus München, während der kommunistischen Diktatur ein völlig illegaler, freier Sender. Die Eltern der Schüler, die sich gemeldet hatten, wurden von ihrer Arbeitsstätte abgeholt. Ich habe sehr früh gelernt, dass Musik eine gesellschaftspolitische Bedeutung hat. Das erste Album, das mein Leben verändert hat, war AQUALUNG von meinem Freund Ian Anderson.

DIE BESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE, WAR …
Mein neues Visual Album UTOPIA FOR REALISTS. Meine zwei verstorbenen Freunde, John Lord von Deep Purple und Greg Lake von Emerson, Lake & Palmer, haben es mit mir zusammen sehr, sehr lange entwickelt und jetzt gab mir die schreckliche Covid-Zeit die Chance, das neu zu bedenken, überarbeiten und ein visuelles Album daraus entstehen zu lassen. Darin verknüpfe ich auf ganz neue Weise poetische und soziokulturell anspruchsvolle Songtexte und komplexe Kompositionen als Neudefinition von Progrock und der Virtuosität des Jazz Rock. Es verschmilzt mit exzellent animierten Gemälden und künstlerisch anspruchsvollen Landschaftsaufnahmen aus der Karpatentiefebene, ergänzt durch besondere Einblicke und Aufnahmen während der Studiosessions.

DIE SCHLECHTESTE PLATTE, DIE ICH JE GEMACHT HABE, WAR …
Die schlechteste ist gleichzeitig die schrägste Platte. Das war das reguläre zweite Album von Dschinghis Khan, da war die Luft raus, ich wollte nur noch weg und zurück zur Rockmusik. Da spornte mich nichts mehr an.

DER GITARRENHELD IST …
Bei mir sind das die, mit denen ich zusammengearbeitet habe und es auch noch immer tue: Steve Lukather, Al di Meola und Mike Stern. Mit Al und Mike habe ich nicht nur das letzte Album eingespielt, sondern soeben zusammen vor 33.000 Leuten in Budapest gerockt. Mit Al di Meola verbindet mich eine langjährige Freundschaft, weil ich nach meiner Flucht in die Freiheit schon bei der Aufnahme im Zentrallager gesagt habe, dass ich mit ihm spielen will. Mike ist einer der weltbesten Gitarristen, ein unglaublich herzlicher und wunderbarer Mensch, eine sehr schöne Bereicherung meines Leben.

DER BESTE SONGWRITER IST …
Lennon und McCartney bleiben natürlich der Maßstab aller Dinge – genial. Aber wir haben etliche Jahrhunderttalente wie Sting. Ein Freund, mit dem ich viel arbeiten durfte, ist Phil Collins. Auch Lionel Richie ist ein ganz großartiger Songwriter. Zwei würde ich noch hinzufügen: ein Soulmate, der mir als Musiker sehr, sehr nahesteht, ist Ian Anderson, und der unerreichte Frank Zappa.

DIE HYMNE
Die beste Hymne ist ›We Are The World‹ von meinem Freund Lionel Richie und Michael Jackson. Hier hat Quincy Jones einen Maßstab in der Musikindustrie gesetzt, inhaltlich, in der Formsprache und auch in der Produktion. Es ist wahrscheinlich die größte Ballade aller Zeiten – für mich auf jeden Fall.

DAS BESTE ALBUM ALLER ZEITEN IST …
AQUALUNG von Jethro Tull hat ein neues Kapitel in meiner Teenagerzeit eröffnet und mir ganz neue Dimensionen des Musikmachens aufgezeigt. Das ist eines der großartigsten Meisterwerke von Ian Anderson. Aber es ist wirklich schwierig, das beste Album aller Zeiten zu benennen, denn es gibt so viele! SELLING ENGLAND BY THE POUND von Genesis oder das allererste von Phil Collins, FACE VALUE, oder Stings THE DREAM OF THE BLUE TURTLES oder HEAVY WEATHER von Weather Report. Das sind alles epochale Meisterwerke. Als Musiker stellt man natürlich an die eigene Arbeit die höchsten Ansprüche und so empfinde ich, dass UTOPIA FOR REALISTS unser bestes Album ist.

MEIN KULTHELD
Das sind für mich Ian Anderson und Frank Zappa wegen ihrer intellektuellen Komplexität. Der eine so britisch wie man nur sein kann und der andere ebenso amerikanisch. Beide mit unfassbar beeindruckender schwarzer Ironie und unglaublicher, musikalischer Finesse. Sie haben so viele Trends
gesetzt, diese Großartigkeit kann man gar nicht mit Worten beschreiben, es muss für Generationen ein Maßstab sein.

DIE UNTERBEWERTETSTE BAND ALLER ZEITEN
Die ungarische Progrock-Band Syrius. Sie schafften 1972 ein Nummer-eins-Album in Australien, dann gingen sie nach Ungarn zurück und wurden von den Kommunisten zerstört. Wenn man heute ihr einziges Album, DEVIL’S MASQUERADE, anhört, dann weiß man, dass es im Osten doch eine Weltklasse-Band gab, die schon Anfang der 70er Progrock auf Englisch gespielt hat.

DER SONG, DER MICH ZUM WEINEN BRINGT
Einige, aber ›Bourbon Street‹ von Sting und ›In The Air Tonight‹ von Phil Collins mit Sicherheit.


MEIN „IN STIMMUNG“-SONG
Da erinnere ich mich an den guten, alten Freddy Mercury, wieviel Freude wir miteinander hatten, als er noch in München lebte. Dafür könnte ich eine Playlist von ›Bohemian Rhapsodie‹ bis ›Bicycle‹ zusammenstellen und in Freddies Genialität eintauchen.


DER SONG, DER BEI MEINER BEERDIGUNG LAUFEN SOLL
›The Last Year Of Summer‹ von mir selbst. Ist schließlich die letzte Party, bei der ich nicht dabei sein kann. Dann aber wenigstens musikalisch.

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