Gerade hat Paul McCartney sein Soloalbum FLOWERS IN THE DIRT von 1989 wiederveröffentlicht. Im Gespräch erzählt er uns von seiner damaligen Zusammenarbeit mit Elvis Costello und von seinen Erinnerungen an George Martin und John Lennon. Außerdem blickt der frühere Beatle in seine Kindheit zurück.
Ein großer Unterschied zwischen FLOWERS IN THE DIRT und den meisten deiner anderen Soloarbeiten ist, dass du ein Drittel des Albums zusammen mit Elvis Costello geschrieben hast. Wie kams?
Mein Management hatte die Idee dazu. Sie sagten: „Würdest du gerne mit Elvis Costello arbeiten? Er hätte Lust, wie schauts mit dir aus?“ Ich sagte mir, yeah, er ist aus Liverpool, wir haben viel gemein.
Wie lief die Zusammenarbeit?
Wir hatten eine großartige Zeit. Wir waren in meinem Studio in Sussex, es gibt da diesen Raum, der quasi mein Büro ist, in dem ich Anrufe entgegennehme und schreibe. Es lief etwa so, wie ich es damals mit John (Lennon) gemacht habe. Es ist großartig mit Elvis zu arbeiten und wir haben viel gelacht. Wir saßen uns gegenüber, so wie früher mit John. Jeder hatte eine Akustikgitarre, und da er Rechts- und ich Linkshänder bin, sah es aus, als wären wir das Spiegelbild des je anderen.
Auf dem Bonus-Videomaterial des FITD-Reissues sind du, Elvis und die Band auch beim Herumalbern während der Sessions zu beobachten. Hattet ihr viel Spaß zusammen?
Es muss diese albernen Momente geben, sonst kann es manchmal ein wenig zu intensiv werden, wenn du an etwas arbeitest. Und wir waren auch eine ziemlich lustige Band. Es ist gut, hin und wieder gemeinsam zu lachen, das löst die Spannung, ich mag es nicht, wenn die Dinge zu ernst laufen. Es geht darum, Spaß zu haben an der Musik.
Wie hast du deine damalige Band, mit der du auf Tour warst, zusammengestellt?
Nun, zunächst war da Hamish Stuart, der Teil der Average White Band war. Seine Stimme passt sehr gut zu meiner, ein wirklich guter Sänger mit einer Menge Soul. Chris Wetton, unser Drummer, stand mir bei einigen Jam-Sessions in London bei, in denen wir einige alte Rock’n’Roll-Sachen aufnahmen, die wir damals in Russland veröffentlichten. Und dann war da natürlich noch Linda. Ich sagte zu ihr: „Kannst du das, wieder in einer Band sein?“ Denn sie war echt großartig bei den Wings, auch wenn sie einige Kritik einstecken musste. Wir liebten es, zusammen zu sein, also machte sie mit. Dann gabs noch Robbie Macintosh, ein ausgezeichneter Gitarrist, ich hatte zuvor schon mit ihm gearbeitet. Komplettiert wurde das Line-up durch Paul Wickins, unseren Keyboarder, ein brillanter Musiker – er ist immer noch in meiner Band.
Ist es wahr, dass Elvis Costello dich dazu brachte, während der Aufnahmen wieder auf deinem berühmten Höfner-Bass zu spielen?
Ich hatte ihn eigentlich weggepackt. Ich dachte, ich sei ihm entwachsen, also benutzte ich einen moderneren Bass. Elvis schlug vor, dass wir ihn auf einem der Tracks einsetzen sollten, und seitdem spiele ich ihn wieder und er funktioniert besser und besser!
Der Song ›My Brave Face‹ ist einer deiner Live-Favoriten. Er hat einen ganz speziellen, melodischen McCartney-Bassstyle.
Yeah, aber ich glaube, auch das kam durch Elvis Costello, mit dem ich das Stück geschrieben habe. Als er sagte: „Wie wärs mit deinem Höfner-Bass, dem Beatles-Bass?“ Und ich sagte: „Ich kanns versuchen, aber er ist nicht gut darin, den Ton zu halten.“ Das liegt daran, dass er nicht sehr teuer war und ich ihn schon lange habe. Aber er meinte, er liebe den Sound und ich sollte es versuchen. Ich sagte, „yeah sure“, probierte es, und es lief großartig. So ist dieses Riff im Song entstanden. Mittlerweile habe ich übrigens ein wenig am Höfner rumgeschraubt, jetzt ist er perfekt.