5. Oktober 1973: Alvin Stardust startet mit ›My Coo Ca Choo‹ international durch
Anfang der 70er-Jahre war der britische Vokalist Bernard William Jewry mit just 30 Lenzen bereits ein Rock’n’Roll-Relikt. Eine Dekade zuvor galt der bis dato unbekannte Freizeitsänger und Roadie der R’n’R-Kapelle Shane Fenton and The Fentones als wahrer Glückspilz. Denn urplötzlich verstarb deren erst 17 Jahre alter Sänger Johnny Theakston – unter dem Künstlernamen Shane Fenton zu Ruhm gekommen – an rheumatischem Fieber. Überglücklich nahm Jewry das Angebot an, als Shane Fenton zu fungieren, ließ sich fortan von Manager-Koryphäe Larry Parnes betreuen und agierte in einigen Kinofilmen in kleinen Rollen neben Billy Fury. Als der Erfolg aufgrund der Beat Invasion abrupt schwand, ließ Parnes seinen Schützling fallen. Bis auf ein erfolgloses Zwischenspiel als Jo Jo Elis geriet Mr. Jewry für eine Dekade aus dem Blickfeld. Ein gleichfalls in der Versenkung verschwundener Sänger namens Paul Francis Gadd alias Paul Raven gelang im Zuge des Glam-Rock-Booms als Gary Glitter eine phänomenale Reanimation.
Unter diesem Eindruck spielte im Sommer 1973 Sänger, Komponist und Produzent Peter Shelley, im Schulterschluss mit Michael Levy auch Co-Eigner des UK-Labels Magnet Records, den im Boogie-Rhythmus gehaltenen, selbstkomponierten Ohrwurm ›My Coo Ca Choo‹ ein. Als Vokalist für das Alvin Stardust getaufte Projekt schlug Jewrys Manager Hal Carter seinen Klienten vor. Gesagt, getan! Als der Song via Airplay in den britischen Charts unaufhaltsam bis in die Top 30 stieg, standen TV-Auftritte an: Peter Shelley mimte Alvin Stardust in der UK TV-Show „Lift Off With Ayshea“, machte dann aber einen Rückzieher. Für „Top Of The Pops“ musste Jewry ran. In Windeseile erhielt Alvin Stardust eine Rundumerneuerung: blauschwarz gefärbte Tolle, fette Koteletten, hautenge schwarze Lederkluft, ebensolche Handschuhe und dicke Silberringe erinnerten an zwei legendäre 50er-Jahre-Rock’n’Roller: Gene Vincent und Vince Taylor. ›My Coo Ca Choo‹ war international erfolgreich. In der Folge gelangen mit ›Jealous Mind‹, ›Red Dress‹, ›You You You‹, ›Tell Me Why‹, ›Good Love Can Never Die‹ sowie ›Sweet Cheatin’ Rita‹ weitere Charthits. Bis heute wird der 2014 mit 72 Jahren verstorbene Bernard Jewry alias Shane Fenton alias Alvin Stardust nicht nur in Großbritannien als Kultidol verehrt.