Die Meister der Dämmerungsmusik
So richtig war ja nie klar, weshalb es Madrugada nur in ihrer norwegischen Heimat zu Superstars gebracht haben. Ihr schwermütiger Moll-Klang irgendwo zwischen Nick Cave and The Bad Seeds, The National und Tindersticks brachte zwischen 1999 und 2008 fünf Platten hervor, jede für sich eine ausgezeichnete Untermalung für seelische Zerrüttung und zerstobene Herzen. 2019 dann ein erstes Lebenszeichen – und jetzt endlich ein neues Album. CHIMES AT MIDNIGHT knüpft erfreulich nahtlos an das letzte Album MADRUGADA an. Die Welt ist eine andere, die Probleme sind nicht kleiner geworden. Und die Norweger sind immer noch die Schattenmänner des Indie-Rock, die Meister des wogenden Pathos, der Dämmerungsmusik. Ihre Songs sind kunstfertig gezeichnet, nie überladen und clever akzentuiert – große, monumentale, schmerzhaft schöne, immer zur richtigen Zeit druckvolle
Bestandsaufnahmen voller Wehmut. Und auch wenn die Welt derzeit vielleicht etwas anderes braucht als neue Klagelieder: Die Rückkehr von Madrugada tut bei aller musikalischen Elegie vor allem gut und führt
zurück nach Hause. Wie ein altes Leonard-Cohen-Album, das man im genau richtigen Moment auflegt.
9 von 10 Punkten
Madrugada, CHIMES AT MIDNIGHT, WARNER