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Live: Hardcore Superstar & Buckcherry und Mott the Hoople

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Live: Hardcore Superstar & Buckcherry und Mott the Hoople

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buckcherry
Hardcore Superstar & Buckcherry
München, Backstage Halle

Schweden: USA – 1:0

Auf dem kompletten Gelände herrscht ein Gewusel wie auf einem Ameisenhaufen: Gleich drei Shows finden an diesem ersten richtig kalten Novemberabend statt. Dementsprechend ist die Verwirrung bei vielen angereisten Sleaze-Rockern groß, dass ein Package dieses Kalibers in die mittelgroße Halle der drei Backstage-Venues gebucht wurde. Eine nicht gerade mindere Anzahl steht vor den Toren des mehr als doppelt so großen Werks und bittet fälschlicherweise mit den im Vorverkauf erworbenen Hardcore Superstar / Buckcherry Tickets um Einlass zum Konzert von The Ocean. Dank der freundlichen Backstage Security, die trotz des enormen Falschansturms ein Lächeln auf den Lippen trägt, kommen auch die letzten irr geleiteten Jünger des schwedisch-amerikanischen CoHeadliner-Duos rechtzeitig zu den ersten Klängen von Jocke, Adde, Martin und Vic. Um es vorweg zu nehmen: HCSS zerlegen an diesem Abend die Weißwurstmetropole innerhalb eines Wimpernschlags. Spielfreude, Setlist und schier unerschöpfliche Coolness des Göteborg-Vierers sprechen eine eigene Sprache und verwandeln die Backstage-Halle im Handumdrehen in einen Hexenkessel. Crowdsurfer, Headbanger und Pogo wechseln sich mit einem imaginäre High Five ab und stacheln die 1997 gegründete Band noch weiter an. Adde gerbt seine Drums derart hart, dass man schon die Sticks zerspringen sieht, während Jocke an vorderster Front einmal wieder unter Beweis stellt, dass er eine der größten Rampensäue im Biz ist. Leider geht diese einzigartige Party mit den letzten Tönen von ›We Don‘t Celebrate Sundays‹ schlagartig zu Ende, da eine Zugabe aufgrund der CoHeadliner-Situation nicht drin ist.

Buckcherry lassen sich ausgiebig Zeit – um genau zu sein 45min -, um ihre Antwort auf die schwedische Machtdemonstration zu geben. Kapellmeister Josh Todd ist nicht wirklich in Stimmung und zeigt das auch mehr als deutlich: Es ist natürlich viel wichtiger sein Bandana zurecht zu zupfen und die Ray Ban zu richten, als dem Publikum einen guten Abend zu wünschen. Stimmungstechnisch killt er so innerhalb von drei Songs das ganze Momentum, welches HCSS aufbauten. Viele Fans verlassen nach nicht einmal dem halb gespielten Set die Halle. Hoffentlich merkt sich Herr Todd diese Ohrfeige des Publikums und präsentiert auf seiner nächsten Konzertreise seine großartigen Songs mit etwas mehr Herzblut.

Chris Franzkowiak

Mott The Hoople
Manchester, O2 Apollo

Trau keinem unter 70

Jimmy und Charlie sind schon ziemlich wackelig auf den Beinen. Was sie allerdings nicht daran hindert, mehrfach zum Bierstand zu wanken, aus den plüschigen, alten Sitzen des ehemaligen Kinosaals zu springen oder die Arme hochzureißen, aus voller Kehle mitzusingen und allen zu erzählen, dass es genauso wäre wie damals. „Ich habe sie 1971 gesehen, kurz vor dem Durchbruch. Das war unfassbar gut. Ich war 15 – seitdem warte ich darauf, sie noch einmal zu erleben.“ Was bedeutet: Die beiden sind – auch wenn sie älter wirken – stolze 67, und liegen damit voll im Trend. Denn der Großteil der etwa 3.500 Zuschauer ist nur unwesentlich jünger als die fünf Musiker auf der Bühne, die inzwischen weit über 70 Lenze zählen und auch keinen Tag jünger aussehen: Grauhaarig, beleibt, verlebt. Einzige Ausnahme: Frontmann Ian Hunter, der sich in Bestform präsentiert, eine Gitarre in Form eines eisernen Kreuzes spielt, für die Lemmy Kilmister töten würde, und Garant für eine grandiose Zwei-Stunden-Show ist, die nicht nur Jimmy und Charlie in Begeisterung versetzt. Was zum einen an dem unglaublich tighten Vortrag liegt, zum anderen an einer Bühnenshow, die auf nostalgische Bilder und psychedelische Farbspielereien setzt, aber auch an einem Set, das wirklich keinen Klassiker der einflussreichen 70s-Kapelle auslässt. Die hatte seinerzeit den Glam begründet bzw. den Punk wie den amerikanischen AOR vorweggenommen, und glänzt immer noch mit einem beeindruckenden Spektrum aus großen Balladen, hymnischen Rock-Songs und avantgardistischem Krach. Weshalb sich im Publikum allerlei Prominenz findet – darunter Johnny Marr, Mitglieder von Beady Eye sowie Joe Elliott von Def Leppard. Letzterer, ein Fan der ersten Stunde, darf denn auch auf die Bühne, als das unvermeidliche ›All The Young Dudes‹ von 1972 erklingt. Der größte Hit von Mott The Hoople, geschrieben von David Bowie und der Soundtrack zu einer knapp zweijährigen Phase, in der Hunter, Ralphs, Watts, Allen und Griffin tatsächlich die größte Band der Welt waren – ehe sie an internen Differenzen scheiterten. Doch hier und heute, bei ihrer zweiten Reunion-Tour nach 2009, ist alles eitel Sonnenschein – mit Ohrwürmern wie ›Honaloochie Boogie‹, ›The Golden Age Of Rock’n’Roll‹, ›All The Way From Memphis‹, ›Roll Away The Stone‹ und ›Saturday Gigs‹. Was mit stehenden Ovationen, Freudentränen und einer sichtlich gerührten Band endet. Jimmy und Charlie reisen am nächsten Tag zum finalen Gig in die Londoner O2-Arena. Denn: Es könnte ja das berühmte letzte Mal sein…

Marcel Anders

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