In der Rubrik „Album des Lebens“ stellen unsere CLASSIC ROCK-Autoren die Platte vor, die ihr Leben für immer verändert hat…
Irgendwann im Lauf des Jahres 1979 liefen sich Ronnie James Dio, gerade bei Rainbow ausgestiegen, und Tony Iommi, nach dem Rauswurf von Ozzy auf der Suche nach einem neuen Sänger, in L.A. über den Weg. Kurz darauf schrieben die beiden bei einer ersten Session in Iommis Haus den Song ›Children Of The Sea‹. Der Rest ist Hardrock-Geschichte.
Einige Jahre später, es muss 1984 gewesen sein, und ich zählte neun Jahre, fand ein Mixtape meines älteren Bruders den Weg in meinen Kassettenrekorder. Darauf waren viele Hits der Zeit von Königen wie AC/DC, Manowar, Dio, den Scorpions und Maiden. Meine musikalische Initialzündung. Am Ende der einen Seite ein zartes Gitarrenintro und Ronnies unverwechselbares Organ: „In the misty morning…“, gefolgt von Iommis monolithischem Riff, Geezers rankenden Bassläufen und Bill Wards wuchtigen Drums. Die Kassette endete vor dem Song, und so kannte ich ›Children Of The Sea‹ jahrelang nur bis zu den ersten Tönen des Gitarrensolos. Dann: Klack. Umdrehen. Nichtsdestotrotz war es um mich geschehen.
„Dio brachte neben seinem lyrischen Eskapismus auch kompositorisch eine gehörige Portion Rainbow ein. So erfanden sich Black Sabbath mit HEAVEN & HELL neu.“
Wieder Jahre später, so mit 16, konnte ich mich – nach dem Erwerb der CD – endlich auch am Ende des Stücks und am Rest des Albums ergötzen. Diese Göttergabe markierte für Black Sabbath nicht nur bezüglich des Gesangs, sondern auch stilistisch einen bedeutenden Wechsel. Dio brachte neben seinem lyrischen Eskapismus auch kompositorisch eine gehörige Portion Rainbow ein. So erfanden sich Black Sabbath mit HEAVEN & HELL neu. Neben den Doomrock-Diamanten ›Children…‹, ›Heaven And Hell‹ und ›Lonely Is The Word‹ steht beschwingte Kost der Marke ›Die Young‹ oder ›Wishing Well‹ auf Augenhöhe.
Martin Birch, einer DER Produzenten der 70er und 80er, tat mit seiner druckvollen Produktion das Übrige zur Erschaffung dieses unumstößlichen Meilensteins, der mich seit frühen Kindertagen begleitet und seitdem nichts von seiner Magie verloren hat. Satan sei Dank konnte ich Sabbath mit Dio vor Ronnies tragischem Tod noch live erleben.
Text: Holger Jahnel