Im Gerichtsstreit um ›Stairway To Heaven‹ ging es nicht nur um ein Cover, hier ging es um mehr: Es war einer der spektakulärsten Plagiatsprozesse der Musikgeschichte. In CLASSIC ROCK blickt der Nachlassverwalter der Band Spirit auf das Verfahren zurück und verrät, an wen das Geld gegangen wäre, wenn man es denn gewonnen hätte.
„Alle Tantiemen wären an die Randy-California-Stiftung geflossen“, erzählt Mick Skidmore, ein in den USA lebender britischer Musikjournalist, der Randy California seit den 70ern persönlich gut kannte und nach 1997, als der Spirit-Kopf beim (erfolgreichen) Versuch ertrank, seinen kleinen Sohn aus einem Strudel vor der Küste Hawaiis zu retten, allmählich in die Rolle des offiziellen Nachlassverwalters hineinwuchs. So wäre das Geld, das fällig gewesen wäre, wenn das US-Gericht die motivische Ähnlichkeit zwischen ›Stairway To Heaven‹ und dem Instrumental ›Taurus‹ vom Spirit-Debütalbum SPIRIT (1968) bestätigt hätte, nicht an die Erben, sondern an besagte Stiftung gegangen, die unter anderem Musikinstrumente für die (chronisch unterfinanzierten) öffentlichen Schulen in den USA bereitstellt. „Es ging nie um Geld, sondern vor allem um Anerkennung der kreativen Leistung von Randy California“, betont Skidmore, der nach der aktuellen Deluxe Edition des Spirit-Klassikers THE TWELVE DREAMS OF DR. SARDONICUS nun an einem Dokumentarfilm über die einflussreiche Band arbeitet, die mit ihrem bahnbrechenden Stilmix aus Rock, Psychedelik und Jazz bis heute viele Verehrer auch und gerade unter Musikerkollegen hat.
Beim Rückblick auf den 2014 angestrengten und dann 2020 zu Ungunsten von Spirit ausgegangenen Prozess ärgert sich Skidmore nicht zuletzt darüber, dass es nicht gelungen war, eine Erlaubnis zu bekommen, im Gerichtssaal die beiden Titel vorzuspielen. „Es war absurd“, erinnert er sich, doch eine in dem Fall greifende Regelung sah vor, dass nur aufgrund der Notentranskription der beiden Songs das Verfahren entschieden wurde. Die meiste Energie hätten er und der Anwalt deswegen dafür aufgebracht, darauf hinzuwirken, die Musik selbst sprechen zu lassen. Doch am Ende fehlte – wenn auch nur knapp – die Mehrheit unter den zuständigen Richtern dafür, die Aufnahmen verwenden zu dürfen. Denn die musikalische Ähnlichkeit zwischen der Eröffnungssequenz von ›Taurus‹ und ›Stairway To Heaven‹ liegt auf der Hand, wobei nie der ganze Song oder die den beiden Stücken zugrunde liegende Allerweltsakkordfolge um eine absteigende Basslinie in A-Moll Gegenstand des Plagiatsvorwurfs waren. Konkret stritten sich die Parteien um die rhythmisch-melodische Ausgestaltung des Gitarren-Pickings von Jimmy Page und ob er da möglicherweise beeinflusst worden war von Randy California, der als 16-Jähriger in der New Yorker Band von Jimi Hendrix spielte und nur wegen seines Alters 1966 nicht mit Hendrix nach England gehen durfte.
Spirit traten dann Ende der 60er-Jahre im Vorprogramm von Led Zeppelin auf, später integrierte die Band bei ihren Live-Improvisationen bisweilen auch Spirit-Songs (wenn auch nicht ›Taurus‹). Zudem räumten Page und Plant ein, dass sie das Album SPIRIT in ihrer Plattensammlung gehabt hätten, konnten sich angeblich an den strittigen Song jedoch nicht erinnern. Wie dem auch sei, Mick Skidmore ist trotz des verlorenen Prozesses nicht verbittert: „Viele Menschen sind nun wieder auf Spirit und Randy California aufmerksam geworden, auf seine großartigen musikalischen Leistungen als Gitarrist und Komponist – und was für ein feiner Mensch er war.“
Es gibt und gab immer wieder ähnlich komponierte Songs, identische Akkord- und Single-Noten . Das völlig aus zu schließen dürfte vermutlich ein sinnloses unterfangen sein. Wenn natürlich ganze Noten-Strings abgekupfert werden könnte man schon den dringenden Verdacht haben, dass das in voller Absicht geschieht oder geschehen ist. Im übrigen wurden und wird bei der Promovierung ähnliches gerne gemacht. Für mich sind beide Bands, Spirit und Led Zeppelin musikalische Giganten der Rock-Musik-Geschichte, die es meiner Meinung nach nie nötig hatten bei anderen musikkompositorischen Raub zu begehen. Beide Bands hatten einen musikalischen Spirit der seines gleichen suchte.