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LED ZEPPELIN II: Track By Track

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LED ZEPPELIN II: Track By Track

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›LIVING LOVING MAID (SHE’S JUST A WOMAN)‹
Page, Plant

Ein weiterer Track aus den Sessions bei Morgan Studios im Juni 1969, wo Jimmy eine Gibson Les Paul spielte. Die Band betrachtete diese Nummer immer als Füllwerk, doch im Radio stieß dieser knackige Song mit seinen Hooklines auf viel Gegenliebe. Als ›Whole Lotta Love‹ in den USA aus den Charts gefallen war, wurde ›Living Loving Maid‹, bislang dessen B-Seite, selbst zur A-Seite erklärt und erreichte immerhin Platz 65. Amerikanische Radiosender griffen es gerne auf und spielten es oft, genau wie auf dem Album, nach ›Heartbreaker‹.

Angeblich geht es darin um einen frühen, besonders hartnäckigen Groupie an der Westküste. Auf ein paar frühen UK-Pressungen von LED ZEPPELIN II wurde der Song fälschlicherweise als ›Livin’ Lovin’ Wreck (She’s A Woman)‹ angegeben. ›Livin’ Lovin’ Wreck‹ war tatsächlich ein Song, den Jerry Lee Lewis aufgenommen hatte, zu finden als B-Seite seiner 1961er Single ›What’d I Say‹ auf Sun Records. Diese Anomalie wurde zu einem sehr gesuchten, seltenen Sammlerstück.

Page sagte, dass die Band ›Living Loving Maid‹ nie wirklich mochte, und es wurde nie vollständig live gespielt. Im März 1970 baute Plant die erste Zeile davon in ›Heartbreaker‹ ein und sang sie erneut im Scherz am 24. Mai 1975 im Earls Court. Überraschenderweise nahm Plant den Song dann 1990 ins Set seiner Solotour durch Großbritannien und die USA, und zwar in Form einer euphorischen Zugabe mit Beach-Boys-eskem Arrangement. Auf der 2014er Reissue von LED ZEPPELIN II findet sich eine Backing-Track-Version von ›Living Loving Maid‹ aus den Morgan Studios in London vom 25. Juni 1969.

›RAMBLE ON‹
Page, Plant

Noch ein Stück, das quasi im Vorbeigehen bei Mystic sowie Mirror Sound in Los Angeles im Mai 1969 und bei Groove und Juggy Sound in New York im Juni aufgenommen wurde. Mit seinem, von Tolkien inspirierten, Text markiert es den Beginn der ätherischen Page und Plant – der Sänger nimmt darin Bezug auf Figuren aus „Der Hobbit“ und „Der Herr der Ringe“. ›Ramble On‹ bleibt ein lebhaftes Beispiel für die hell/dunkel-Dynamik, die so viele der besten Zeppelin-Songs auszeichnen sollte. Mühelos changiert es zwischen leisen, wehklagenden Passagen und einem aufbauenden Refrain. Pages ineinander verwobene Gibson-Overdubs sind ein früher Versuch der Gitarrenarmee-Attacke, die zu seinem Markenzeichen werden sollte. „Für mich dreht sich bei ›Ramble On‹ alles um den Basslauf“, sagt Tontechniker Eddie Kramer. „Das ist wieder Jonesy, so ein talentierter Musiker. Man kann bestimmte Punkte auf dem Track benennen, wo die ganze Band einander in die Augen sieht.“


Während Zeppelins aktiver Phase wurde ›Ramble On‹ nie komplett live dargeboten. Auf der US-Tournee 1970 baute Plant ein paar Zeilen aus dem Song in ›Communication Breakdown‹ (zu hören auf dem berühmten Bootleg MUDSLIDE) und in ›Whole Lotta Love‹ ein.
Plant spielte den Song dagegen solo auf seinen Tourneen 1993 und 2002, und bei Page & Plant 1995/96 sowie 1998 gehörte er ebenfalls zur Setlist. Auch bei der Reunion-Show im Londoner O2 im Dezember 2007 wurde er aufgeführt. Das Arrangement bei diesem Auftritt beinhaltete eine Coda, ähnlich der, die Anfang der 70er in der Live-Version von ›What Is And What Should Never Be‹ zum Einsatz kam. 2011 verpasste Plant ihm auf seiner Tour mit Band Of Joy ein frisches Arrangement. Im Dokumentarfilm „It Might Get Loud“ von 2008 sieht man Plant in einem Londoner Studio eine Instrumentalfassung spielen.


2000 verwendete die HipHop-Band Insane Clown Posse ein Sample für ihren Track ›$50 Bucks‹. Auf der LZII-Reissue von 2014 findet sich ein Rohmix des Gesangs aus den Groove Studios in New York vom 1. Juni 1969.

›BRING IT ON HOME‹
Dixon

Dieser Song war das Ergebnis diverser flüchtiger Studiobesuche auf der zweiten Nordamerika-Tournee 1969. Darunter waren Sessions bei Mystic in Los Angeles sowie eine am 10. Mai bei R&D Studios in Vancouver. In diesem auch als „The Hut“ bezeichneten Studio pro­duzierte Douglas Gyseman einen Vocal- und Mundharmonika-Overdub, bevor die Band noch am selben Abend im PNE Agrodome auftrat.


Ursprünglich als Komposition von Page/Plant ausgewiesen, war das Intro ein offensichtliches Cover der 63er Fassung von ›Bring It On Home‹ von Rice Miller alias Sonny Boy Williamson, zu finden auf dem Album RED FOLK BLUES. Eine weitere Komposition von Willie Dixon – 1972 klagte er erfolgreich dagegen und alle zukünftigen Pressungen nannten ihn als alleinigen Songwriter. Nach dem 1:1 von Sonny Boy Williamsons ›Bring It On Home‹ geklauten Intro mit Plant an der Mundharmonika beginnt der elektrische Part mit einem fesselnden Page-Riff, verstärkt durch die Rhythmussektion Bonham/Jones. Auf einer erweiterten Fassung von CODA aus dem Jahr 2015 erschien ein Rohmix des Songs, der am 24. Juli 1969 bei Atlantic Records aufge­zeichnet worden war.


›Bring It On Home‹ war ab Herbst 1969 und über das gesamte Jahr 1970 hinweg Teil der Live-Sets. Dort entwickelte es sich in einen ausgedehntes Jam mit einem tollen Zweikampf zwischen Pages Gitarre und Bonhams Trommeln. 1972 wurde es kurzfristig als Zugabe auf der US-Tournee wiederbelebt (zu hören auf HOW THE WEST WAS WON), 1973 kam es dann wieder zum Einsatz, diesmal als Riff-Verknüpfung zwischen ›Celebration Day‹ und ›Black Dog‹. Nach Zeppelin wurde es im Mai 1990 bei der Reunion zu Jason Bonhams Hochzeit gespielt.


Auch auf den Page-&-Plant-Tourneen 1995/96 und 1998 war es oft zu hören, ebenso wie bei den Konzerten von Jimmy Page & The Black Crowes 1999 und 2000. Als Led Zeppelin 1995 in New York in die Rock And Roll Hall Of Fame aufgenommen wurden, spielten Steven Tyler, Joe Perry und Jason Bonham den Song. In jüngerer Vergangenheit wurde er für den Trailer einer BBC-Dokumentation über John McEnroe verwendet.


„LZII war eine fantastische Platte und so anders als das Debüt“, erinnert sich Eddie Kramer. „Der Abmischprozess war so organisch – wir suchten instinktiv nach etwas Andersartigem. Jimmy hat ein paar sehr interessante Dinge mit dem Sound gemacht.“

›MOBY DICK‹
Bonham, Jones, Page

John Bonhams Percussion-Tour-de-force nahm auf der zweiten US-Tournee Gestalt an, damals unter dem Titel ›Pat’s Delight‹ (eine Referenz an die Ehefrau des Schlagzeugers). „Ich weiß noch, wie ich bei einem der ganz frühen Gigs am Bühenrand stand und zusah, wie Bonzo durch sein Drumsolo donnerte“, erinnerte sich der einstige Zeppelin-Tourmanager Richard Cole an diese Urfassung. „Ich sah John Paul an und sagte: ‚Dieser Typ ist so gut!‘ Jonesy, dessen Vater Berufsmusiker war, grinste nur zurück. Bonzo war wirklich ein außerordentlicher Schlagzeuger.“

Die Aufnahmen fanden im Mai 1969 in den Mystic Studios statt, ebenso wie bei Mirror Sound in Los Angeles und Mayfair Studios in New York. Abgemischt wurde bei A&R in New York. „Es war ein Haufen Arbeit, ›Moby Dick‹ aus verschiedenen Darbietungen aus zwei Studios zusammenzusetzen“, erinnert sich Eddie Kramer. „Immer wenn ich es höre, denke ich daran, wie anstregend das war. Aber das ist Bonzo und er war der Beste.“


Das Riff lässt sich zu ›The Girl I Love She Got Long Black Wavy Hair‹ von Sleepy John Estes zurückverfolgen, das Zeppelin am 16. Juni 1969 für eine BBC-Session aufnahmen. Es erinnert zudem an Bobby Parkers ›Watch Your Step‹ von 1961, das die Band schon früh bei Proben, aber nie live gespielt hatte. Für das Boxset REMASTERS von 1990 kombinierte Jimmy Page diese Studiodarbietung mit Bonzos ›Montreux‹, um Bonhams Schlagzeugkunst in einem Stück zu unterstreichen.

Die Backing-Track-Version, die 2014 auf der Reissue zu hören war, präsentiert hingegen beide Segmente des offiziell veröffentlichten Riff-Parts, der den Song beginnt und beschließt. Johns Solo fällt hier weg – dann zählt er das Riff wieder mit einem zackigen Hi-Hat an –, und es gibt hier ein komplettes Ende statt des Crossfades in ›Bring It On Home‹ wie einst auf LED ZEPPELIN II. Dieses wurde am 6. Mai 1969 bei Mirror Sound in Los Angeles aufgenommen. ›Moby Dick‹ wurde erstmals auf der Herbsttour 1969 in den USA live gespielt und blieb bis 1977 auf jeder Tour im Set, wenn auch nicht bei jedem Konzert. Es entwickelte sich über die Jahre hinweg in ein ausladendes 20-Minuten-Stück, das den anderen Bandmitgliedern eine Pause verschaffte.

1975 baute Bonzo dabei ein Riff-Segment aus ›Whole Lotta Love‹ ein, das auf elektronisch erzeugten Kesseltrommeln gespielt wurde. Auf der US-Tour 1977 wurde das Stück schließlich passender­weise in ›Over The Top‹ umbenannt und fing mit dem Intro von ›Out On The Tiles‹ statt der ›Moby Dick‹-Melodie an. Das Schlagzeugintro zu ›Moby Dick‹ wurde 1989 von den Beastie Boys für ihren Song ›What Comes Around‹ auf ihrem Album PAUL‘S BOUTIQUE gesamplet.

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