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Lebenslinien Bobby Liebling

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Lebenslinien Bobby Liebling

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Bobby Liebling @ Mira BornEr ist clean, hat seinen Engel und auch Gott gefunden: Pentagram-Frontmann BOBBY LIEBLING ist der Letzte, der seine 40 Jahre Rock’n’Roll mit einem „Ich bereue nichts!“ abtut. Er bereut alles – außer der Musik seiner Band. Und eigentlich möchte er viel lieber über das neu gefundene Familienglück mit seiner 24-jährigen Frau Hallie reden. Und über seinen christlichen Glauben natürlich. Ein paar Details über seine frühere Party-Gesellschaft haben wir ihm dann doch entlocken können.

Er nahm so ziemlich jede Droge, derer er habhaft werden konnte: Die Legende besagt, dass Bobby schon 1964, also mit zarten zehn Jahren, das erste Mal LSD einwarf. Den größten Teil seines Lebens war er heroinabhängig. Wer sich an die Sechziger erinnern kann, hat sie nicht erlebt, heißt es – „aber die Seventies sind“, so Bobby, „trotz aller Sünden, die ich mir zu Schulde kommen ließ, einfach unvergesslich“.

Gene Simmons

Das war eine ziemlich seltsame Geschichte: Gene und Paul Stanley kamen extra nach Wa-shington, um Pentagram spielen zu sehen, weil Casa­blanca Records, das damalige Kiss-Label, an uns Interesse hatte. Sie betraten also unseren Proberaum, wir spielten ein paar Songs, und dann sagte Gene nur trocken: „Ihr habt keine Ausstrahlung.“ Wie auch? Das war ein verdammtes Kellerloch, in dem wir da hockten.

Ted Nugent

Wir waren bis Mitte der Siebziger sehr gute Freunde. Ich traf Ted zum ersten Mal 1968 in Washington D.C., als er noch ein Niemand war. An dieser Stelle muss ich ein Geständnis machen: Ich war früher das, was man ein Groupie nennt, minus den Teil, dass ich Sex mit Rockstars wollte. Ted stieg also in diesem Hotel ab, und wir fanden ihn, weil er sich unter dem Namen seines kleinen Bruders eingetragen hatte. Damals war gerade das THE AMBOY DUKES-Album erschienen. Er ließ mich und meine Kumpels tatsächlich in sein Zimmer und redete mit uns, danach sahen wir die Band drei Abende hintereinander. Die Shows kosteten zwei Dollar Eintritt! Jedenfalls waren wir danach regelmäßig per Post in Kontakt – ich war und bin ein besessener Briefeschreiber.

Rory Gallagher

Noch so jemand, den ich als „Groupie“ kennenlernte. Jedesmal, wenn er in der Gegend war, saßen wir zusammen und tranken. Der Mann konnte saufen – das hat ihn ja dann leider dann auch umgebracht.

Mick Jagger & Keith Richards

1978 absolvierten die Stones eine ihrer unangekündigten Tourneen unter dem Decknamen The Cockroaches: nur 1000er-Hallen statt Stadien. Ich war mit meinem Onkel bei der Show in New Jersey, am Ende saßen wir mit dem lokalen Veranstalter sowie Keith und Mick knapp drei Stunden zusammen und zogen uns Koks rein. Völlig sinnfrei – aber damals war ich so drauf. Rock’n’Roll in den Siebzigern war so dermaßen mit Drogen verseucht, dass es eigentlich ein Wunder ist, dass nicht noch mehr von meinen Bekannten heute schon tot sind. Nach allen Gesetzen der Medizin jedenfalls dürfte ich längst nicht mehr leben, aber Gott hat es anders gewollt.

Andy Powell

Als 1972 ARGUS von Wishbone Ash erschien, war ich auf zwei Presse-Terminen eingeladen. Martin Turner und ich tranken acht Stunden lang, bis wir beide von den Stühlen kippten. Mein Held und bester Freund bei Wishbone Ash war aber immer Andy Powell, er ist der wahre „Vater“ der Flying V, noch vor Michael Schenker. Wishbone Ash und UFO sind bis heute meine absoluten Lieblingsbands, ich besitze alles, was sie je aufgenommen haben, in doppelter Ausfertigung – man weiß ja nie. Bis auf einen obskuren Techno-Soundtrack – der kostet gebraucht 480 US-Dollar, das kann ich mir nicht leisten.

Rob Halford

Auf der HELL BENT FOR LEATHER-Tour waren wir im Vorprogramm von Priest. Das Pikante ist, dass Pentagram 1975 vor den damaligen Verantwortlichen von Columbia Records, Sandy Pearlman, der zu dieser Zeit Black Sabbaths Manager war, und Murray Krugman, spielen durften. Sie fanden uns so gut, dass sie uns zu Demo-Aufnahmen einluden. Leider war ich damals ein ziemliches Arschloch und fing an, mich mit Murray zu streiten, also wurde das nichts. Statt uns nahmen Columbia damals Priest unter Vertrag – und jetzt sollten wir also vor denen spielen. Natürlich wollten wir es ihnen richtig zeigen! Es ging um zwei Shows, Rob hatte noch nie etwas von uns gehört und war erst zuckersüß. Er dachte wohl, dass wir eine der damals üblichen Cover-Bands als Support wären, aber als wir dann mit mehr Nieten und Leder als Priest auf die Bühne gingen, hinter uns riesige Marshall-Stacks, nur eigene Songs spielten und die Leute richtig abgingen, wurde er auf einmal sehr einsilbig – und sorgte dafür, dass wir am zweiten Abend nicht mehr spielen durften. Der Rest von Priest sah das lockerer: Geof O’Keefe, unser damaliger Schlagzeuger, schleppte K.K. Downing und Glenn Tipton in sein Haus ab, und wir betranken uns ordentlich.

Joey Ramone

1976, kurz nachdem das erste Ramones-Album erschien, eröffneten wir mit Pentagram für sie – und zwar in einem Restaurant, das gerade mal Platz für 50 Leute bot. Wir traten an drei Tagen hintereinander auf, und dummerweise haben wir jeden Abend Zugaben gespielt und die Ramones nicht – ich glaube, deswegen mochten sie uns nicht besonders.

Iggy Pop & Lou Reed

Wir lernten uns 1972 kennen nach einer Stooges-Show. Als ich in den Backstage-Raum kam, hatte er sich gerade die Erdnussbutter abgewischt… Iggy war immer ein Rieseneinfluss für mich, bei den frühen Pentagram-Sachen versuchte ich ganz angestrengt, so wie er zu klingen. Ich glaube, das hat ihn amüsiert, wir waren eine Zeitlang richtig gu- te Freunde. Über ihn lernte ich auch Lou Reed kennen. Eine Zeit lang habe ich immer auf Lous Wohnung aufgepasst, wenn er auf Tour war.

Robert Redford

Mit ihm habe ich gerade vor wenigen Tagen telefoniert, weil Sundance unseren Film LAST RIGHTS HERE gekauft haben und in diesem Herbst in die US-Kinos bringen wollen. Ursprünglich hatte das Sundance-Festival ihn noch abgelehnt, aber dann hat 9.14 Pictures, die Produktionsfirma, Robert überzeugt: Sie schickten ihm immer wieder Updates, wie der völlig upgefuckte Bobby Liebling endlich clean wurde, seine Frau traf, einen Sohn bekam… Er hat mir persönlich gratuliert!

Dick Wagner

Er ist für mich der Größte, leider kennen ihn die meisten Leute gerade mal wegen seiner Arbeit mit Alice Cooper. Ich bin ein großer Fan seiner Band The Frost, seit Ende der Sechziger sind wir gut befreundet. Ich habe kürzlich einen Brief von ihm bekommen – er hatte einen schweren Herzinfarkt und musste zudem eine Gehirn-Operation hinter sich bringen, sodass er nur langsam wieder auf die Beine kommt. Aber er produziert immer noch Bands. Dick ist wie ich: Er kann es einfach nicht lassen, selbst wenn der Tod schon an die Tür geklopft hat. Wir haben am gleichen Tag Geburtstag, 1973 fiel der auf eine von Lou Reeds ROCK N ROLL ANIMALS-Shows. Dick spielte damals Gitarre in der Band. Wir fanden das heraus, als ich ihn nach dem Gig ansprach. Es wurde noch eine recht heftige Nacht.

Gregor Arndt

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