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Keb‘ Mo‘: Da kommt noch einiges

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Keb‘ Mo‘: Da kommt noch einiges

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Obwohl er schon viele Jahre zuvor ein Album unter seinem bürgerlichen Namen Kevin Moore
veröffentlicht hatte, dauerte es bis 1994, bis Sänger und Gitarrist Keb’ Mo’ mit einem exzellenten, selbstbetitelten Longplayer der Durchbruch gelang. Seitdem ist er auf dem Bluesrock-Sektor aus den Bestenlisten nicht mehr wegzudenken. Ganz sicher wird er auch mit seinem neuen Streich GOOD TO BE wieder dort zu finden sein.

Es war ein etwas seltsames Gefühl“, lacht der nun schon seit einigen Jahren in Nashville lebende und arbeitende Kalifornier über die kürzlich erfolgte Ehrung für sein Lebenswerk durch die Americana Music Association. „Einen solchen Preis bekommt man ja eigentlich, wenn man im Ruhestand ist und sein Lebenswerk abgeschlossen hat. Ich habe aber das Gefühl, dass ich noch immer mittendrin bin. Okay, ich bin seit einem halben Jahrhundert als Profimusiker dabei und habe kürzlich meinen 70. Geburtstag gefeiert. Ich fühle mich aber, als habe ich noch jede Menge zu geben. Ich versuche jeden Tag kreativ zu sein, bin, soweit es aktuell möglich ist, fast ständig mit meiner Band unterwegs oder verbringe die Zeit zwischen Tourneen damit, an neuer Musik zu arbeiten.“

Dann lacht er: „Ich habe das Gefühl, noch gute 40 Jahre in mir zu haben. Die letzten davon könnten vielleicht etwas schwierig werden und ihr müsstet mich wahrscheinlich auf die Bühne tragen“, fügt er grinsend hinzu. „Ich bin trotzdem zuversichtlich, dass ich selbst dann noch eine gute Show abliefern könnte. Aber ganz im Ernst: Es geht mir großartig und ich denke, dass da noch einiges kommen wird.“ Das wollen wir dem ungebrochen agil und fit wirkenden Herrn gerne glauben. Das sehr abwechslungsreiche, vielfältige neue Album ist der besten Beweis dafür. Neben großartigen Gesangs- und Gitarren-Performances zeigt der Meister auf dieser Scheibe einmal mehr, dass die Bezeichnung „Blues“ ihn und seine Kunst nur teilweise umschreibt. Unter den 13 Stücken finden sich neben den natürlich dominanten Delta-Blues-Klängen auch Elemente und klar hörbare Einflüsse von Rock, Country, Folk, Weltmusik, Pop, Jazz, Gospel und vor allem des klassischen Souls aus den Sixties, mit dem er aufwuchs. Keb’ Mo’ hat keinerlei Berührungsängste, was noch weitere Stile angeht. Wer ihn schon mal bei einem Mainstream-Festival sehen und hören durfte, könnte das Glück gehabt haben, ihn vor oder nach seinem eigenen Auftritt noch als spontanen Gast bei allen anderen Acts zu erleben.

Selbst hinter der Bühne ist er immer für eine spontane Session zu haben. Gern würde er einmal mit einem großen HipHop-Künstler, mit klassischen oder Electro-Musikern kollaborieren, was sich bisher allerdings noch nicht ergeben hat. „Was habe ich schon zu verlieren?“, fragt er. „Man kann nie wissen, was passiert. Im schlimmsten Fall funktioniert es eben einfach nicht. Aber selbst dann habe ich dabei etwas gelernt. Oder es kommt eben etwas wirklich spannendes Neues heraus.“ Auf diese Weise lernte Keb’ schon vor vielen Jahren Country-Superstar Vince Gill kennen. Er ist sich nicht mehr sicher, glaubt aber, dass es bei einer Grammy Verleihung in Los Angeles gewesen sein muss, als sich die zwei erstmals über den Weg liefen und schnell Freundschaft schlossen. Diese wurde schon mehrfach in Form von schönen Kollaborationen des Gespanns ausgeweitet. So auch auf GOOD TO BE …, in dessen Rahmen Gill drei Songs, darunter das Titellied, nicht nur mit seinem Freund co-produzierte, sondern für sie teilweise auch zur Gitarre oder zum Mikro griff. „Vince hat ein paar mehr von diesen schönen Trophäen zu Hause stehen als ich“, sagt der fünffache Grammy-Gewinner über den schon 22 Mal mit der wohl wichtigsten Auszeichnung der Musikindustrie bedachten Gill. „Und jetzt ist er auch noch ein Mitglied der Eagles geworden. Wer wäre ich da, sein Angebot, mir zu helfen, abzulehnen?“

Neben Gill sind noch weitere große Namen wie die Bluegrass-Combo Old Crow Medicine Show, Frank-Zappa- und Genesis-Drummer Chester Thompson, die Bass-Genies Nathan East (Eric Clapton, Toto), Marcus Miller (Miles Davis) und Victor Wooten (Béla Fleck) auf GOOD TO BE … dabei. Außerdem gibt es mit ›Good Strong Woman‹ und dem das Ganze beschließenden ›Quiet Moments‹ zwei sehr schöne Duette zu hören – ersteres mit Darius Rucker, dem Frontmann der Heartland-Rocker Hootie & The Blowfish, und letzteres mit Broadway-Star Kristin Chenoweth. „Ich liebe den kreativen Austausch mit Freunden aber auch Künstlern, mit denen ich auf den ersten Blick vielleicht keine Gemeinsamkeiten habe. Deshalb finde ich es toll, wenn diese fragen, ob ich mit ihnen arbeiten möchte. Und wenn dann am Ende sogar noch ein Beitrag ihrerseits auf einer meiner Platten herausspringt, ist es umso schöner“, sagt unser Mann. „Das Wichtigste ist aber immer der Song“, betont er. „Erst wenn der steht, wie ich es mir vorstelle, mache ich mir Gedanken darüber, ob er durch eine zusätzliche Stimme oder einen Instrumentalbeitrag noch verbessert werden könnte.“ Und manchmal müssen diese Lieder schon mal ein wenig reifen. Während mit Ausnahme des herrlichen Bill-Withers-Covers ›Lean On Me‹ fast sämtiche Titel der Disc brandneu sind, hatte Keb’ Mo’ die majestätische Breitwand-Ballade ›Quiet Moments‹ bereits in den 70ern geschrieben.

„Ich war damals noch verdammt jung. Anfang 20 oder so“, erinnert er sich. „Obwohl oder gerade weil ›Quiet Moments‹ kein typischer Blues-Track ist, zählte er für mich schon immer zu den Favoriten unter meinen Eigenkompositionen. Ich hatte ihn aber bis heute nicht aufgenommen, weil ich auf den richtigen Moment in meiner Karriere sowie auf die perfekte weibliche Stimme dafür gewartet habe. Beides – es singt jetzt Kristin Chenoweth – kam nun endlich zusammen und ich könnte nicht glücklicher mit dem Ergebnis sein.“ Keb’ Mo’ glaubt nicht, dass das Blues-Etikett, das ihm nicht nur von der Presse, sondern sogar von seinen eigenen Plattenfirmen immer wieder aufgedrückt wurde, seine Karriere irgendwie begrenzt hat oder gar verhinderte, ein noch breiteres Publikum zu erreichen. „Ich liebe den Blues. Mit ihm habe ich angefangen und er wird ewig die Grundlage all meines Schaffens sein. Irgendwie habe ich mit meiner Musik schon immer eine etwas ältere Klientel angesprochen. Da machte es vonseiten der Labels Sinn, mich als Blueser zu vermarkten. Ab einem bestimmten Alter scheint der Blues wohl auch so etwas wie ein verbindendes Element zwischen Musikfreunden zu sein. Etwas gesetztere Rockfans können mit ihm ebenso etwas anfangen wie Jazzer oder etwa R’n’B-Freunde. Ich finde das eine wunderbare Eigenschaft.“

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1 Kommentar

  1. Den Schlussanmerkungen von Keb’ Mo’ kann ich nur zustimmen. Auch mir als Alters-Genosse geht es ähnlich : Je älter um so mehr geht mein Musik-Geschmack wieder in Richtung Blues, welchen ich nie ganz verlassen habe. Blues verbindet alle Musik-Richtungen, außer die die sogenannte E-Musik ( Klassik ) und alle Alters-Gruppen, sofern Mann oder Frau sich dafür Interesse zeigt. Der Blues ist die Stamm-Wurzel aller aktuellen und früheren Musik-Richtungen sei es Rock and Roll, Jazz oder die diversen Rock-Stil-Richtungen hin bis in den Metall-Bereich. Für mich gilt : Die Ohren immer offen zu halten und Musik in ihrer unendlichen Vielfalt und Ausrichtung zu genießen. Das Leben ist einfach zu kurz um sich bei der Wahl der Musik selbst zu beschränken.

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