Priest! Priest! Priest!
Nach einem stimmungsmachenden Warm-Up durch die Dead Daisies mit („neuem“) Frontmann Glenn Hughes kommen Judas Priest nach einer halbstündigen Umbaupause auf die Bühne des Zenith. Die Halle ist gut gefüllt, die Temperaturen auch ohne das heiße musikalische Eisen namens Priest schon an der Toleranzgrenze.
Nach einer kurzen Einstimmung mit ›War Pigs‹ von ihren Birmingham-Kollegen Black Sabbath, erhebt sich das riesige und dramatisch rot erleuchtete Priest-Kreuz in die Lüfte über der Bühne und schwebt bedrohlich über der Band, die den Abend mit ›One Shot At Glory‹ eröffnet.
Rob Halford, der mit zunehmendem Alter, seiner Glatze und den spitzen Ohren immer mehr aussieht wie eine sehr verwegene Version von Engywuck aus der Unendlichen Geschichte, erscheint standesgemäß oben ohne, mit tätowierter Plauze und schwerem Ledermantel, dessen Rückseite der prominente Schriftzug „Heavy Metal“ ziert. Gemeinsam mit seinen Kollegen, dem erst kürzlich am Herzen operierten Gitarrenhelden Richie Faulkner, dem für Glenn Tipton eingesprungenen Andy Sneap, Scott Travis an den Drums und Ian Hill am Bass, pflügt der „Metal God“ durch das letzte Jahrhundert an Hits (ohne jedoch ›Metal Gods‹ anzustimmen) und erreicht auch mit knapp 71 Jahren noch schwindelerregende Gesangshöhen, auch wenn manche Betonungen und Sprachrhythmen, z.B. bei der Bridge von ›You’ve Got Another Thing Coming‹, etwas eigentümlich wirken.
Halford spricht nicht viel mit dem Publikum, stimmt aber einige „Yeah-Yeah“-Call-and-Response-Geplänkel mit seinen ergebenen Kuttenjüngern und Jüngerinnen an. Zwischendurch werden auf der mit passenden Visuals bespielten Leinwand immer wieder Videoschnipsel und Fotos von Glenn Tipton gezeigt, der aufgrund seiner Parkison-Erkrankung nicht mehr Teil der Band sein kann.
Pünktlich zu ›Hell Bent For Leather‹ kommt Halford dann endlich auf seinem Motorrad auf die Bühne gefahren und beglückt das Publikum mit nackten Hinterteil, das die Lederchaps halbwegs in Form halten. Ein für manche Zuschauer*innen wohl etwas gewöhnungsbedürftiger Anblick, der Großteil der Fans weiß jedoch um Halfords berühmte Po-Parade bei diesem Song und skandiert weiterhin unbeirrt und lauthals „Priest! Priest! Priest!“. Nach den letzten Nummern ›Breaking The Law‹ und ›Living After Midnight‹ hat der Metalzauber dann auch ein Ende, was einerseits schade ist, da Hits wie eben beispielsweise ›Metal Gods‹ keinen Platz in der Setlist fanden, andererseits aber aufgrund des nicht mehr vorhandenen Sauerstoffes im vorderen Drittel des Zeniths hinnehmbar war. Der Sound war leider wie sooft in dieser Location vor allem ab der Mitte zunehmend Hall-geschwängert und etwas undifferenziert, der bombastischen Stimmung an jenem Sommermontag in München tat dies jedoch keinen Abbruch.
Unser Fotograf Markus Werner war vor Ort und hat die Show für visuell festgehalten:
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