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John Diva & The Rockets Of Love: Einmal Dolce Vita, bitte!

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John Diva & The Rockets Of Love: Einmal Dolce Vita, bitte!

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Die Zeiten ändern sich. Und mit ihnen ändern sich auch die Menschen. Mag es vielen beim Durchhören des neuen Albums von John Diva & The Rockets Of Love vielleicht gar nicht auffallen, so war die Autorin dieses Textes doch mehr als erstaunt: auf THE BIG EASY finden sich keine hypersexuell aufgeladenen Texte mehr, kein „drip drip“ wie noch auf dem letzten AMERICAN AMADEUS. Und das, obwohl die bunt gewandete Truppe doch den Glam Metal der 80er Jahre hochleben lässt, die vielleicht hedonistischste und teilweise eben auch sexistischste Strömung innerhalb der Rockmusik. Um diesem – zufälligen oder absichtlichen – Sinneswandel nachzuspüren, haben wir bei Bandchef John Diva angerufen.

Ihr wart ja schon immer eine Band, die den Eskapismus feierte. Auf THE BIG EASY treibt ihr das auf die Spitze – warum?

Es liegt in den Genen von John Diva, immer auf der Sonnenseite zu wandeln. Gleichzeitig waren die letzten Jahre nicht leicht, vor allem für Musiker und Sunnyboys. Ich bin ein Optimist, doch im Grunde hatten wir eine harte Zeit hinter uns, als wir uns an dieses Album machten. Gleich zu Beginn meinte einer unserer Gitarristen: ‚Egal, wohin uns diese Platte führt, ich würde sie gerne THE BIG EASY nennen.‘ Ein Titel, der uns daran erinnerte, woher wir kommen, auch wenn wir vielleicht nie wieder dorthin gelangen können. THE BIG EASY ist unser Versuch, das bestmögliche Dolce-Vita-Album überhaupt abzuliefern.

Ihr habt diese Platte vom ersten Songwriting-Ton bis zum letzten Mastering in sechs Monaten fertig gestellt. Ganz schön fix!

Das kann man wahrscheinlich damit erklären, dass wir richtig danach gierten, unsere musikalische und kreative Energie in dieses Album zu stecken. Sobald dann die Idee stand, eine Sommer-Scheibe aufzunehmen, ging alles ganz schnell. THE BIG EASY ist von diesem Standpunkt her fast schon ein Konzeptalbum, ohne ein Konzeptalbum zu sein. Außerdem arbeiten wir bei John Diva & The Rockets Of Love grundsätzlich recht zügig – sobald die Maschine mal läuft, läuft sie gut. Wir haben drei Songwriter in der Band, alle waren höchst motiviert.

Könnt ihr eure Egos gut in Schach halten?

Ja, endlich! Wenn man sich das Genre mal ansieht, denkt man ja, dass es im Grunde nur um große Egos geht. Doch abseits der Bühne gehen wir respektvoll miteinander um und wir wissen, wenn einer eine Idee wirklich heiß und innig verteidigt, ist sie einen Versuch Wert. Manche der Tracks auf THE BIG EASY gäbe es vielleicht gar nicht, wenn einer von uns nicht dafür gekämpft hätte. Die erste Version von ›Wild At Heart klang beispielsweise zu sehr nach David Bowie, vor allem J.J. konnte sich das nicht im John-Diva-Kontext vorstellen. Doch dann schaltete sich Snake ein und meinte: ‚Stellen wir uns doch vor, wie die Idee in den 80ern mit Tico Torres an den Drums klingen würde.‘ Und am Ende waren alle zufrieden.

Was ist der Unterschied zwischen euch und Steel Panther?

Oberflächlich betrachtet mag es da einige Übereinstimmungen geben, aber im Grunde sind wir komplett unterschiedlich. Steel Panther machen eine Comedy-Show – sie liefern großartig hab, haben sich jedoch selbst ziemlich eingeschränkt. Irgendwie sind sie in einer Spirale aus immer mehr…

Pussy-Witzen gefangen?

Ganz genau. Wir hingegen sind eine sehr romantische Band, auch wenn unsere Outfits ein bisschen nach Bühnen-Clown aussehen. Bei uns geht es um Gefühle, die alle miteinander verbinden, die alle einschließen und respektieren. Wenn man heutzutage Glam Rock macht, braucht man kein Macho-Gehabe, das ist nicht mehr zeitgemäß.

Mir ist sofort aufgefallen, dass es auf THE BIG EASY sehr wenig Macho-Gehabe zu hören gibt, auch kein „drip, drip let me drown in your honey“ mehr. Warum?

Das war wahrscheinlich eine bewusste Entscheidung, die im Moment des Schöpfungsprozesses Sinn machte. Wir wollten keinen Schritt zurück machen und eine gute Linie finden.

Statt mehr heteronormativer Lyrics habt ihr einen Song wie Boys Don’t Play With Dolls aufs Album gepackt. Die Kernaussage des Tracks ist ja alles andere als machomäßig.

Letztens wurde ich gefragt, ob eine Band wie John Diva politisch sein kann. Eigentlich würde ich das verneinen, doch wenn man in Tracks wie Boys Don’t Play With Dolls zwischen den Zeilen liest, spürt man doch eine klare Botschaft, auch wenn wir eine Truppe voller heterosexueller, weißer Dudes sind.

Das zeigt, dass man bei aller Ehrerbietung an eine gewisse Zeit nicht alles hirnlos kopieren muss. Der Glam-Sound funktioniert auch gut mit anderen Texten.

(lacht) Klar ist John Diva irgendwie ein hypersexueller Charakter, aber als Künstler kannst du deine Botschaft selbst auswählen. Ich freue mich, dass du das so siehst und dass unsere Intention da draußen Anklang findet. Es tut gut, darüber zu sprechen. Wie oft fragt man eine Glamrock-Band schon nach ihren Texten? Im Grunde könnte der Track eine B-Seite sein, doch je nach eingenommener Perspektive könnte man auch sagen, dass er das Kernstück auf THE BIG EASY ist.

Back In The Days hingegen ist ein Nostalgie-Song. Woher der Drang, ein solches Lied zu schreiben?

Als ich ein Teenager war, liebte ich diese Art von Songs, was witzig ist, weil man als junger Mensch ja noch gar keine Nostalgie verspüren kann. Irgendwie wurde dieses Gefühl trotzdem transportiert und ich wollte schon immer an einen Punkt in meinem Leben gelangen, wo es mir möglich ist, so einen Track selbst zu schreiben. Und irgendwann war dieser Punkt mit zunehmendem Alter erreicht. (lacht) Ich komme immer wieder zurück auf großartige Songwriter wie Bruce Springsteen, ein großartiger Geschichtenerzähler. Ich wollte einen Text schreiben, den ich mir selbst abnehme und der für andere einen Anknüpfungspunkt liefert. So wird die eigene Fiktion zur Fiktion aller. Eine echte Herausforderung, das mit nur wenigen Zeilen zu schaffen.

Wo stehen John Diva & The Rockets Of Love mit ihrer dritten Platte?

Wir versuchen, nicht darauf zurückzublicken, was wir durch die Pandemie verloren haben. Heute sind viele Bands froh, wenn sie die Hälfte der Leute von früher ziehen. Wir werden so viel spielen wie möglich, neue Fans gewinnen, für unsere alten Fans da sein. John Diva & The Rockets Of Love müssen wieder regelmäßig auf die Bühne, ohne funktioniert eine Rockband einfach nicht.

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