„Wir spielen heute ein paar alte Songs, ein paar neue und ein paar Cover“, lautet die simple Vorgabe, die Jackson zum Auftakt seiner Deutschlandtournee ausgibt. Und genau daran hält sich der 61-Jährige im grauen Sakko und mit ausgedünnter Jim-Jarmusch-Frisur auch: Mit seiner dreiköpfigen Band, die aus erfahrenen Cracks wie Graham Maby, Doug Yowell und Teddy Kumpel besteht, kombiniert er fast 100 Minuten lang Songs vom aktuellen Album FAST FORWARD mit den Highlights seines umfangreichen Backkatalogs – von ›It’s Different For Girls‹, das er ganz alleine am Keyboard intoniert, über ›Is She Really Going Out With Him?‹, ›Real Men‹, ›Another World‹, ›Sunday Papers‹ bis (natürlich) ›Steppin‘ Out‹. Dabei ist der gebürtige Brite immer dann am stärksten, wenn er richtig beherzt drauflosrockt, statt frei zu improvisieren. Wohin das führt, zeigt sich bei einer Version von Joni Mitchells ›Big Yellow Taxi‹, das er in bester New-Orleans-Manier bringt und das sich nur noch anhand des Texts erkennen lässt. Großartig – wenn nicht gigantisch – sind dagegen seine Interpretation von David Bowies ›Scary Monsters (And Super Creeps)‹ und die furiose Gaspedal-Fassung von Televisions ›See No Evil‹, das noch punkiger anmutet als das Original, und mit dem er seine New-Wave-Wurzeln offenlegt. Die 1.250 Zuschauer, die meist genauso alt sind wie der Meister, sind jedenfalls begeistert. Und das große Finale mit ›One More Time‹ und ›A Slow Song‹ reißt auch den Letzten aus dem plüschigen Sessel. Ganz großes Kino!
Joe Jackson: Essen, Lichtburg (15.02.16)
■