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Interview: Wird Phil Collins immer noch von allen gehasst?

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Interview: Wird Phil Collins immer noch von allen gehasst?

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Mit 19 warst du in der Band Hickory, die ein Konzeptalbum über die Mond­­landung machte. Sowas kann man einfach nicht erfinden. Mehr 1969 geht wohl nicht, oder?
Ja, das ist wahr. Ich erinnere mich noch an alles. Wir nannten uns Hickory und später Flaming Youth. Ken Howard und Alan Blakely waren die Songwriter und schrieben auch für The Herd und Dave Dee, Dozy, Beaky, Mick & Tich. Sie waren ein schwules Paar und standen auf unseren Keyboarder, der in diesem Club in der Warren Street trank. Damals suchten sie eine Band für dieses Kon­zept­album, das sie geschrieben hatten. Ich sagte: „Ich bin in einer Band“. Dann kamen sie zu einem Auftritt von uns auf Eel Pie Island und mochten uns, also nahmen wir es auf.

Wie kam es dazu, dass du auf George Harrisons ALL THINGS MUST PASS spieltest?
Damals war ich noch bei Flaming Youth. Unser Manager erhielt einen Anruf von Ringo Starrs Chauffeur, der sagte, sie bräuchten einen Perkussionisten, also schlug er mich vor. Ich fuhr also zur Abbey Road, und da waren Harrison, Ringo, Billy Preston, Klaus Voormann und Phil Spector. Wir fingen gleich an, das Stück einzustudieren. Niemand sag­te mir, was ich spielen sollte, und jedes Mal, wenn sie den Song anfingen, sagte Spector: „Lasst mich Gitarren und Drums hören“ oder „Lasst mich Bass und Drums hören“. Ich bin kein Conga-Spieler, also begannen meine Hände zu bluten. Und ich schnorrte Zigaretten von Ringo – ich rauche ja nicht mal, aber ich war einfach so nervös. Nach zwei Stunden sagte Phil Spector dann: „Okay Congas, jetzt spielst du“. Mein Mikro war aus und alle lachten, aber meine Hände waren hinüber. Kurz danach verschwanden alle – irgendwer meinte, sie würden fernsehen oder so – und man sagte mir, ich könne gehen. Ein paar Monate später kaufte ich mir die Platte in meinem Musikladen vor Ort und stell­­te fest, dass ich nicht in den Credits stand. Ich dachte, das muss ein Fehler sein, aber es ist eine andere Version des Songs, auf der ich nicht spielte.

Du wurdest also wieder rausgeschnitten.
Ja, aber es kommt noch schlimmer – das war noch nicht alles! Jahre später kaufte ich das Haus von [Ex-Formel-1-Fahrer] Jackie Stewart. Er war mit Harrison be­­freundet und erzählte mir, George würde ALL THINGS MUST PASS remixen. Und er sagte: „Da warst du auch drauf, nicht wahr?“ Ich antwortete: „Na ja, ich war DORT“. Zwei Tage darauf schickte mir George Harrison ein Band mit einem Zettel, auf dem stand: „Könntest das du sein?“. Ich hörte es mir umgehend an und erkannte es sofort. Plötzlich kamen die Congas – zu laut und einfach schrecklich. Am Ende des Bands hörte man Harrison, wie er sagte: „Hey Phil, können wir es noch mal ohne den Conga-Spieler versuchen?“ Da wusste ich dann also, dass sie nicht fernsehen gingen, sondern irgendwo anders hin und beschlossen: „Werdet ihn los“, weil ich so schlecht spielte. Dann rief mich Jackie an: „Ich habe hier jemanden, der mit dir sprechen will“, und ich hatte George in der Leitung. „Hast du das Band bekommen?“ Worauf ich erwiderte: „Mir wird gerade klar, dass ich von einem Beatle gefeuert wurde“. Und er: „Mach dir keinen Kopf, das war ein Scherz. Ich habe Ray Cooper richtig mies spielen lassen und wir haben es drübergelegt. Ich dachte, es würde dir gefallen“. Meine Antwort lautete: „You fucking bastard!“

So ein Aufwand für einen kleinen Gag. Grandios!
Ja, das war nett, nicht wahr? (lacht)

Bei jenem Konzert 1972 traten ne­­ben Genesis auch Atomic Rooster, Vinegar Joe, Humble Pie und Wishbone Ash auf. Ich stellte mir immer vor, dass der gesamte Rock-Underground unter einer Decke steckte. Gab es da auch Rivalität?
Nein, wir saßen alle im selben Boot. Man fühlte sich nicht von irgendjemandem bedroht. Damals begegnete man sich zufällig an der Autobahnraststätte Watford Gap. Wir waren auf der Six Bob Tour [„Bob“ entspricht einem Shilling, heute 0.05 britische Pfund; Anm.d. Übers.] – sechs Shillings für drei Bands: uns, Lindisfarne und Van der Graaf Generator. Erst waren wir dran, dann brachten Lindisfarne jeden Abend das Haus zum Kochen – eine Band aus Newcastle, alle sangen mit – und schließlich kamen Van der Graaf Generator und es wurde sehr düster. Wir fuhren im selben Tourbus und verstanden uns alle sehr gut. Es ist komisch, sich daran zu erinnern. (lächelt glückselig) Ich denke nicht oft an diese Zeiten.

Wie war es, plötzlich der Frontmann bei Genesis zu sein?
Ich fühlte mich bloßgestellt. Mein ganzes Leben hatte ich hinter dem Schutzwall meines Schlagzeugs verbracht, und auf einmal war da nichts mehr außer dem Mikroständer. Die Band klingt von vorne auch anders. Man hört da eine andere Balance und das ist nicht schön. Ehrlich gesagt wollte ich den Job nicht.

Warum nicht?
Ich wollte der Schlagzeuger bleiben. Wir ließen jeden Montag Leute zum Vorsingen kommen, fünf oder sechs, und ich zeigte ihnen, was sie tun sollten. Wir schrieben damals A TRICK OF THE TAIL und ich brachte ihnen ein paar alte Songs bei, z.B. ›Firth Of Fifth‹ – nur klang ich besser als alle anderen. Und schließlich waren wir [Genesis] wie eine Familie. „Wollen wir diese Person in un­­serer Familie? Wird er zu uns passen?“ Letztlich fanden wir niemanden und die Wahl fiel auf mich.

Du warst mit Popmusik und Motown aufgewachsen, aber ich weiß noch, wie überrascht die Leute waren, als du 1981 ›In The Air Tonight‹ veröffentlichtest. „Phil Collins ist Rockmusiker, aber ist das hier nicht eine Popballade mit Synthesizern?“
Auf FACE VALUE waren alle möglichen verschiedenen Songs. Ich hörte die Beat­les, Count Basie, Weather Report, Earth Wind & Fire, Neil Young … Sie spielten alle eine Rolle in meinem Leben, also schrieb ich Songs wie sie. Ich weiß noch, wie ich bei Live Aid ›In The Air Tonight‹ spielte und Townshend sagte: „Schon wieder dieser beschissene Song?“, als wäre es das einzige, was ich je tat.

Warum konnten sich so viele Menschen mit FACE VALUE identifizieren?
Na ja, es war eben ein sehr persönliches Album und ich nahm kein Blatt vor den Mund. Die romantischen Stücke waren sehr offen, die Texte waren echt, ich versteckte nichts. „You’ve taken everything else“ – weißt du, was ich meine?

Sie verstanden den Schmerz, die Scheidung?
(theatralisch aufgesetzter Kummer) Oh bitte, das kannst du doch nicht erwähnen! Ja, die Leute konnten sich darin wiedererkennen.

Konnten sie sich auch damit identifizieren, als du bei „Top Of The Pops“ ›In The Air Tonight‹ mit einem Farb­eimer und Pinsel auf deiner Drummachine spieltest, als Seitenhieb auf deine Frau, die mit deinem Inneneinrichter durchgebrannt war?
Diese Geschichten kommen immer wieder auf und man hat nie genug Zeit, um richtig darüber zu reden. Ich wusste einfach nicht, was ich bei „Top Of The Pops“ tun sollte. Einfach nur dastehen und singen, dazu war ich zu unsicher, also dachte ich: „Ich werde Keyboard spielen“. So ein schnöseliges Duran-Duran-Ding auf einem Podest wollte ich aber nicht, also schnappte ich mir eine Black & Decker Workmate und befestigte eine Drummachine auf einer Teekiste, da gab es also ein gewisses Motiv.

Die Leute gingen einfach davon aus, dass es dabei um den Typen ging, der dir die Frau ausgespannt hatte.
Nun, SIE tat das jedenfalls. Den Text zu ›In The Air Tonight‹ hatte ich improvisiert und auf irgendein Blatt Papier geschrieben. Als ich es umdrehte, war es komischerweise das Briefpapier dieses Malers und Inneneinrichters. Meine Ex-Frau fand es gar nicht gut, dass ich über sowas schrieb, sie mochte nicht, dass ich den Leuten meine Seite der Geschichte erzählte. Aber es war die Wahrheit.

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2 Kommentare

  1. Hat der Autor ein persönliches Problem?
    Ich kann ihm nur ärztliche Hilfe empfehlen.
    Phil Collins war eine der großen musikalischen Gestalten der 80er Jahre.
    Wer hat ihn jemals angegriffen?
    Möchtegernmusiker, Gescheiterte, Versager, die dazu verurteilt waren, darüber zu schreiben, was sie selber gerne gewesen wären. Amüsant!

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