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In Memoriam: Steve Priest (23.2. 1948– 4.6.2020)

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In Memoriam: Steve Priest (23.2. 1948– 4.6.2020)

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Das letzte verbliebene Gründungsmitglied von Sweet ist gestorben, die Todesursache wurde noch nicht
bekanntgegeben. Steve Priest war innerhalb der Band der König des pfauenhaften Vollgas-Entertainments. Geboren in Middlesex, suchte der Bassist, der bei „Top Of The Pops“ mal in einem Pailletten-Overall mit den Worten „Fuck You“ auf dem Rücken auftrat, immer nach einer Gelegenheit, um zu provozieren. Als der Produzent der Sendung ihn aufforderte, besagtes Kleidungsstück zu wechseln, weigerte er sich eisern. Bei der Weihnachtsausgabe der Show 1973 kostümierte er sich als „ein schwuler
Nazi“ mit mehreren Schichten Make-up und einem SS-Uniformrock inklusive Hakenkreuz-Armbinde und Hitler-Schnauzer. Alle Rockfans eines gewissen Alters in Großbritannien erinnern sich an mindestens einen Sweet-Auftritt in der Kultsendung. Paul Gray, Bassist bei The Damned und UFO, weiß noch, wie sein Vater bei jener Weihnachtsshow in den Raum kam: „Er stand lange da, sichtlich entsetzt, und murmelte dann die unsterblichen Worte: ‚Sie sind nichts als ein Haufen verdammter Wilder mit Banjos‘, bevor er erzürnt rausstürmte“.

Sweet erlebten damals einen Ritt durch eine Serie von BubblegumUK-Top-10-Singles aus der Feder
von Mike Chapman und Nicky Chinn, darunter ›Little Willy‹, ›WigWam Bam‹, ›Blockbuster!‹, ›Hellraiser‹, ›The Ballroom Blitz‹ und ›Teenage Rampage‹. Ihr Ruf verfolgte sie, als sie beschlossen, dem Team Chinn/Chapman den Rücken zu kehren, ihr eigenes Material zu schreiben und in eine härtere Richtung zu gehen. Die Singles ›Fox On The Run‹ und ›Action‹ von 1975 beschworen diese neue Unabhängigkeit, doch es sollten drei weitere Jahre vergehen, bis sie mit ›Love Is Like Oxygen‹ ihren nächsten – und
letzten – Top-10-Hit in den britischen Charts landeten. Die Band war immer etwas verbittert darüber, dass Konkurrenten ihre typischen Gesangsharmonien kopierten und damit große Erfolge feierten. Die Rückseite ihrer LP GIVE US A WINK von 1976 zeigte ein Graffiti mit den Worten: „Queen are a bunch
of winkers“ (ein Wortspiel auf „wankers“, also „Wichser“). Nachdem Frontmann Brian Connolly 1979 ausstieg, um eine Solokarriere zu starten, machten Sweet als Trio weiter, bei dem sich Gitarrist Andy Scott und Priest als Sänger abwechselten.

Was nicht dramatisch war, denn auf vielen ihrer Hits kamen die so geliebten Interludes ohnehin von Priest, etwa die gefeierte Phrase „We just haven’t got a clue, what to do!“ auf ›Blockbuster!‹. Nachdem die nächsten drei Alben kaum wahrgenommen wurden, war das Schicksal der Band besiegelt. Priest war da schon nach Kalifornien gezogen. Seit Connollys Tod 1997, das seiner Inkarnation der Band ein Ende bereitete, gab es zwei konkurrierende Line-ups von Sweet, das eine in Großbritannien unter Scott, und Priests eigene Version, mit der er 2008 zurückgekehrt war. Nun ist von dem beliebtesten 4-Mann-Line-up also nur noch Scott übrig (Schlagzeuger Mick Tucker starb 2002 an Krebs). „Steve war der beste Bassist, mit dem ich je gespielt habe“, sagte Scott in einem Statement. „Der Lärm, den wir als Band machten, war so mächtig. Ab jenem Moment im Sommer 1970, als unsere musikalische Odyssee begann, eröffnete sich uns die Welt und die Achterbahnfahrt begann. Ruhe in Frieden, Bruder.“

Megadeth-Bassist David Ellefson ist einer von vielen Musikern, die mit Sweet aufwuchsen. Er sagte,
Priests Beitrag zur Musik sei „unvergleichlich“. Er fügte hinzu, dass DESOLATION BOULEVARD von 1974 „immer noch Bestand hat als eines der besten Rockalben aus jener Zeit“. „Sweet waren der Gegenentwurf zu Queen und vielen anderen Bands, die sie inspirierten“, verkündete Jeff Scott Soto.
Nancy Wilson von Heart wiederum sagte, Priest sei „ein tapferer Glamrocker und Mann“ gewesen. Das letzte Wort geht an Dee Snider von Twisted Sister: „Wie man sich vorstellen kann, bin ich definitiv ein Fan von Sweet“.

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