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Guns N‘ Roses: Die Zwillingsgeburt von USE YOUR ILLUSION

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Guns N‘ Roses: Die Zwillingsgeburt von USE YOUR ILLUSION

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axl rose steven adlerTauziehen um Steven

Bands sind in mancherlei Hinsicht vergleichbar mit Ökosystemen. In sich geschlossen, oft wundervoll, aber eben auch äußerst fragil. Schon wenn sich ein Element verändert, kann alles auseinanderbrechen. So auch im Fall von Guns N’ Roses. Obwohl niemand in der Gruppe ein Waisenknabe ist und sich alle gerne an diversen Mittel berauschen, ist einer von ihnen besonders schlimm: Steven Adler. Der Drummer selbst sieht das naturgemäß etwas anders, obwohl er heute (clean und geläutert) einsieht, dass er seine Grenzen manches Mal weit überschritten hat. Dennoch ist er der Ansicht, dass „die zu APPETITE FOR DESTRUCTION-Zeiten etwas Besonderes hatte, eine raue, ungezähmte Kraft, die das Album so stark gemacht hat. Das lag daran, dass wir wie Brüder zueinander waren. Und natürlich streiten und kloppen sich Brüder auch des Öfteren mal. Was aber nichts daran ändert, dass sie zur selben Familie gehören.“

Einer dieser „Brüder“, nämlich Duff McKagan, hat eine etwas differenzierte Meinung dazu: „Steven ist ein toller Kerl, und wir haben über all die Jahre den Kontakt zueinander nicht verloren. Doch damals war er einfach zu krass drauf. Es gab eine eherne Regel bei Guns N’ Roses. Wenn es darauf ankam, mussten sich alle zusammennehmen. Songwriting, Aufnahmen oder eine Tour hatten absolute Priorität – im Vorfeld musste jeder von uns zusehen, sich soweit unter Kontrolle zu bekommen, dass die Band-Aktivitäten nicht gefährdet waren. Alle von uns hielten sich daran, übten Selbstdisziplin und falls mal jemand auf der Kippe stand, fuhr einer von uns zu ihm und erinnerte ihn daran, was er zu tun hatte. Doch Steven schaffte es nicht, sich an diesen Kodex zu halten. Im Grunde war es schon beinahe komisch – ausgerechnet Slash und ich riefen bei ihm an und sagten ihm: ‚Hey, Alter, reiß dich mal zusammen, du übertreibst es gerade echt ein bisschen.‘ Dabei waren wir doch fast genau fertig wie er und mussten uns ständig von allen möglichen Leuten anhören, dass wir dies und jenes besser sein lassen sollten…“

„Ich musste zusehen, wie Steven tiefer und tiefer in den Dreck rutschte!“

Auch Slash kommt es heute beinahe schon zynisch vor, dass er seinen Freund vor sich selbst schützen wollte, wo er doch selbst kaum etwas auf die Reihe kriegte. „Es hat mir fast das Herz gebrochen, ihm dabei zuzusehen, wie er tiefer und tiefer in den Dreck rutschte“, erinnert sich der Gitarrist, der Adler auf seinem 2010er-Soloalbum wieder die Chance gegeben hat, an frühere Glanztaten anzuknüpfen. „Er tat mir wirklich unendlich leid. Aber wir waren an dem Punkt angelangt, an dem wir einfach keine Rücksicht mehr auf ihn und seine Probleme nehmen konnten. Wir mussten ins Studio gehen und eine neue Platte aufnehmen. Inzwischen hatten wir schon ein Jahr verschwendet, waren kaum vorangekommen. Was nicht allein an Steven lag, ich konnte mich selbst auch nur schwerlich motivieren. Doch er musste als Drummer eben als Erster ran. Wir anderen hatten Angst, dass er es nicht schaffen würde, seine Parts rechtzeitig einzuspielen – was wiederum für uns bedeutet hätte, dass die gebuchte Studiozeit zu kurz gewesen wäre, um die Platte rechtzeitig zum optimalen Veröffentlichungsmonat fertigzustellen. Und keiner von uns wollte noch ein weiteres Jahr warten.“

Verpasste Chancen

Im Sommer 1990 sieht es jedoch danach aus, als würde sich doch noch alles zum Guten wenden. Adler taucht tatsächlich im Studio auf und will die neuen Songs eintrommeln. Doch jedes Mal, wenn er sich auf seinen Schemel setzt, versagt er kläglich. Er ist entweder zu betrunken oder zu dicht, um seine Parts auf die Kette zu bekommen. Den restlichen Bandmitgliedern ist klar – so kann es nicht weitergehen. Sie überlegen sich, wie sie den Schlagzeuger dazu bringen können, sich wieder einigermaßen normal zu verhalten. Sogar zu einem Trick greifen sie – die Band lässt einen Anwalt kommen und setzt mit ihm ein Schreiben auf, in dem Adler informiert wird, dass er nicht länger Teil von Guns N’ Roses sein kann. „Keiner von uns meinte es zu diesem Zeitpunkt ernst damit. Wir wollten nur, dass Steven Angst bekommt“, berichtet Duff McKagan. „Doch als das nicht half, entwickelten sich unsere Vorstellungen mehr und mehr auseinander. Bis schließlich Matt Sorum ins Rennen kam…“

Auch Alan Niven, der Manager, ist der Ansicht, dass der Rauswurf von Adler alles andere als eine von langer Hand geplante Aktion war. „Sich von einem Band-Mitglied zu trennen, ist nie einfach. Im Gegenteil. Es nervt, ist frustrierend und schmerzhaft. Schließlich gehen dieser Entscheidung ja stets negative Erfahrungen voraus. Und ich kann mich noch heute an etliche Momente erinnern, in denen mir eine von Stevens Dummheiten mal wieder die Zornesröte ins Gesicht getrieben hat.“

Der Geschasste selbst ist sich allerdings keiner Schuld bewusst – was angesichts des psychischen und physischen Zustands, in dem sich Adler damals befindet, auch nicht weiter verwundert. „Ich war total drauf, völlig außer Kontrolle“, gibt er zu. „Doch das habe ich auch nie verheimlicht. Nun, es hätte ja auch keinen Sinn ergeben, schließlich konnte es jeder Mensch auf den ersten Blick sehen. Doch ich war bei Weitem nicht der Einzige in der Band, dem es dreckig ging – die anderen waren auch fertig und noch dazu tierisch genervt. Sie ließen ihre Wut gern an mir aus. Einmal fuhren Slash, Duff und ich gemeinsam ins Studio, es war geplant, ›Civil War‹ einspielen. Doch ich schaffte es einfach nicht. Mein Arzt hatte mir am Tag davor ein Medikament verschrieben, das verhindern sollte, dass die Opiate in meinen Blutkreislauf gelangen, eine Art Opiumblocker. Doch da ich noch genug Zeug im Körper hatte, um tagelang high zu sein, ging es mir ultraschlecht. Ich fühlte mich krank und schwach. Dennoch versuchte ich, den Song durchziehen, setzte bestimmt 20, 25 Mal an. Aber ich hielt nie bis zum Ende durch, und mein Timing war auch lausig. Da bauten sich Duff und Slash neben mir auf und schrien mich an, was mir einfiele, mich vor der Session so zuzudröhnen. Einige Wochen später hielten sie mir schließlich einen Stapel Papiere unter die Nase. Da kapierte ich erst, dass sie mich gefeuert hatten. Ich musste vor Gericht ziehen, um meinen Anteil an den Royalties einzuklagen (1993 einigt sich die Band außergerichtlich mit Adler, er bekommt 2,25 Millionen US-Dollar, aber keine Songwriting-Credits für USE YOUR ILLUSION – Anm.d.Red.)

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