Nach wie vor gewaltig elektrisch aufgeladen: 19. LP des britischen Synthiepop-Pioniers
Zweifellos schrieb Gary Numan Popgeschichte, sowohl mit Tubeway Army als auch als Solist. Und er gilt dank der innovativen UK-Nummer-eins ›Are „Friends“ Electric?‹ (1979) mit Querverweisen zu Science-Fiction-Autoren wie Philip K. Dick und J. G. Ballard als visionärer Prophet und Klangzauberer. Es folgten die Chartsingles ›Cars‹, ›Complex‹, ›We Are Glass‹ und ›She’s Got Claws‹ sowie die Nummer-eins-Alben REPLICAS, THE PLEASURE PRINCIPLE und TELEKON. Nach dem fünften Longplayer WARRIOR (1983) nahm das weltweite Interesse stetig ab – andere Künstler, andere Moden rückten in den Fokus. Unbeirrt von irgendwelchen Chartpositionen brachte Gary Numan seither Alben und dutzende Singles für seine noch immer erkleckliche Fangemeinde auf den Markt. Ab 2013 konnte man einen Aufwärtstrend verzeichnen: SPLINTER (SONGS FROM A BROKEN MIND) platzierte sich in UK auf #20, das vier Jahre später erschienene SAVAGE (SONGS FROM A BROKEN WORLD) gar auf Rang 2. Ein Numan-Revival? Auf Numans 19. LP INTRUDER mit 13 Tracks klingt alles wie gewohnt: Ausgefuchst ausladende Elektronik samt E-Gitarren wie um 1979/80, wuchtige Arrangements und infektiöse Ohrwurmharmonien paaren sich mit diesem unnachahmlich gelangweilten Gesangsraunen, bedeutungsschwangerem Pathos und Sci-Fi-Mystery-Fantasy-Armageddon-Lyrics.
Der geneigte Hörer bekommt geliefert, was Songtitel wie ›Betrayed‹, ›A Black Sun‹, ›When You Fall‹, ›I Am Screaming‹, ›Saints And Liars‹, ›The End Of Dragons‹ oder ›And It Breaks Me Again‹ versprechen. Mit Gusto und Verve überblendet Gary Numan noch immer Synthiepop mit Electronica, New mit Dark Wave, Industrial mit Electronic Rock, Techno mit Trance – und das mit zeitlosem Aplomb. Yes, this „Friend“ is still electric!
9 von 10 Punkten
Gary Numan, INTRUDER, BMG RIGHTS/WARNER