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Free Fall – Ruf der Freiheit

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Free Fall – Ruf der Freiheit

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Man nehme zwei etablierte schwedische Musiker, die richtigen Vorbilder, einen noch unbekannten, doch begnadeten Sänger und eine große Portion Freiheitsdrang. Aus diesen Zutaten entstanden 2009 Free Fall. Zunächst wurde die Band als Projekt von The Soundtrack Of Our Lives-Gitarrist Mattias Bärjed und International Noise Conspiracy-Schlagzeuger Ludwig Dahlberg neben ihren eigentlichen Bands aus der Taufe gehoben. Sie wollten sich dem ungehobelten, reinen Rock‘n‘Roll widmen und stießen so gemeinsam mit Bassist Jan Martens und Sänger Kim Fransson auf ihren ganz eigenen Stil, den Freedom Rock. Vier lange Jahre dauerte es, bis Free Fall ihr Debütalbum POWER & VOLUME fertigstellen und veröffentlichen konnten.

Im Interview mit CLASSIC ROCK berichtet ein gut gelaunter und hoffnungsvoller Mattias Bärjed von seiner neuen Band, von der so viel erwartet wird, und erklärt, warum auch Lemmy Kilmister bald zu seinen Fans zählen könnte.

„Free Fall ist eine vollkommen andere Band. Wir spielen anders. Wir schreiben anders. Wir wollen uns auf einem ganz neuen, anderen Weg verwirklichen, als wir das bislang getan haben“, so Bärjed über die Unterschiede zwischen Free Fall und seiner alten Band. Er klingt regelrecht erleichtert, nun da sich The Soundtrack Of Our Lives aufgelöst haben. Trotzdem sei Free Fall nicht der Grund für das Aus: „So kann man das nicht sagen. Wir fühlten alle dasselbe. Wir waren einfach fertig damit, denn wir hatten alles geschafft, was wir mit Soundtrack je erreichen wollten.“ Vielmehr waren alle Beteiligten darauf bedacht, die Trennung möglichst sauber über die Bühne zu bringen. Deshalb hatten Free Fall es auch nicht eilig mit der Veröffentlichung von POWER & VOLUME. „Wir waren uns alle einig, dass es keine gute Idee wäre, ein Album zu veröffentlichen, solange meine alte Band noch Konzerte spielte und auf Tour war. Also warteten wir, bis ich mit Soundtrack die letzte Show kurz vor Weihnachten gespielt hatte.“

Seit Anfang dieses Jahres ist der Weg nun frei für den ominösen Freedom Rock, den Free Fall erfunden haben wollen. „Diese Bezeichnung ist eine Erfindung von Ludwig und mir. Wir hingen einmal bei ihm zu Hause ab und hörten alte Van Halen-Songs. Wir mussten beinahe lachen, weil ihre Musik so positiv und kraftvoll ist. So brach es aus Ludwig heraus: ‚Das ist Freedom Rock!‘ Ich fand das brillant. Es ist die Beschreibung für das Gefühl, das man bei unserer Musik hat“, so Mattias über die so wichtige emotionale Komponente bei Free Fall, die sich auch auf ihr Erstlingswerk ausgewirkt hat. „Es ist ein sehr freies Schema, nach dem wir beim Songwriting vorgehen. Eigentlichen jammen wir die meiste Zeit. Das ist eine ganz andere Herangehensweise, als ich es gewohnt war. Bei Soundtrack war das alles viel strukturierter und verkopfter. Damals arbeiteten wir zuerst unsere Demos zu Hause aus. Free Fall ist eine sehr dynamische, klassische Rockband. Deshalb wollten wir die Aufnahmen zu POWER & VOLUME auch möglichst roh und unbearbeitet belassen.“
Dass es überhaupt zu diesem rauen Stück Rock‘n‘Roll kommen konnte, verdanken wir und Free Fall dem Zufall. „Die Idee zu einer neuen Band in einer klassischen Gitarre-Bass-Schlagzeug-Gesang-Besetzung kam mir schon früher, aber ich kannte einfach keinen Sänger, der für den kraftvollen Stil, den ich im Sinn hatte, geeignet gewesen wäre.“ 2006 aber sollte sich das ändern, erinnert sich Bärjed: „Ich arbeitete damals an einer TV-Produktion mit. Ich schrieb die Filmmusik und coachte die Schauspieler, die eine Band mimen sollten. Kim Fransson war einer davon. Als wir damals ein wenig herumspielten, sang er die zweite Stimme. Damals hörte ich ihn zum ersten Mal. Ich fragte ihn, ob er denn irgendeinen Song von The Who kenne. Er sang ›See Me, Feel Me‹. Ludwig, den ich schon länger kannte, war auch Teil dieser TV-Band. Wir sahen einander an und wussten sofort, dass das unser Mann war.“ Free Fall entstanden also aus einer fiktiven Band, und auch im wahren Leben war das erste Zusammentreffen der Free Fall-Mitglieder von einer gewissen Dramaturgie. „Das war wie in einer Filmszene. Es war einfach zu gut, um wahr zu sein“, so Bärjed über die ganz besondere Chemie, die seit jenem Tag bis heute zwischen den Vieren herrscht: „Es läuft alles so reibungslos und gelassen zwischen uns ab. Zumindest hatten wir noch keine größeren Reibereien“, meint er lachend. „Es funktioniert auch so gut, weil wir alle darauf fokussiert sind, in dasselbe Kaleidoskop zu blicken“, so die etwas esoterische Erklärung des Gitarristen, dessen Hang zur Kultur der 60er und 70er auch in seiner Musik zum Ausdruck kommt. Genau deshalb wird wie vielen anderen jungen Bands Free Fall vereinzelt vorgeworfen, eine uninspirierte Retro-Kapelle zu sein. „Es ist doch offensichtlich, dass man immer und überall Einflüsse erkennt. Das hat aber nichts mit retro zu tun. Wir machen keine Musik, nur um wie eine andere Band zu klingen. Wir lassen uns inspirieren und machen unser eigenes Ding daraus. Genau das ist es, was heutzutage in der Rockwelt fehlt. Neulich erst, als ich die Grammy-Nominierungen sah, habe ich mir gedacht, dass wir wirklich neues Blut im Rock‘n‘Roll brauchen. Und ganz ehrlich: Mir ist es egal. Sie können uns nennen, wie sie wollen.“
Selbstbewusstsein haben sie also. Das zeigen Free Fall auch bei ihrem Internetauftritt. Dort wird einem zum besten Tag seines Lebens gratuliert, da man soeben den Wendepunkt seiner musikalischen Erfüllung gefunden habe. Darauf angesprochen, reagiert Mattias Bärjed etwas peinlich berührt. „Oh Mann, ich weiß gar nicht, wer das geschrieben hat. Ich war es jedenfalls nicht. Aber es klingt doch gut“, witzelt er. Ganz unberechtigt ist ihre Breitbrüstigkeit auch wieder nicht, schließlich wird ihr Album in Fachkreisen sogar als Rock‘n‘Roll-Offenbarung gefeiert. „Im Ernst, wir sind nicht eingebildet, sondern froh und dankbar, dass uns die internationale Presse ihre Aufmerksamkeit schenkt. Das ist schon großartig. Wir freuen uns, ganz einfach.“

Auf all dem Lob wollen sich Free Fall aber nicht ausruhen. So stehen die weiteren Schritte bereits fest. „Wir arbeiten schon an einem neuen Album, außerdem wollen wir so viel touren wie möglich. Wir werden mehrere Shows mit Graveyard spielen. Wir passen sehr gut zusammen, und sie sind ein lieber Haufen“, kündigt Bärjed an.

Für eine neue Band, die mit so aussagekräftigen Songtiteln wie ›World Domination‹ oder ›Top Of The World‹ eine klare Richtung angibt, sollte eine derartige Support-Tour nur eine weitere Stufe auf der Karriereleiter sein. „Na ja, große Stadien wären schon toll, aber live zu spielen, ist in jedem Rahmen fantastisch. Könnte ich mir aussuchen, mit welchen Bands wir spielen dürften, wären es aber schon Riesen wie AC/DC. Und Motörhead. Oh ja, Motörhead!“ Ausgerechnet die Fans dieser beiden Bands gelten als die härtesten und undankbarsten Knochen im ohnehin schwierigen Vorbandgeschäft. Dennoch würde Mattias Bärjed diese Situation nicht scheuen. „Das ist mir vollkommen egal. Mit Soundtrack spielten wir einmal im Vorprogramm von Oasis und das Publikum schrie ununterbrochen nach ihnen. Die Leute kümmerten sich einen Dreck um unsere Musik und warfen mit Flaschen nach uns. Aber ich hatte die gesamte Show über ein Lächeln im Gesicht, denn ich mag solche Situationen. Mir gefällt es, der Underdog zu sein“, zeigt sich Bärjed erneut selbstbewusst. Mehr noch als für möglichst große Publikumsmassen würde es ihm ohnehin am Herzen liegen, für sein großes Idol spielen zu können. „Vielleicht würden wir Lemmy sogar gefallen. Das Tolle an ihm ist, dass er ein riesiger Beatles-Fan ist und auf klassische Rock‘n‘Roller wie Little Richard steht. Genau wie er liebe ich die Sachen aus den 50er und 60er Jahren. Ich bin damit aufgewachsen. Dazu kamen bei mir dann noch Bands wie eben Motörhead, Venom, Black Sabbath und Led Zeppelin. Daraus entstand dieser gewisse Mix in meinem Kopf. Ich glaube schon, dass er den schätzen würde.“

 

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