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Elvis Presley: Der Messias

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Elvis Presley: Der Messias

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ROUTINE, STAGNATION UND VERLORENE JAHRE

Zwischen 1960 und Anfang 1969 dreht Elvis Presley 27 Filme – Jahre, in denen die Tablettensucht allmählich die Kontrolle über ihn gewinnt. Nach einem Benefizkonzert im März 1961 in Honolulu gibt Elvis bis 1969 keine Konzerte und tritt bis 1968 auch nicht mehr im Fernsehen auf. Der Fokus liegt voll und ganz auf der Produktion mittelmäßiger Musikkomödien, zu denen fast immer auch ein Soundtrack erscheint.

Amerika wird von der British Invasion überrollt, die Beatles läuten ein neues Zeitalter ein, der Vietnamkrieg eskaliert, Bürgerrechtsorganisationen organisieren Protestmärsche, San Francisco wird zum Mekka der Hippie-Bewegung, aber all das geschieht außerhalb und jenseits des Käfigs, in dem Elvis nun lebt: Graceland.

Mehr und mehr bekommt Elvis’ Leben unwirkliche Züge. Aus der Enge der ihn umgebenden Zwänge und Inhaltslosigkeit wird er sich nie mehr wirklich befreien. Er scheut den Kontakt zu Menschen, die er nicht kennt, und schottet sich ab, lässt nur noch die Mitglieder der Memphis Mafia an sich heran sowie Larry Geller, seinen Friseur. Gelangweilt schmeißt er sagenumwobene Partys und gibt sein Geld mit vollen Händen aus. Am 1. Mai 1967 heiratet er in Las Vegas Priscilla Beaulieu, mit der er bereits seit 1963 in wilder Ehe lebt. Exakt auf den Tag genau neun Monate später, am 1. Februar, kommt die gemeinsame Tochter Lisa Marie Presley zur Welt.

Noch einmal rafft Elvis sich auf und versucht, der Langeweile und Gleichförmigkeit seiner Tage zu entkommen. Anlässlich seines TV-Specials im Dezember 1968, das zugleich Comeback-Charakter besitzt, präsentiert er sich – gegen den Willen Colonel Parkers – in einem eng sitzenden, schwarzen Leder-Outfit und brilliert mit seinen alten Hits. Zwölf Jahre sind seit seinem großen Durchbruch vergangen. Elvis strahlt, ist voller Energie und in bester Verfassung, ist humorvoll und souverän – und wirkt trotzdem wie ein Relikt vergangener Zeiten.

Er geht wieder auf Tour und tritt scheinbar endlos im International Hotel in Las Vegas auf, wo er es mit seinem Gefolge ähnlich krachen lässt wie einst das Rat Pack um Frank Sinatra und Dean Martin, während Ehefrau Priscilla isoliert in Graceland hockt. Er nimmt neue Songs auf, immer wieder, doch die Einnahmen aus seinen Plattenverkäufen gehen zurück. Drastisch.

Elvis’ Einnahmen kommen nun hauptsächlich aus seinen Las-Vegas- Engagements und den Tourneen. Ein Mitglied seines Gefolges wird Zeuge, wie er im Casino eine Million Dollar in nur 15 Minuten verspielt. Und auch Colonel Parker verzockt anderthalb Millionen in einer einzigen Nacht. Fast scheint es, als sei ihnen allen der Bezug zur Realität verlorengegangen. Man hurt und säuft sich durch Vegas und seine Casinos. Frauen, Tabletten, Partys, Alkohol, Drogen.

Der King ist auf dem Weg in den finanziellen und seelischen Bankrott. Es gelingt ihm nicht, seinem Leben einen spirituellen Sinn abzugewinnen, die Leere in sich füllen. Zu Beginn des Jahres 1972 trennt sich zudem Priscilla von ihm, und zunehmend machen schwere gesundheitliche Probleme Elvis zu schaffen. Mehrfach steht er bereits an der Schwelle zum Tod.

Sein letztes Konzert gibt der King am 26. Juni 1977 in Indianapolis, aufgeschwemmt und eine Karikatur seiner selbst. Privat ist er nun mit der 20-jährigen Ginger Alden liiert. In ihren Erinnerungen, denen man durchaus Glauben schenken darf, berichtet sie von den Ausrastern, die der 42-Jährige immer häufiger hat. Er schießt auf den Fernseher, weil ihm das Programm nicht gefällt. Er schießt auf das Telefon, weil das Klingeln ihn nervt. „Und er war von Ja-Sagern umgeben. Selbst wenn er über etwas lachte, was überhaupt nicht komisch war, lachten alle mit. Niemand in seiner Umgebung sagte jemals Nein zu ihm.“

Am 15. August 1977 macht Elvis Ginger Alden einen Heiratsantrag. Ihre Antwort ist Ja. Am nächsten Tag findet sie ihn gegen 13.30 Uhr Ortszeit leblos in Graceland auf dem Boden seines Badezimmers. Aufgeregt holt sie Bodyguard Joe Esposito zur Hilfe. „Ich drehte Elvis herum und wusste, er ist tot“, erinnert er sich. Doch Fans überall auf der Welt sind sich bis heute einig: Noch nie hat jemand mit einer Diagnose so sehr daneben gelegen wie Esposito. Denn Mythen können nicht sterben.

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