Kreaturen der Nacht
Eine alte japanische Legende besagt, dass eine Horde von Dämonen, Geistern und anderen schrecklichen
Gestalten einmal im Jahr über die schlafenden Dörfer herfällt. Bekannt als Hyakki Yagyō, oder die Nachtparade der hundert Dämonen. Das ist die Inspiration für das neueste Album von Earthless, ihr mittlerweile fünfter Longplayer, zu denen sich noch ein halbes Dutzend Livemitschnitte gesellen. Während auf BLACK HEAVEN von 2018 kürzere Songs und der Gesang von Gitarrist Isaiah Mitchell auf einem Großteil der Platte zu hören waren – ein beispielloser Schritt für das Power Trio aus San Diego –, ist ihr neuestes Werk eine Rückkehr zu den epischen Instrumentalstücken, mit denen sich Earthless in der bisherigen Karriere eine treue Anhängerschaft erspielt haben. Alles in allem ist NIGHT PARADE OF ONE HUNDRED DEMONS nicht nur eine Rückkehr zum traditionellen Format der Band, es ist eine Heimkehr zu ihren Anfängen, denn es ist das allererste Earthless-Riff überhaupt erhalten, das die Band vor 20 Jahren geschrieben und jetzt endlich aufgenommen hat. NIGHT PARADE OF ONE HUNDRED DEMONS besteht aus zwei Monster-Songs, dem 41-minütigen, zweiteiligen Titeltrack und dem 20-minütigen ›Death To The Red Sun‹. Earthless sehen sich selbst am stärksten von Krautrock und psychedelischen Bands aus Japan beeinflusst, sowie durch Classic Rock im Stile von Led Zeppelin und Black Sabbath. Angesichts der Inspiration für das Album ist es nicht überraschend, dass NIGHT PARADE OF ONE HUNDRED DEMONS einen düsteren Ton anschlägt als der Rest des Katalogs der Band. Es hat eine dunklere, fast böse Stimmung im Vergleich zu dem, was in der Vergangenheit passiert ist. Und es hat mehr Paranoia und Lärm.
8 von 10 Punkten
Earthless, NIGHT PARADE OF ONE HUNDRED DEMONS, NUCLEAR BLAST/ROUGH TRADE