Ihr glaubt, die besten Alben dieser oft belächelten Dekade zu kennen? Dann lasst euch eines Besseren belehren. Wir präsentieren die Platten, die wirklich wichtig waren. Und das ganz ohne BACK IN BLACK.
Willkommen zu unserem monumentalen Countdown der WAHREN 100 besten Alben der 80er – der Auswahl für echte Kenner.
Die Regeln sind einfach:
1. Ein Album pro Act. Ja, wir wissen, dass AC/DC, Maiden und Co. schon allein genug tolle Platten gemacht haben, um die komplette Liste zu füllen, aber das wäre doch langweilig. Wir geben den anderen auch eine Chance.
2. Die berühmtesten Alben sind tabu. Dies sind die unbesungenen Klassiker und verkannten Juwelen. Überraschungen garantiert!
3. DIE Wahl muss gerechtfertigt werden.
Wieso sollten euch diese Werke interessieren? Wir sagen es euch!
Alles klar? Gut. Bitte hereinspaziert zu Platz 100 bis 91:
100
IN THE FLAT FIELD
Bauhaus
4 AD, 1980
Ihre unheimliche Single ›Bela Lugosi‘s Dead‹ aus dem Vorjahr fehlte hier zwar, doch das Debütalbum von Bauhaus formulierte die Gothic-Blaupause mit dieser frostigen, bewussten Entfremdung und der stylish-filmhaften Düsternis, die den farbentleerten, deprimierenden Beginn jenes Jahrzehnts perfekt einfing. Peter Murphy bezeichnete sich selbst als „Optimist mit nihilistischen Tendenzen“, und wie die späteren Filme der Horrorschmiede Hammer garnierte seine Band jeden Schrei mit einem Augenzwinkern. (Text: NH)
Zeitzeugen: „Zu affektiert und eingebildet… Gothic wie ein Ziegelstein.“ (Sounds Magazin)
99
ALBUM
Pil
Virgin, 1986
›Rise‹ mit dem von der Apartheid inspirierten Text und dem definitiven Mantra „anger is an energy“ war jene Single, die John Lydon wieder in die Charts zurückführte. ALBUM von 1986 schloss ebenfalls Frieden zwischen der Stimme des Punk und den vermeintlichen Dinosauriern des Hardrock: Größen wie Ginger Baker und Steve Vai gehörten zu den Gaststars auf dieser Platte. (Text: NH)
Zeitzeugen: „Die Musik gab uns kein Licht, keine Gnade – sie stürzte nur tiefer und tiefer in ein Herz der Finsternis.“ (NME)
98
IF IS SHOULD FALL FROM GRACE WITH GOD
The Pogues
Pogue Mahone/Warner/Island
Bei ihrer dritten Platte hatten die Pogues ihre anarchische Fusion aus Folk und Punk perfektioniert. Vom völlig durchgeknallten Partykracher ›Fiesta‹ zur tief bewegenden Ballade ›Fairytale Of New York‹ hat noch nie ein Album den Geist einer im Pub eingesperrten Meute so grandios eingefangen. (Text: HY)
97
AGENT PROVOCATEUR
Foreigner
Atlantic, 1984
FOREIGNER 4 war der Durchbruch, doch dies war die Wahl der Kenner. Es schimmert vor goldenen Songs und war der Höhepunkt in Lou Gramms Karriere: Besser als hier sollte er nie wieder singen. ›I Want To Know What Love Is‹ war der Hit, aber auch ›Down On Love‹, ›A Love In Vain‹ und ›That Was Yesterday‹ sind absolute Meisterwerke des AOR, präzisionsgefertigt für ihre Ära. (Text: JH)
Zeitzeugen: „Ich muss gestehen, ich hatte schöne Zeiten, inspiriert von Foreigner.“ (Creem)
96
FRESH FRUIT FOR ROTTEN VEGETABLES
Dead Kennedys
Alternative Tentacles, 1980
Der amerikanische Hardcore steckte noch in den Kinderschuhen, als die Dead Kennedys ihr ultimatives Statement ablieferten. Hier wurden Drei-Akkorde-Punk und drahtiger Gonzo-Surfrock in beißende politische Satire verwandelt – ›Kill The Poor‹, ›California Über Alles‹, ›Holiday In Cambodia‹ –, während die humoristische Trash-Ästhetik beibehalten wurde. Überflüssig zu erwähnen, dass das Ergebnis ziemlich polarisierte. (Text: RH)
Zeitzeugen: „Das einzig legitime Begleitwerk zu NEVER MIND THE BOLLOCKS von den Pistols.“
95
DAWN PATROL
Night Ranger
Boardwalk, 1982
Es war die Powerballade ›Sister Christian‹, die Night Ranger 1984 berühmt machte, aber dieses zwei Jahre zuvor erschienene Debüt war ihr Meisterwerk. Bassist/Sänger Jack Blades beschrieb DAWN PATROL als „Vollgas-Kickass-American-Rock-Platte“ und hatte damit nicht Unrecht: Dies ist maximal aufgeladener, ultramelodischer Hardrock mit von Thin Lizzy inspirierten Doppel-Lead-Gitarren und Killer-Songs. (Text: PE)
Zeitzeugen: „Die Heavy-Metal-Variante von Journey.“
94
MSG
The Michael Schenker Group
CHRYSALIS, 1981
Michael Schenker wurde erst bei den Scorpions, der Band seines Bruders, und dann bei UFO zum echten Gitarrenhelden. Mit seiner eigenen Formation gelang ihm ein tolles Debüt und er übertraf es dann noch mit diesem überragenden Nachfolger. Für das umherirrende Genie war ›Attack Of The Mad Axeman‹ eine Visitenkarte, während seine Soli auf ›Looking For Love‹ schlichtweg atemberaubend sind. (Text: PE)
Zeitzeugen: „Überlegener Heavy Rock. Ein Album mit Eiern, das laut gespielt werden sollte.“ (Record Mirror)
93
DOOLITTLE
Pixies
4AD, 1989
David Bowie bezeichnete die Klänge der Pixies als „die packendste Musik der gesamten 80er“. Die „Leise-laut“-Formel, die Kurt Cobain nach eigenen Aussagen geklaut hatte, wurde hier jedenfalls sorgfältigst feingeschliffen. Das feminine, verstörende Schreien von Black Francis und seine surreal bissigen Texte auf Songs wie ›Debaser‹ brachten die Verstümmelung in den Mainstream. (Text: NH)
Zeitzeugen: „Nichts auf DOOLITTLE ist – zum Glück – so, wie es scheint, und genau das macht es so brillant.“ (NME)
92
EMOTIONS IN MOTION
Billy Squier
CAPITOL, 1982
Billy Squiers drittes Album litt darunter, nicht der Multiplatinseller DON‘T SAY NO zu sein, doch die Geschichte zeigte, dass EMOTIONS IN MOTIONS seinem Vorgänger von 1981 überlegen war. Queen sangen Backing-Vocals auf dem Titelstück und Andy Warhol entwarf das Cover, doch im Mittelpunkt steht hier das knackige Songwriting, vor allem auf Tracks wie ›Learn How To Live‹ und dem fantasischen ›In Your Eyes‹. (Text: PW)
91
FRANKS WILD YEARS
Tom Waits
ISLAND, 1987
Dies war der letzte Teil einer losen Trilogie über den zügellosen Musiker Frank, die 1983 mit SWORDFISHTROMBONES begonnen hatte, und dazu in einer ähnlichen Position wie Bowies LODGER: unterbewertet, weil von den Vorgängern überstrahlt. Kranke Sinatra-Verschnitte finden sich hier neben Balladen wie ›Innocent When You Dream‹. (Text: NH)