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AC/DC: „Die Band, die die Welt als AC/DC kennt“

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AC/DC: „Die Band, die die Welt als AC/DC kennt“

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Ende September erschütterten die Neuigkeiten um ein neues AC/DC-Album die Musikwelt. Dass Angus Young, Brian Johnson, Cliff Williams, Stevie Young und Phil Rudd nochmal zusammenarbeiten würden, schien bis zuletzt alles andere als sicher. CLASSIC ROCK skizziert den steinigen Weg hin zu POWER UP nach und sprach mit Angus Young über die Entstehung der neuen Platte.

Als AC/DC am 20. September 2016 die letzte Show ihrer ROCK OR BUST-Welttournee spielten, zog Angus Young am Ende von ›For Those About To Rock‹ einen sichtlich überraschten Cliff Williams nach vorne, um ihm einen letzten gebührenden und erstmals in der Geschichte der Band nur für ihn bestimmten Applaus zu bescheren. Nur wenige Wochen zuvor hatte Williams nach 43 Jahren seinen Ausstieg aus AC/DC angekündigt und diese Entscheidung schließlich mit einem offiziellen Video-Statement untermauert. In Selbigem versicherte der Bassist, dass sein Weggang nichts mit dem Fehlen von Malcolm Young, Brian Johnson oder Phil Rudd zu tun habe, sondern dass er schlichtweg nicht mehr touren und lieber Zeit mit seiner Familie verbringen wollte. Im Anschluss an diese traurige und verwirrende Neuigkeit von 2016 kehrte erst einmal Ruhe ein um die größte Rockband der Welt. Seit 2014 offengelegt wurde, dass Malcolm Young an Demenz litt, hatte sich ohnehin schon ein dunkler Schatten über AC/DC gelegt. Vor allem Angus kam in dieser Zeit schwermütig rüber, in Interviews wirkte er zerstreut und sehr ernst. Der herumalbernde Schuljunge, der auch in fortgeschrittenem Alter noch auf jede Frage eine ulkige Antwort zu geben wusste, schien von Gram und Sorgen verschüttet.

›Ride On‹

2017 war ein dunkles Jahr für Angus Young. Am 22. Oktober machte die Nachricht von George Youngs Tod die Runde. Der ältere Bruder von Malcolm und Angus hatte sich nach seiner eigenen Karriere mit den Easybeats eine erfolgreiche Produzenten-Existenz aufgebaut und sich dabei unter anderem auf die
Musik seiner Geschwister konzentriert. Ein schwerer Schlag also für die Young-Familie, der nur wenige Wochen später von einer weiteren Schreckensnachricht abgelöst werden sollte: Am 18. November war Malcolm Young nach mehreren Jahren schwerer Demenz im Alter von nur 64 Jahren gestorben. Ein Ruck ging an diesem Tag durch die Musikwelt und schnell hatte sich rund um den Erdball ein Konsens darüber gebildet, dass der Rock’ n ’Roll einen der besten Rhythmusgitarr isten überhaupt verloren hatte. Die Bilder von der Beerdigung sind bis heute nur schwer zu ertragen. Eingebrannt hat sich die Szene, wie ein deutlich gezeichneter Angus Young in Sydney aus der St. Mary’s Cathedral heraustritt und die brutale Last seines Verlustes auf den gekrümmten Schultern trägt. Was unter den dramatischen Bildern fast unterging, war die Tatsache, dass sowohl Brian Johnson als auch Cliff Williams und sogar Phil Rudd vor Ort waren, um ihrem ehemaligen Bandchef die letzte Ehre zu erweisen. Wie sich einige Jahre später herausstellen wird, sollte dieses Treffen den Grundstein dafür legen, dass AC/DC heute wieder gemeinsame Sache machen.


›Rock’n’Roll Singer‹

Bezüglich eines neuen Albums traten erstmals 2017 Gerüchtefetzen an die Öffentlichkeit. Fans weltweit horchten auf, als Brian Johnson im August beim Reading Festival einen unerwarteten Gastauftritt bei Muse antrat und zusammen mit der Band ›Back In Black‹ zum Besten gab. Eine gelungene Überraschung, schließlich stand da niemand Geringeres als Brian Johnson live auf einer riesengroßen Bühne. Inmitten enormer Lautstärke. Hatte er etwa einen Weg gefunden, um seine Ohren vor weiterem Hörverlust zu bewahren und wieder normal aufzutreten? Ungefähr zur selben Zeit behauptete Angry Anderson von Rose Tattoo, Angus Young im April 2016 bei seinem Auftritt mit Guns N’ Roses auf dem Coachella-Festival getroffen und über eine neue Platte gesprochen zu haben. Auf seine Frage hin, ob Axl von nun an in der Band wäre, hatte Angus Young damals angeblich mit einem eindeutigen „Ja“ geantwortet. — AC/DC-Experte und Verfasser der Bandbiografie „AC/DC – Maximum Rock’n’Roll“, Murray Engleheart, bekräftigte dieses Gerücht mit Nachdruck.

›Caught With Your Pants Down‹

Abgesehen von der Sänger-Problematik standen nach Malcolm Youngs Tod andere Fragen im Vordergrund. Viele munkelten, dass es das nun gewesen wäre mit AC/DC, andere wiederum meinten, die Band sollte sich nach diesem Schicksalsschlag verabschieden, statt den Schlussstrich unnötig in die Länge zu ziehen. Am Ende lag die Entscheidung alleine bei Angus und der hielt sich an Mals Worte, der ihm die Aufgabe auferlegt hatte, weiterzumachen.

Im August 2018 knipste ein gewiefter Fotograf den Raucherbalkon der Warehouse Studios in Vancouver ab und hielt fest, wie Stevie Young, Brian Johnson und Phil Rudd miteinander plauderten. Kein Zufall, so viel war klar. Als wenig später auch noch Bilder von Angus Young und dem doch eigentlich pensionierten Cliff Williams auftauchten, war es schon fast Gewissheit, dass AC/DC da gerade in ihrem Lieblingsstudio der letzten Jahre ein neues Süppchen brauten.

›Dog Eat Dog‹

Im Februar 2019 sorgte der amerikanische Radiomoderator Eddie Trunk für Schlagzeilen, als er behauptete, aus „sehr, sehr verlässlicher Quelle“ zu wissen, dass ein neues Album fertig sei. Und auch Mike Fraser, langjähriger Toningenieur von AC/DC, bestätigte in einem Interview mit „MMML 52“ im März,
dass die Band im Studio war, „um etwas zu tun“. Auf die Frage hin, ob Brian Johnson wieder das Mikrofon übernommen habe, antwortete er lachend: „Ich denke schon“. Im Juli desselben Jahres schlug dann plötzlich der US-Radiosender „V100“ Alarm und erklärte, dass AC/DC noch in den nächsten Monaten auf Tour gehen würden. Selbst wenn AC/DC für Ende 2019 Pläne gehabt hätten, wären diese wohl wieder abgeblasen worden, denn leider verstarb im November 2019 Margaret Horsburgh, geborene Young, und ließ Angus somit als einziges von insgesamt fünf Geschwistern zurück.

Knapp zwei Jahre nach dem Foto-Fauxpas in Kanada meldete sich schließlich Chris Slade zu Wort. Slade hatte Rudd schon mehrmals ersetzt, so auch auf der ROCK OR BUST Tournee. Im Juni 2020 bemerkte der Drummer in einem Interview mit „Sonic Perspectives“: „Über AC/DC wird es immer Gerüchte geben. Die einzige Person, die weiß, was passieren wird, ist Angus. Aber es wird nicht in diesem Jahr geschehen. Das kann ich tatsächlich so behaupten. Es wird nicht 2020 passieren“. Nicht nur bezüglich interner Entscheidungen lag Slade absolut falsch, auch bezüglich seines eigenen Status innerhalb der Band schien er nur unzureichend informiert. Im selben Interview betonte er nämlich zum wiederholten Mal, wie viel Lust auf eine Tour oder ein Album mit AC/DC er doch hätte. Seine Aussagen klangen nicht so, als wäre er offiziell darüber in Kenntnis gesetzt worden, dass seine Dienste an Bord der schottischaustralisch-britischen Dampfwalze nicht mehr gebraucht wurden. Ob Chris Slade wirklich aus der Band hinausignoriert wurde oder ob die ursprüngliche Ansage einfach nur „Chris, du spielst die ROCK OR BUST Tour“ lautete und der Rest somit als geklärt betrachtet wurde, darüber kann man nur spekulieren.

Im Juli 2020 gab Experte Snider ungefragt seinen Senf dazu und schwärmte gegenüber „ABC News Radio“ vom kommenden Album: „Das wird ein Wunder der Technologie. Die ursprüngliche Band wird für ein weiteres Album wiedervereint. Es wird wunderschön und herzzerreißend zugleich. Denn nichts währt ewig. Das ist das letzte mögliche ‚Noch einmal‘.“ Niemand wusste, aus welcher Quelle Mr. Snider sein Insiderwissen bezog, jedoch vergaß man seine Kommentare eh schnell, als am 18. September auf der AC/DC Website plötzlich einige Bilder der Band – versehentlich oder aus purer Berechnung heraus – geleakt wurden, die Angus Young, Stevie Young, Brian Johnson, Cliff Williams und Phil Rudd wiedervereint und in rotes Licht getaucht zeigten. Nach nur wenigen Minuten war der Spuk vorbei und die Bilder von der Homepage verschwunden. Doch der Rock’n’Roll-Train war nun endgültig wieder ins Rollen gekommen …

›There’s Gonna Be Some Rockin’‹

Am 28. September posteten AC/DC auf ihren Social-Media-Kanälen das Bild eines neonroten Blitzes und traten mit dieser kleinen Tat eine donnernde Lawine los. Schon am nächsten Tag ging ein Teaser viral, der Nahaufnahmen eines ebenfalls rot leuchtenden AC/DC-Schriftzugs zeigte. Als Überschrift stand der Hashtag #pwrup geschrieben und die URL der offiziellen Website wurde von acdc.com in pwrup.acdc.com geändert. Die vielleicht am besten geölte Marketing-Maschinerie der Musikgeschichte der letzten Dekaden war angelaufen und zermalmte mal eben die Vorhaben aller anderen Bands und Künstler in diesem Jahr. Am 30. September erschien ein aktuelles Bandfoto in Schwarzweiß, das Angus, Stevie, Brian, Cliff und Phil unter der Überschrift „Are you ready? #pwrup“ zeigte. Nur wenige Stunden später erschien am 1. Oktober der Teaser zur ersten Singleauskopplung ›Shot In The Dark‹. Am 5. Oktober legte die Band ein zweites Teaser-Video nach, in dem der Veröffentlichungstermin von ›Shot In The Dark‹ bekanntgegeben wurde. Nur zwei Tage später tönte die neue Single aus den Boxen aller möglichen Privathaushalte und Radiostationen und noch am selben Tag wurde endlich offiziell verlautbart, dass POWER UP am 13. November das Licht der Welt erblicken sollte.

›Back In Business‹

Wie man heute weiß, wurden die zwölf neuen Tracks tatsächlich 2018 in den Warehouse Studios in Vancouver aufgenommen. Brendan O’Brien zeigte sich hauptverantwortlich für die Produktion und auch Toningenieur Mike Fraser war wieder mit von der Partie. Fraser zufolge dauerten die Aufnahmen in Kanada um die sechs Wochen, drei weitere Wochen wurde das Album in Los Angeles gemischt und gemastert. Tonspuren von Malcolm Young sind darauf nicht zu hören, jedoch wurden alle Songideen gemeinsam von den Brüdern erarbeitet, als Malcolm noch arbeitsfähig war. So wie BACK IN BLACK damals ein Tribut an den verstorbenen Bon Scott darstellte, so ist POWER UP nun, genau 40 Jahre später, eine demütige Verneigung vor dem einzig wahren Malcolm Young.

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