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Die 10 skurrilsten Cover der Rockwelt (Teil 2)

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Die 10 skurrilsten Cover der Rockwelt (Teil 2)

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skurrilste cover_ForeignerForeigner
FOREIGNER (1977)

Als 1977 Foreigners gleichnamiges Debüt erschien, war Punk gerade dabei, die eingefahrenen Rockstrukturen aufzubrechen und seinen kurzfristigen Siegeszug um die Welt anzutreten. Wie konnte
eine junge Rockband, die eigentlich auf den, nennen wir es für damalige Verhältnisse, „antiquierten Pfaden des Arena Rocks“ wandelte, den anarchisch geprägten Bands Paroli bieten ohne schon durch ihr Äußeres Vorurteile aufzubauen? Wer immer die Idee für dieses Cover hatte, wusste, wie die Uhren damals tickten, hüstel…. Unter den Mänteln dieser sechs unscheinbaren jungen Männer konnte alles stecken…. man überlies es dem Betrachter und seiner Phantasie. Gepiercte Brustwarzen? Sexuell verklemmte Flitzer? Exhibitionisten? Was wollte man mit diesen Männern und ihren Koffern ausdrücken? Hier ist eine Band, die auf den Erfolgszug an die Spitzen der Charts wartet? Oder sind die Herren gerade angekommen und warten auf….hm,…wen und was? Anderseits, wer will schon solche spießig aussehenden Typen zu irgendwas einladen? Wer immer damals das Album kaufte hatte Mut, weil die Koffer auch hätten ausdrücken können: „Der Zug ist abgefahren, wir haben den Anschluss verpasst!?“ Oder standen diese Mäntel damals für avantgardistischen Mainstream, der einem suggerieren sollte, hier gibt es was Neues auf die Ohren? Anderseits, drei der Herren verschränken ihre Arme hinterm Rücken, was eine gewisse Souveränität ausstrahlt. Ist das Rock‘n‘Roll? Nein, dieses in blassen Farben erstellte Cover sagt nichts, rein gar nichts im Zusammenhang mit der Musik aus. Oder vielleicht doch? Wollte man hier den Track ›Cold As Ice‹ visualisieren? Es ist mehr als verwunderlich, dass ein so spießiges Artwork ohne Message für ein Album steht, das mit Mehrfach-Platin ausgezeichnet wurde. Im Umkehrschluss heißt das aber auch, damals waren Äußerlichkeiten eher sekundär, der Inhalt zählte… zum Glück, sonst wäre die Rockgeschichte um ein grandioses Album ärmer.
Jürgen Tschamler

skurrilste cover_Poison hollyweirdPOISON
HOLLYWEIRD (2002)

Poison sind von jeher ein giftiger Stachel in der so dünnen Haut des guten Geschmacks. Schon zu Anfangszeiten schossen sie den bunten Vogel ab. So bei ihrem Debütalbum LOOK WHAT THE CAT DRAGGED IN, auf dessen Cover die vier mit allen bunten Farben angeben, die ihre Schminkkästchen so hergegeben haben. Mit dieser Kriegsbemalung scheinen sie ihren bandinternen Poison-Duck-Face-Wettbewerb 1986 auszufechten. Eine solche längst verjährte Sünde ist allerdings aus zwei Gründen zu verzeihen: Erstens ist dieses „Kunstwerk“ als Zeitdokument einer fehlgeleiteten Popkultur von historischer Bedeutung, zweitens ist es doch irgendwie cool. Was war aber 2002 los? Gut, zur Jahrtausendwende ging es der L.A. Rockszene wirklich nicht gut, aber ein solches Armutszeugnis muss sogar bei einem Glam Rock verachtenden Seattle Head aufrichtiges Mitleid erweckt haben. Auf den ersten Blick funktioniert das Cover von HOLLYWEIRD ja noch: „Geil, die is‘ ja nackt!“ Doch dann folgen ein zweiter, dritter und endgültig verstörender vierter Blick auf diese Szene, die so sehr aus dem Leben gegriffen ist. Das Tattoo, das die Rückansicht der Dame schmücken soll, ist keine Glanztat eines Tätowierers. Noch viel weniger aber die eines besonders guten Grafikers. Diesem ist es auch zu verdanken, dass die Ritze der vier Meter großen Bikerin von einem kurzerhand eingefügten, neongrünen Totenkopf verdeckt wird – schließlich möchte man ja geschmackvoll bleiben. Da man von den Glamern schon lange fragwürdige Kopfbedeckungen gewohnt ist, soll erst gar nicht auf den Schlapp-Lack-Stetson eingegangen werden. Nun aber zur Band. Poison zeigen sich – warum auch immer – von ihrer schönsten Werbetafel-Seite. Immerhin schließt sich an dieser Stelle der Kreis zu Poisons erstem Artwork: Bret Michaels‘ Lippen sind voller denn je – voll von Botox.
Paul Schmitz

skurrilste cover_Boned up at the crackBoned
UP AT THE CRACK (2005)

Ja, man kann sich immer mal wieder darüber amüsieren, welch bizarre Formen der Sexismus in der grauen Steinzeit der Prä-political-correctness-Ära annahm. Wenig subtile Anspielungen auf allerlei weibliche Geschlechtsmerkmale oder die unehrenhaften Dinge, die man damit anzustellen gedachte, schlugen sich reichlich in Texten, Liedtiteln oder Artworks nieder. Dann kam die große Erleuchtung in der Rockwelt, dass Frauen ja eigentlich doch kein willenloses, auf Knopfdruck leistungsbereites Unterhaltungsprogramm auf zwei Beinen (oder vorzugsweise allen Vieren) darstellen, und der Tonfall wurde allmählich zivilisierter. Dass es dabei einige Ewiggestrige gab, die sich standhaft weigerten, ihre Testosteron-Trampelei aufzugeben, ist klar, doch spätestens mit der Jahrtausendwende gehörte ein solcher Habitus in die Tabu-Schublade. Nur leider hat das niemand den Briten von Boned erzählt, dieses, ähem, Prachtstück von einem Albumcover haben sie nämlich erst 2004 auf die Welt losgelassen. Dass Subtilität dabei kein Teil des Konzepts war, belegt allein schon der Bandname („gevögelt“). Und womit die hoffentlich zahlreich erscheinenden Groupies geknöchert werden sollen, ist nur zu offensichtlich. Die Musik von Boned ist also so geil, dass sie orgiastische Freuden auslöst? Direkt von Schritt zum Schritt, gewissermaßen? Sorry, so hormonbebende Riffs kriegt nicht mal Angus Young hin. Immerhin: Was Boned „oben an der Ritze“ da so machen, darf als eine der gelungensten Tribute-Platten an AC/DC zu Bon Scotts Zeiten durchgehen. Wer also das Cover übersieht und nicht auf die Texte achtgibt, kann durchaus seinen Spaß haben. Oder gleich die bequeme „Ironie“-Karte ausspielen. Doch irgendwie wird man die Vermutung nicht los, dass das einzige Augenzwinkern hier bestenfalls von der „one-eyed snake“ kommt…
Michael Retzner

skurrilste cover_warriorWARRIOR
THE BATTLE HAS STARTED

Sie sind also Krieger, unsere zwei Christmetaller von Warrior. Beim Anblick ihres Albumcovers zu THE BATTLE HAS STARTED stellt sich eine Frage sofort: Warum, Gott? Warum? Einen Moment später
wundert man sich, wogegen man eigentlich in derart zu klein geratenen Plastikrüstungen, bewaffnet mit Metaläxten in die Schlacht zieht? Noch dazu in Texas, wo sicher jedes Kinderzimmer höher
aufgerüstet ist! Vermutlich nicht in den Kampf gegen die Ungläubigkeit. Ganz im Gegenteil! Beim Anblick dieser armseligen Gestalten mag man doch eher vom Glauben abfallen. Und so scheint ihre
Mission klar: Sie befinden sie sich auf ihrem persönlichen Kreuzzug gegen jegliches ästhetisches Empfinden. Anders kann man sich ihre Maskerade kaum erklären. Besonders fraglich ist, ob auch nur einer der Dreifaltigen die Gesichtsbemalung der beiden Gottesritter gutheißen würde. Der eine konnte sich nicht entscheiden, ob seine beschämende Kiss-Maske nun ein Kreuz oder eine Augenklappe darstellen soll. Bei seinem Kollegen kann man nicht genau sagen, ob er sich in seiner Freizeit gerne als Zebrastreifen tarnt und sich auf die Straße legt, um auf Autos zu warten, oder ob sein zartes Gesichtchen als Werbefläche für einen großen fränkischen Sportausrüster dienen soll. Zu alledem werben Warrior mit dem Versprechen, gar großartig für die ganze Familie zu sein. Doch mal ganz ehrlich: Wer möchte diese unheimlichen Typen allen Ernstes Mutti, Vati, oder noch schlimmer, den armen Kleinen zumuten? Trotz all ihrer Versuche, das Auge des Betrachters anzugreifen, schaffen Warrior es nicht, einen wütend zu stimmen. So erbärmlich stehen die beiden da. Man mag ihnen viel Glück für ihren nächsten Supermarktausflug wünschen. Irgendwann bekommt selbst ihr bestimmt noch euer Walmart-Mädel ab!
Paul Schmitz

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