Es ist bereits das zweite Album, das Daily Thompson während der Pandemie veröffentlichen. Da zum letzten OUMUAMUA lediglich etwa sechs Konzerte gespielt werden konnten, beschlossen die Dortmunder kurzum, sich erneut im Proberaum einzuschließen und an frischem Material zu arbeiten: „Es gab zwei Möglichkeiten: Den Kopf in den Sand stecken oder das Beste daraus zu machen. Wir haben uns für letzteres entschieden. Neue Musik war die beste Gelegenheit, um die Birne fit zu halten und während der Lockdowns nicht durchzudrehen.“, so Bassistin Mephi.
Statt also in der bleiernen Trägheit der schicksalhaften Ungerechtigkeit zu versinken, trat das Trio zuversichtlich an den Schaffensprozess von GOD OF SPINOZA heran: „Wir hatten total Bock, neue Songs zu machen.“, erzählt Gitarrist und Sänger Danny. „Innerhalb von zwei langen Wochenenden haben wir dann alles im Proberaum aufgenommen, ganz entspannt.“ Seine Partnerin ergänzt: „Das hört man den Tracks auch an. Sie sind etwas überlegter, gehen irgendwie mehr auf – wie Blumen. Während des Lockdowns haben wir viel schöne Musik gehört, von den Smashing Pumpkins bis hin zu Alice in Chains. Diesen Vibe wollten wir einfangen, weil wir abgesehen von der ganzen Scheiße draußen eigentlich gut drauf waren. Wir nahmen das Positive mit.“ Im Gegensatz zu OUMUAMUA, einem echten Space-Rock-Epos, bleibt GOD OF SPINOZA mehr auf dem Teppich und huldigt in seiner oftmals vorherrschenden Gelassenheit den Glanzzeiten der 90er Jahre: „Wir haben den Luxus, seit der ersten Platte wirklich alles tun zu dürfen. Wir hatten Lust auf mehr 90s und dachten uns: das wird schon klappen. Ich bin froh, dass wir uns getraut haben. Aktuell sind meine Lieblingssongs von uns auf diesem Album zu hören.“, erzählt Mephi freudig.
Ihr und auch Danny zufolge waren die 90er das letzte wirklich einschneidende Jahrzehnt für handgemachte Musik: „Mich hat das damals mit 15 total mitgenommen. Deswegen fing ich auch selbst an, Musik zu machen. Es war inspirierend, am laufenden Band erschienen grandiose Alben. Das ging fast fünf Jahre so, ich dachte, das hört nie auf. Tja, und dann kam Autotune und die ganze Scheiße.“ Trotz aller aktueller Hürden sind Daily Thompson mit sich und ihrer Arbeit absolut im Reinen, sie gehen mit dem Flow, nehmen die Dinge, wie sie kommen und lassen sich nicht von der Spur bringen. Dazu passt auch der Albumtitel, bezieht er sich doch auf Baruch de Spinoza und dessen pantheistische Sichtweise auf die Sinn- und Gottesfrage. Danny erklärt, warum ihn der niederländische Philosoph inspiriert hat: „Ich hatte ne Doku über Albert Einstein gesehen. Auf die Frage, welcher Religion er angehörte, antwortete er stets mit ‚I believe in the god of Spinoza‘. Ich fand das sehr interessant, mir gefiel der Ansatz hinter dem „Gott des Spinoza“. Es geht darum, dass Gott nicht eine allmächtige Person ist, sondern dass er in allem steckt. Das fand ich beeindruckend, deshalb der Titel unserer Platte.“