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Canned Heat: Die Geschichte von der blinden Eule & dem Bär

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Canned Heat: Die Geschichte von der blinden Eule & dem Bär

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Canned Heat liveEs ist eine durchgeknallte, tragische Story von Alkohol, Barbituraten und Banditen. Vorhang auf für Canned Heat, die Badass-Blues-Band, die sich weigerte, zu sterben.

Es geht auf Mitternacht zu in L.A., und vor dem Palomino Club in North Hollywood hängen die Mitglieder von Canned Heat mit ihrer Gefolgschaft ab. Es ist der 4. April 1981. Sie haben gerade ihren ersten Auftritt des Abends absolviert und reichen Joints herum, bevor sie für die zweite Runde auf die Bühne zurückkehren.
Die glorreichen Zeiten der Band liegen längst hinter ihnen. Einst hatten sie zu den größten und besten amerikanischen Acts gezählt, ein elektrisierendes, boogiefiziertes Update des Blues in dreckigen Latzhosen und Biker-Stiefeln. Die 60er gingen zu Ende, das „Age of Aquarius“ war in vollem Gange und Canned Heat sangen ›Going Up The Country‹ und ›On The Road Again‹. Seltsame Zeiten. Gute Zeiten.

Und die sind nun vorbei. Canned Heat 1981 sind wirklich nicht mehr die Band, die sie mal waren. Das waren sie schon seit September 1970 nicht mehr, als Alan „Blind Owl“ Wilson – Gitarrist, Mitbegründer und das schlagende Herz der Truppe – unter reichlich mysteriösen Umständen in der Nähe des Hauses des Leadsängers starb.

Trotzdem wissen sie noch immer, wie man Spaß hat. Eine verrückte Sippe hat sich um sie herum versammelt: Outlaws, Banditen, Hells Angels, Trittbrettfahrer… In deren Mittelpunkt steht Sänger und Mundharmonika-Spieler Bob „The Bear“ Hite. Mit seinem zurückgekämmten schwarzen Pferdeschwanz und dem bauchlangen Bart verkörpert der 38-Jährige 140 kg kalifornische Geselligkeit und pharmazeutische Furchtlosigkeit.

Der Bär ist schon so richtig high. Vor der Show hatten er und seine Frau Susan, ebenfalls eine hoffnungslose Drogensüchtige und Alkoholikerin, sich je ein Gramm Kokain in die Venen gejagt, bevor sie ihre marode Wohnung nach irgendwas anderem durchsuchten, das sie sich spritzen konnten, um den Schmerz zu betäuben.

Im Hof vor dem Palomino tritt ein Mann an Hite heran, der sich später als einstiger israelischer Panzerkommandant erweisen sollte. Der Israeli hat Heroin dabei – rosa Stoff aus Persien, mit dem man nicht leichtfertig umgehen sollte. Er zieht ein Röhrchen heraus und bietet dem Sänger eine kleine Probe an.

Der Bär ist bekannt dafür, alles anzunehmen, was ihm unter die Nase gehalten oder in den Mund gesteckt wird, das ist also an sich nichts Ungewöhnliches. Doch der Schlagzeuger von Canned Heat, Adolfo „Fito“ de la Parra (auch bekannt als „Ojos de Gatos“, Katzenaugen – alle Bandmitglieder haben Spitznamen), erkennt den Mann und ist besorgt. „Pass auf, Mann“, warnt er seinen Kollegen, „sein Scheiß ist stark.“

Der Bär tut diesen Rat ab. „Dieser Scheiß wird mich nicht mal high machen“, prahlt er. Hite nimmt keine kleine Probe von dem Röhrchen, sondern schnappt es sich und schnupft den gesamten Inhalt. Innerhalb von Sekunden bricht er zusammen. Er läuft blau an, das erste Anzeichen für eine Überdosis. Jemand versucht, ihn mit zwei dicken Lines Kokain wiederzubeleben. Wie ein Junkie auf Autopilot schafft es der Bär zwar, beide zu ziehen, aber bleibt bewusstlos.

Canned Heat lassen ihren komatösen Sänger in der Garderobe zurück, bevor sie mit ihrem Auftritt fortfahren. Sie haben ihn schon mal in diesem Zustand erlebt. Jahrelanger krasser Drogenmissbrauch, Junkfood-Konsum und starkes Übergewicht haben ihre Spuren beim Bär hinterlassen. Es ist nicht das erste Mal, dass er zusammengebrochen ist, und seine Bandkollegen gehen davon aus, dass es auch nicht das letzte Mal sein wird. Aber diesmal ist es anders. Was keiner weiß, ist, dass sein Herz aufgehört hat zu schlagen. Bevor sie auf die Bühne gehen, schlägt jemand vor, den Sänger zu bewegen. Das Letzte, was Fito von seinem Freund sieht, ist, wie er an den Knöcheln durch den Dreck gezogen wird.

Als der reglose Körper des Bären in den Van gepackt wird, um zu Fitos Wohnung in Mar Vista gebracht zu werden, ist der Manager der Band, ein tätowierter Biker namens Ray „The Push“ Chambers, fest entschlossen, das Arschloch zu finden, das ihm Heroin gegeben und ihn verprügelt hat. Doch es ist zu spät – der israelische Panzerkommandant ist in die Hollywood Hills verschwunden.

„Er war schon so oft zusammengebrochen“, erinnert sich Fito de la Parra heute. „Meistens wegen Drogen. Also waren wir es gewohnt, ihn liegen zu lassen, wenn er auf der Bühne umkippte. Wer kann schon einen 140-kg-Mann bewegen? Dann wachte er am nächsten Morgen auf und sagte, ‚was zur Hölle ist passiert?’… Äh, du hast dich mal wieder total abgeschossen.“

Doch an diesem Morgen wacht der Bär nicht auf. Am frühen Morgen des 5. April, während Canned Heat ihr zweites Set mit dem 40-minütigen Jam ›Fried Hockey Boogie‹ abschließen, stirbt Hite im Van, der ihn zu Fitos Haus bringen soll.

Innerhalb von Stunden berufen Fito, The Push und Gitarrist Henry „The Sunflower“ Vestine eine Konferenz ein, um über die Zukunft der Band zu entscheiden. Vestine würde gerne den Tod seines Freundes und Bandkollegen beweinen, doch er ist zu high auf dem psychedelischen Amphetamin STP, um Gefühle zu empfinden. The Push sieht das anders. Der Manager gönnt sich sein übliches Frühstück. Ein Liter Mayonnaise kommt aus seiner Ledertasche, gefolgt von einem Glas reinem Speed, das er in ein großes Glas Pepsi kippt. Chambers bestreicht ein ganzes Hühnchen mit der Mayo und verschlingt es komplett, bevor er es mit der Brause runterspült. „Das mit Bob ist eine Schande“, sagt er. „Aber Heroin ist was für Loser.“

Hites Tod ist ein Schock, aber der wäre vielleicht größer ausgefallen, wenn die Band nicht schon elf Jahre zuvor ein Schlüsselmitglied verloren hätte. Es dauert nicht lange, bis sie zu einem Entschluss kommen. Canned Heat haben den Tod eines Mitglieds überlebt. Sie können also auch den Tod eines weiteren überleben.
Bob Hite ist tot, aber „The Heat“ sind es nicht. Gefühllos? Nicht laut Fito de la Parra. „Es war, was der Bär gewollt hätte. Vergiss nicht, der Boogie war sein Ding.“

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1 Kommentar

  1. Hallo Max,
    mit Interesse habe ich Deine Ausführungen zu Canned Heat gelesen.
    Vieles davon ist wohl wahr, z. B. die Meinung, das man die Leistung der Band neu zu bewerten hat. Sie spielt bis heute eine spezielle Mischung aus verschiedenen Stilrichtungen, die unverkennbar ist.
    Auf der anderen Seite lässt Du Dich aber meines Erachtens zu sehr davon leiten, eine reißerische Reportage abzuliefern. Äußerungen wie die, dass man der Band Latzhosen verpasst habe, damit ihr schäbiges Äußeres nicht so auffalle (z. B. Henry wegen angeblicher Ölflecken oder Bob und Alan wegen verschmutzter Kleidung) sind einfach an den Haaren herbeigezogen und reduzieren die Band auf eine Ansammlung dreckiger Raufbolde.
    Das hat die Band nicht verdient!
    Sicher, sie sind oft in ihren Alltagsklamotten aufgetreten, so wie viele andere Bands auch, das kann man in unzähligen alten Clips sehen, aber, wie sagte Bob: „My mother grew up a clean son.“
    Der „Bär“ und die „blinde Eule“ brachten Musiker dazu, wieder ihren eigenen Stil zu spielen, z. B. Son House ,respektierten Rechte an Veröffentlichungen, bevor sie ein Cover herausbrachten, und vieles mehr.
    Bitte achte bei Deinen Beschreibungen mehr auf Fakten als auf vielleicht gern gelesene Überschriften, die nur Leser sammeln sollen.
    Vielen Dank für Dein Verständnis.

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