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Budgie: Auf gut Glück

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Budgie: Auf gut Glück

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Budgie surften auf der NWOBHM-Welle, die sie mit erschaffen hatten. Ende 1982 eröffneten sie für Ozzy Osbourne in Wembley, waren der Freitags-Headliner beim Reading Festival, danach stand im August ihre erste Polen-Tour an. Polen ist dann auch das Land, in dem die Bandgeschichte 2010 zu einem plötzlichen Ende kam. Shelley, Schlagzeuger Steve Williams und der ehemalige Dio-Gitarrist Craig Goldy waren noch Polen geflogen, bereit, um eine weitere Tour zu spielen. Einige Jahre zuvor war Shelley bereits ein Knoten in seinem Abdomen aufgefallen, den er jedoch einfach ignoriert hatte. Vor Ort überzeugte sein Team ihn endlich, ein paar Zlotys springen zu lassen und sich durchchecken zu lassen. Nach einem Scan diagnostizierten die Ärzte ein Aortenaneurysma, eine große Blockade in der zentralen Arterienwand. Wäre diese Arterienwand gerissen, wäre das sehr schlecht für Shelley ausgegangen. Es war ein Wunder, dass er überhaupt noch am Leben war. „Als nächstes lag ich in einem Krankenhaus, die Ärzte sagten ‚atmen sie mal hier hinein.‘ und ich war weg. Danach wachte ich auf Station auf.“ Die Notoperation war erfolgreich, aber höchst invasiv. Der Chirurg musste Shelleys Brust öffnen und dabei durch alle Muskeln schneiden, um an die Arterie zu gelangen. Er musste neun Tage im Krankenhaus bleiben, bevor er zur Genesung nach Hause durfte.

„Ich konnte nicht mal mehr aufstehen, um mich zu rasieren, also ließ ich mir einen Bart wachsen. Als ich aus der Klinik kam, war ich eigentlich gut drauf. Ich wurde abgeholt, zum Flughafen gebracht, durfte als erstes durch alle Kontrollen, war der erste an Bord des Flugzeugs und der erste, der ausstieg. Ein Abenteuer.“ Später wurde ein weiteres Aneurysma gefunden, dieses Mal etwas weiter oben und größer als das letzte. Ihm wurde gesagt, dass es lebensbedrohlich sei und dringend behandelt werden müsse. Doch Shelley wollte sich nicht nochmal unters Messer legen. Er befürchtete, die Heilung könnte schlimmer sein als die Krankheit selbst. Er hat Angst, dass sich seine Lebensqualität deutlich verschlechtern würde und offensichtlich hatte er auch keine große Lust mehr, darüber zu sprechen. „Schau, wir müssen nicht mehr über das ganze medizinische Zeug sprechen. Kürzlich führte ich ein Interview, ich dachte, wir führten eine Konversation. Doch das einzige, was der Typ aufgeschrieben hatte, war meine Krankheitsgeschichte. Ständig riefen mich Menschen an und sagten Dinge wie: ‚Burke, ich habe gehört, dass du stirbst!‘ Das passiert eben. Ich habe das Stickler Syndrom. Das bedeutet, dass mein Körper nicht sehr gut darin ist, Kollagen zu produzieren. Dein gesamtes Gewebe besteht aber aus Kollagen. Vielleicht rühren die Aneurysmen ja daher, das weiß ich nicht. Ich habe mich noch nicht endgültig entschieden, ich schaue mir gerade jede meiner Optionen ganz genau an.“

Das Leben – wie wir alle 2020 erinnert wurden – ist wertvoll. Shelley war zweimal geschieden und hatte Kinder. Was schlugen diese denn vor? „Ich weiß es nicht“, erklärte er, als hätte er sich darüber noch nie Gedanken gemacht. „Wahrscheinlich habe ich dir gerade mehr erzählt, als ich den beiden erzählt haben. Bestimmt würden sie die Operation wollen.“ Darüber musste er doch ständig nachdenken, oder? Er seufzte, zupfte an einer Basssaite und schüttelte den Kopf. „Ich denke überhaupt nicht darüber nach. Man fühlt es ja nicht, man hat keine Schmerzen. Wenn es platzt, platzt es. Dann habe ich einen Herzinfarkt und bin hinüber.“ Er lachte schicksalsergeben. Wenn man sich mit Burke Shelley unterhalten hat, wurde einem schnell klar, dass dieser Mann nur das tat, was er wollte. Immerhin war seine Sturheit das, was Budgies Großartigkeit befeuert hat. Aber jeder würde sich doch wünschen, dass er noch etwas länger am Leben bleibt. „Ich bin nicht blöd“; beendete er dieses Thema schließlich. „Ich möchte dieses Leben, das ich geschenkt bekommen habe, nicht aufs Spiel setzen, aber ich habe keine Angst vor dem Tod.“

Der Grund für diese fehlende Todesangst war großer, spiritueller Natur. Während einer Probesession mit John Thomas in Birmingham stolperte Shelley 1980 zufällig in einen Secondhand-Buchladen, wo er eine Taschenbuchedition der King James Bible fand, es war eine Ausgabe, die für Soldaten des ersten Weltkrieges gedruckt worden war. Als er das Buch kaufte, fragte ihn die Verkäuferin, ob er denn an Gott glaubte. Er bejahte dies. Sie fragte, ob er gerettet worden war. Er sagte, dass er das nicht wisse. Sie fragte, ob sie für ihn beten durfte. Er bejahte dies. Er nahm die Bibel mit auf Tour und las regelmäßig darin. Zehn Jahre später konvertierte er in Cardiff. „Ich hörte den großartigen Geraint Fielder über Sünde predigen“, erklärte er. „Und zwischen dieser Predigt und dem, was ich gelesen hatte, fiel plötzlich der Groschen. Alles ergab Sinn. Ich fürchte mich nicht vor dem Tod, weil ich weiß, wohin ich gehe. Ich möchte meine Ewigkeit mit Jesus Christus im Himmel verbringen. Wenn ich einen Herzinfarkt habe, möchte ich nicht wiederbelebt werden. Lasst mich einfach gehen, Leute. Gebt mein Bett irgendwem anders.“ Als er diese Worte sagte, zupfte Burke Shelley – der Kultrocker, der Dreh- und Angelpunkt von Budgie, der Junge aus Cardiff, der zum polnischen Volkshelden wurde – sanft an den Saiten seines Basses und lächelte.

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