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Budgie: Auf gut Glück

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Budgie: Auf gut Glück

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Text: Grant Moon

Sie waren nah dran und doch nie an der Spitze. Budgie beeinflussten eine Menge Bands, von denen sie dann überholt wurden. Bassist, Sänger und Hauptantrieb Burke Shelley erinnerte sich 2020 an die 40 Jahre, in denen er mit seiner Band immer wieder hart rockte und daran, wie er sein Leben aufs Spiel setzte und Gott fand. Am 10. Januar 2022 starb der Künstler im Alter von 71 Jahren.

Das Waliser Trio hatte bereits 15 Jahre und neun Studioalben auf dem Buckel, als sie im August 1982 den eisernen Vorhang kreuzten, um ihre erste Tour in Polen zu spielen. Zu dieser Zeit war die hart arbeitende Band es gewohnt, im UK in ordentlichen Clubs zu spielen – im Marquee, dem Whiskey oder Hammersmith Odeon. In Polen hingegen spielten sie in Stadien – 17 ausverkaufte Shows vor tausenden von Fans und das jede Nacht. „An einem Abend war die ZOMO (Motorisierte Reserven der Bürgermiliz) mit auf der Bühne“, erzählt Shelley CLASSIC ROCK. „Das waren einfach nur Kriminelle in Uniformen mit Schlagstöcken und Knarren. Die Menschen hassten sie. Die jungen Kids im Publikum spuckten auf sie. Einen davon zogen sie raus, um ihn richtig zusammenzuschlagen. Wir mussten von der Bühne, weil die Situation kurz vorm Eskalieren war. Aber unser Drummer damals, Steve [Williams], war ein mutiger Bursche. Er schnappte sich einen Dolmetscher und schaffte es irgendwie, die Wogen zu glätten. Er meinte: ‚Schaut, wir sind hier, um zu rocken. Das hier ist nichts Politisches, wir wollen einfach nur spielen.‘ Wir gingen wieder auf die Bühne und am Ende war es eine tolle Show.“ Von diesem Zeitpunkt an wurden Budgie wie Helden vom polnischen Publikum empfangen. Vor wenigen Jahren kehrte Shelley dorthin zurück, um einen angesehenen „Open Door Award“ für seine Band anzunehmen. „Das war ein großes Ding. Ich saß in einer Reihe mit all den Helden des Widerstands, berühmten Dichtern, Menschen, die wirklich ihr Leben riskiert hatten, deren Freunde gefoltert oder getötet wurden. Uns wurde gesagt, dass wir die musikalische Untermalung des Widerstands [gegen das kommunistische Regime] waren und das war großartig. Das kann man sich gar nicht vorstellen.“

Wir befinden uns in Cardiff, nur einen Steinwurf von Llanishen entfernt, dem Heimatort von Burke Shelley, einem freundlichen, geistreichen, direkten und irgendwie harten Typen. Er ist groß, hat zerzaustes Haar und einen imposanten Bart, der sein schmales Gesicht vergrößert. Die große Brille, die einst Teil seines Looks war, wurde durch ein cooleres Modell mit dickeren Gläsern ersetzt. Ein Bass steht herum und darauf herumzuspielen scheint ihn während des Gesprächs zu beruhigen. Sein Talent an diesem Instrument, zusammengenommen mit seiner kraftvollen hohen Stimme und seiner geschickten Wortkunst, verhalfen Budgie dazu, hochangesehen zu sein. Von ihren Anfängen in den 60er Jahren bis heute.

Ich habe keine Angst zu sterben, weil ich weiß, wo ich hingehen werde. Ich will mein ewiges Leben mit Jesus Christus im Himmel verbringen.“

Budgie waren nie so richtig in Mode, wurden nie so bekannt wie Sabbath, Priest oder Maiden, aber sie bleiben ein Teil des Gewebes, aus dem Hard Rock und Metal gemacht sind. Rock-Liebhaber sprechen in ehrfürchtigem Ton von dieser Band und ihr großer, abwechslungsreicher Proto-Metal-Sound hinterließ seine Spuren in den meisten Major Acts, die folgten: Van Halen, Metallica, Iron Maiden und Soundgarden sind nur einige wenige der Großen, die ihnen die Ehre erwiesen haben. Zurück in den 1950er Jahren, lange bevor all das geschah, verlebte Shelley eine idyllische Nachkriegs-Kindheit in Wales. Als Zweitältester von sieben Kindern kletterte er auf Bäume, fing Kröten im Bach, stibitzte Rhabarber von den Nachbarsfeldern und gab damit in der Schule an. „Ich hatte eine großartige Kindheit“, erinnert er sich zurück. „Ich schwänzte die Prüfungen und brachte mich in Schwierigkeiten. Doch ich wusste immer, dass ich Hirn besaß. Später las ich sehr viel – Dennis Wheatley und solchen Quatsch. Damals war jeder auf irgendeiner makrobiotischen Diät und las Carlos Castaneda und Aldous Huxley. Ich habe schon immer gerne mit Worten herumgealbert. Ich mag Wortspiele, Metaphern, literarische Querverweise, Dinge, die mich erheitern.

In seinen Teenagerjahren bekam er von seinem Vater eine Gitarre geschenkt und er lernte ›Frankie And Johnny‹ aus Bert Weedon’s Gitarrenkolumne in einer der Sonntagszeitungen. Zusammen mit einem Freund schrieb er seine ersten Songs und war erst 16 Jahre, als er die erste Version von ›Parents‹ schmiedete, ein Lied, das zu einer von Budgies beliebtesten Nummern werden sollte. Wie bei fast allen in seiner Generation wurden auch seine musikalischen Fantasien von den Beatles angefeuert, was die Träumereien jedoch real werden ließ, war das Dave Edmunds Trio, das Mitte der 60er in einem Jugendclub spielte. „Das war die Flower-Power-Zeit“, so Shelley. „Sie hatten die Wände schwarz gestrichen, all ihr Equipment war mit Netzen überzogen, alles war voller leuchtender Blumen. Ich dachte mir nur: `Das ist cool!` Sie eröffneten die Show mit ›River Deep – Mountain High‹, spielten einige Bluesnummern und ›I Am The Walrus‹. Ich war von den Socken. Ich machte gerade eine Ausbildung zum Kostenplaner, aber als ich diesen Club verließ, war mir klar, dass ich eine Band gründen musste.“ Durch einen gemeinsamen Freund fand Shelley Gitarrist Brian Goddard. Schlagzeuger Ray Philipps hatte eine Annonce an das schwarze Brett im Gamlin’s gepinnt, dem wichtigsten Musikladen in Cardiff.

Ein anderer Gitarrist und Kumpel von Shelley erzählte ihm, das er einem gewissen Tony Bourge gerade ein paar Licks beibrachte und dass selbiger sich ziemlich gut anstellte. „Also traf ich Tony zu einem Jam. Er wollte ›All Your Love‹ von den Bluesbreakers spielen und er war echt gut. Später fand ich heraus, dass das der einzige Song war, den er spielen konnte.“ Mit Shelley am Bass erarbeiten sich die vier zwischen ’67 und ’68 ein Set, das Cover von John Mayall, Spooky Tooth und Hendrix enthielt, wie auch ein paar Eigenkompositionen, zum Beispiel eine frühe Version des künftigen Budgie-Klassikers ›You’re The Biggest Thing Since Powdered Milk‹. Und dann hörte Shelley Led Zeppelin zum ersten Mal. „Sie waren an der Spitze all dessen, was man später als Heavy Metal bezeichnen sollte. Ich hörte ›Communication Breakdown‹ in John Peels Radiosendung und dachte: ‚Mann, die klingen wie wir‘. Sie hatten die Riffs, wir hatten die Riffs. Robert Plant sang hoch, ich konnte hoch singen.“

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