Es ist ein guter Tag, dieser 20. Januar. Und das, obwohl es bei Bones Owens in Nashville noch recht früh ist. Er wirkt etwas zerknatscht, dieser tätowierte Typ, der sich jüngst bestens gestylt präsentiert wie eine Mischung aus jungem Josh Homme und einer Figur aus „Fear And Loathing in Las Vegas“. Und ein bisschen zufrieden ist er auch, hat er doch gerade erst das Video zu seiner tanzbaren Single ›Good Day‹ veröffentlicht und so unabsichtlich die perfekte Begleitmusik zum Amtseintritt von Präsident Biden abgeliefert. Die Single bringt deutlich auf den Punkt, was man von seinem Debütalbum BONES OWENS erwarten darf: „Früher waren meine Songs sanfter, weil ich als Gitarrist so viel mit anderen Bands auf Tour war, dass mein Soloprojekt eben dieses Bedürfnis in mir befriedigt hat. Seit ich aber vor allem als Bones Owens live unterwegs bin, habe ich gemerkt, dass diese Richtung für die Bühne und meinen Geschmack doch etwas zu zart ist. Deswegen klingt dieses Album vielr ockiger. Ich wollte Songs schreiben, die live mehr Energie freisetzen“, so der sympathische Künstler am Telefon.
Lieder, die zwischenmodern interpretiertem, teils sumpfigem Rhythm’n’Blues und Roots-Rock changieren und bei denen man an flirrende Hitze, nächtliche Feiern und große Weiten denkt. „Gerade stehe ich in dem Raum, in dem ich die meisten Songs geschrieben habe. Hier ist alles voller Antiquitäten, Souvenirs und Andenken, lauter kleine Inspirationsquellen. Ich blicke raus und sehe die Pferde meines Nachbarn – was nicht heißt, dass mein Album voller Pferdelieder ist. Ich möchte sagen, dass meine Musik von vielen endlosen Weiten, Horizonten und neuen Orten bestimmt ist“, erklärt Owens schmunzelnd.
Um diese Energie, diesen Vibe einzufangen, setzt er stoisch auf analoge Aufnahmetechniken: „Ich kann es mir einfach nicht anders vorstellen. Ich habe einen ganz eindeutigen Sound im Kopf,wenn es um Rockmusik geht. Für diesen Sound muss man dem alten Weg folgen und analog auf Tape einspielen. Das hat einfach etwas und passt zu meiner Arbeitsweise. Ich lasse meine Musik nicht gerne zerkochen. Ich gehe rein und nehme zackig auf“. Dass das Telefonat danachin eine Diskussion über den Tod mündet, ist die Konsequenz aus einer eher albern gemeinten Frage, die sich auf passende Grabesinschriftenbezog. „Wenn ich mir viele Menschen ansehe, die wie ich im ländlichen Missouri geboren wurden, dann merke ich, dass ich sehr viel Leben in kurzer Zeit gelebt habe. Weißt du, ich war mir schon als Kind meiner eigenen Sterblichkeit sehr bewusst. Das war auch ein Grund, warum ich Musiker geworden bin. Wenn ich eine Platte mache, denke ich nicht nur an das Hier und Jetzt, sondern auch daran, was ich zurücklasse. Deswegen habe ich mir ,Memento Mori‘ auf meine Finger tätowieren lassen, als tägliche Erinnerung. Für meinen Grabsteinmüsste ich wahrscheinlich die perfekte Textzeile f inden, von Bob Dylan oder The Band. Wobei es vielleicht auch egal ist. Ich besuche gerne Gräber von Künstlern wie alten Blues-Legenden. Viele dieser Stätten sind ziemlich einfach gehalten und das finde ich cool: Was immer sie hinterlassen wollten, haben sie in ihrer Musik hinterlassen.“