Die Garage-Soul-Sensation legt nach – und wird immer besser.
Das Debüt der Südstaatenband verkaufte sich mehr als eine Million mal, der emotionale Retro-Soul-Rock aus der Garage traf einen Nerv, sogar Mr. President war verzückt und bat die Band um ein Privatkonzert. So rasante und kommerziell erfolgreiche Karrieren sind heute selten, entsprechend hoch sind die Erwartungen an das zweite Album: Kann die Band mit SOUND & COLOR in die Liga der Stadionbands aufsteigen, bekommen Jack White und The Black Keys dauerhafte Konkurrenz? Hört man die Platte, spricht nichts dagegen. Die Alabama Shakes inszenieren ihren Soul-infizierten Retro-Rock unglaublich dicht und virtuos. Der schleppende Blues-Song ›Dunes‹ etwa entwickelt zum Ende hin eine großartige Dynamik, ›Future People‹ erinnert – wie später auch ›Guess Who‹ – an die Großmeister des US-Soul wie Curtis Mayfield und die Temptations. Auch vor der ganz großen Geste macht die Band nicht halt: Bei ›Gimme All Your Love‹ geht sofort das Licht aus, Sängerin Brittany Howard fordert und fleht – dann dreht die Band die Gitarren hoch, das Schlagzeug drängt kurz aufs Tempo und Howard kommt zur Sache. Das Gegenprogramm zu diesem Showstopper ist ›The Greatest‹, mit dem sich die Alabama Shakes auf die Spuren der Strokes begeben und hinten raus dermaßen die Sau rauslassen, dass das Original aus New York blass vor Neid wird. Dass Brittany Howard diesen und alle anderen Stile mit ihrer fantastischen Stimme und Ausstrahlung bewältigen kann, ist keine Überraschung. Was besonders fasziniert ist ihr Stellenwert innerhalb der Band: Die Instrumente ordnen sich nicht den Vocals unter, die Produktion verzichtet auf Hochglanz und lässt weiter den Garage-Einfluss zu. Das macht SOUND & COLOR zu einer großartigen Bandplatte. Nur eines steht der Stadionkarriere im Wege: Ein echter Hit fürs Radioprogramm am Nachmittag fehlt. Obama und die anderen Fans werden es locker verkraften…