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LED ZEPPELIN II: Track By Track

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LED ZEPPELIN II: Track By Track

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›Whole Lotta Love‹
Page, Bonham, Plant, Jones, Dixon

Page war das klassische Riff zu ›Whole Lotta Love‹ erstmals im Spätsommer 1968 in seinem Haus in Pangbourne eingefallen. Neun Monate später, im April 1969, war es dieser Song, der die Sessions zu LED ZEPPELIN II in den Olympic Studios in Barnes ins Rollen brachte. Der Song nahm ursprünglich rund um Pages Mörder-Riff aus drei Noten mit dem E-Oktaven-Abschluss und einer absteigenden Akkordstruktur mit Rückwärts-Echo Gestalt an, ein Effekt, den der Gitarrist erstmals bei einer Session mit Mickie Most verwendet hatte. In den A&M Studios in Hollywood wurden weitere Overdubs hinzugefügt, der letzte Feinschliff fand dann in einer Marathon-Abmisch-Session in den New Yorker A&R Studios am 29. und 30. August statt. Geleitet wurde diese Session mit Page von Eddie Kramer, bekannt für seine Produktionsarbeit mit Jimi Hendrix.

„Das ganze Ding von Jimmy war, dass wir kleine Fehler und Improvisationen gerne drinließen, das verstärkte die Atmosphäre. Bei ›Whole Lotta Love‹ ließen wir also das Husten am Anfang drin“, erinnerte sich Kramer. „Bei Roberts Textpassage ‚Way down inside‘ fanden wir dann eine Überlagerung von der achten Spur – eine frühere Gesangsaufnahme, die wir scheinbar nicht loswerden konnten –, also drehten Jimmy und ich den Reverb-Effekt auf und behielten auch das. Großer Fehler? Ein glücklicher Fehler!“

Textlich bediente sich das Stück nicht zu knapp bei Willie Dixons ›You Need Love‹, 1962 aufgenommen von Muddy Waters. 1985 verklagte Dixon Led Zeppelin erfolgreich um Tantiemen. Nachdem das Verfahren außergerichtlich beendet wurde, wurde Dixons Name den Songwriting-Credits hinzugefügt. Bei Fade-out warf Plant zudem Zeilen aus Willie Dixons ›Shake For Me‹ und ›Back Door Man‹ ein. Seine Live-Premiere erlebte ›Whole Lotta Love‹ auf der zweiten US-Tournee am 26. April 1969 im Winterland Ballroom in San Francisco. Zeppelin spielten es zudem bei ihrem Auftritt als Vorgruppe von The Who in Columbia, Maryland am 25. Mai 1969. Auch bei einer BBC-Session im Juni gab es noch mal eine Vorschau, doch dann wurde es bis 1970 nicht mehr live gespielt. Danach geriet es allerdings zum festen Bestandteil ihrer Konzerte, verlängert um ein wildes Rock’n’Roll-Medley.

In den USA, wo Single-Auskopplungen das wertvolle Radio-Airplay generierten, das dann wiederum die Albumverkäufe ankurbelte, hatte Manager Peter Grant kein Problem damit, dass Atlantic Records eine verkürzte Fassung als Single veröffentlichte. Der Aufstieg der Nummer in die Top 5 im Januar 1970 bestätigte schließlich den Status Led Zeppelins als heißester neuer Act des Jahrzehnts. Doch Grant hatte keinerlei Absichten, einen ähnlichen Release auch in Großbritannien zu gestatten. Atlantic ging fälschlicherweise dennoch davon aus und ließ ein erstes Kontigent der 3:12-Minuten-Version pressen, mit ›Living Loving Maid (She’s Just A Woman)‹ als B-Seite. Angeblich wurden einige Exemplare an Presse und Radiosender verschickt, und etwa 500 landeten in einem Lager in Manchester, bereit zur Veröffentlichung. Grant orderte sofort ihren Rückruf an und verwies auf eine Klausel im Vertrag, wonach er, und nur er allein, die Kontrolle über jegliche Single-Erscheinungen habe. Diese Originale sind heute sehr gesuchte Sammlerstücke.

In November 1970 gelangten CCS, die Big-Band-Rockgruppe von Blueser Alexis Korner, mit ihrer Version des Songs in die britischen Top 20. Dieses Arrangement wurde dann als Titelmelodie der wöchentlichen Chartsendung „Top Of The Pops“ verwendet, womit garantiert war, dass sich der Song tief in das Bewusstsein aller Popfans im Land graben würde, ob sie nun Fans von Led Zeppelin waren oder nicht. 1996 kam er dann erneut in die Charts, diesmal in einer Coverversion des Dance-Acts Goldbug. Ein Jahr später, im September 1997, gaben die verbliebenen Zeppelin-Mitglieder mit großer Verspätung ihre Genehmigung für eine Single-Veröffentlichung einer neuen Fassung von ›Whole Lotta Love‹, um den Re-Release des Backkatalogs als Midprice-CDs zu bewerben. Sie erreichte Platz 21. Als dann 2007 die Compilation MOTHERSHIP erschien, brachten Download-Verkäufe den Song im November noch mal auf Platz 64. Ein weiterer Bekanntheitsschub kam 2008, als Jimmy Page ihn bei der Abschlussfeier der Olympischen Spiele in Peking mit Leona Lewis am Mikro spielte.

Auf der Reissue von LED ZEPPELIN II von 2014 fand sich eine Demoversion mit dem Rohmix des Gesangs aus den Olympic Studios vom 19. April 1969. Ebenfalls 2014 wählten die Hörer von BBC Radio 2 das Riff zum besten Gitarrenriff aller Zeiten Die frühen US-Pressungen von LED ZEPPELIN II, geschnitten vom Mastering-Techniker Robert Ludwig, hatten zu viel Bass und Dynamik, wurden zurückgerufen und durch eine Pressung mit weniger Bass ersetzt. Diese heute gesuchten Originalpressungen erkennt man an einem kleinen „RL“, das in die Auslaufrille gestanzt ist.

›What Is And What Should Never Be‹

Auch dieser Song war ursprünglich im April 1969 in den Olympic Studios in Angriff genommen worden. Im Juni wurden dann weitere Overdubs in den Mayfair Studios und bei Groove Studios in New York hinzugefügt. Im Text ging es angeblich um eine Liaison mit einer Frau auf Tour – ein frühes Beispiel für Plants Fähigkeiten als Songwriter. Die halb geflüsterten Strophen erinnern an Julie Driscolls Version von Donovans ›Season Of The Witch‹.

Der Track ist außerdem bekannt für die Vokaleffekte und die kräftige Stereoamplitude im Fade-out. Page war mittlerweile sowohl bei den Aufnahmen als auch live von der Telecaster auf die Gibson Les Paul umgestiegen.

„Ich hatte mit Jimi Hendrix bei ARE YOU EXPERIENCED und AXIS: BOLD AS LOVE schon viel mit solchen Stereoeffekten und Phasen gearbeitet“, sagt Eddie Kramer. „Ich war führend darin, ich liebte es und liebe es noch heute. Knöpfchendrehen ist einfach mein Ding. Auf dem Track gab es all die Phasen und Stereopanoramen, die wir so gerne machten. Das ist typisch für die gesamte Atmosphäre auf LED ZEPPELIN II.“ Eine Version des Songs wurde am 24. Juni 1969 bei einer BBC-Session in Maida Vale aufgezeichnet. Bei dieser Session gab Page auch dem DJ Brian Matthew ein Interview: „Wir beenden das Abmischen in New York und in der ersten Augustwoche sollte es erscheinen“. Der Gitarrist verriet zudem, dass das Album LED ZEPPELIN II heißen würde. Als Matthew ihn bat, einen Track zu nennen, der repräsentativ für die ganze Platte sei, nannte Page ›What Is And What Should Never Be‹. „Das hat ein bisschen was von allem“, sagte er.
›What Is And What Should Never Be‹ wurde neben ›Whole Lotta Love‹ am 29. Juni in John Peels BBC-Radio-One-Sendung „Top Gear“ gespielt, gut vier Monate vor Erscheinen des Albums.

Die Live-Premiere kam dann am 11. Juli beim Laurel Pop Festival in Maryland, erneut wurde es am 21. August in Framingham gespielt. Auf der US-Tournee Ende 1969 wurde der Song ins Live-Set aufgenommen und bis zu einer US-Tour im Juni 1972 bei jeder Show dargeboten. Robert Plant spielte ihn dann nach Zeppelin auf seiner 1993er Welttournee, während Page & Plant ihn 1994 bei der Aufzeichnung ihrer „MTV Unledded“-Sendung wiederbelebten und ihn auch auf ihren Tourneen 1995/96 sowie 1998 in der Setlist hatten. Die Black Crowes mit Jimmy Page spielten ihn ebenfalls auf ihren US-Konzerten 1999 und 2000, zu hören auf dem Album EXCESS ALL AREAS – LIVE AT THE GREEK.

Auch von dieser Nummer gab es auf der Reissue von LED ZEPPELIN II ein Demo aus den Olympic Studios vom 19. April 1969 mit dem Rohmix des Gesangs. 2016 wurde eine Aufnahme vom 24. Juni 1969 von der BBC für ein animiertes Werbevideo zur Veröffentlichung von THE COMPLETE BBC SESSIONS verwendet.

›THANK YOU‹
Page, Plant

Dieses emotionale Liebeslied an seine Ehefrau, aufgenommen im Juni 1969 in den Morgan Studios, zeigte Robert Plants beste Seite und führte zu einer seiner schönsten Gesangsdarbietungen überhaupt. John Paul Jones brilliert zudem an der Hammond-Orgel und Jimmy Page sorgte mit zartem Zupfen auf seiner 67er Vox Phantom für den letzten Feinschliff. Die Akkordfolge des Songs erinnert an ›Dear Mr. Fantasy‹ von Traffic, während textlich Ähnlichkeiten zu Jimi Hendrix’ Stück ›If Six Was Nine‹ bestanden. Ein weiterer Referenzpunkt ist Ben E. Kings ›Stand By Me‹ mit der Zeile „the mountains should crumble to the sea“.

›Thank You‹ wurde erstmals im Januar 1970 in der Town Hall von Birmingham live präsentiert. 1970 und 1971 blieb es im Set und wurde zur Bühne für Jones‘ Keyboardsolo. Auf den Tourneen von 1972 und 1973 diente es dann als Marathonzugabe, wurde danach aber gestrichen. Post-Zeppelin sang Robert Plant beim Freddie Mercury Tribute Concert im Wembley Stadium 1992 ein paar Zeilen daraus als Brücke zu seiner Version von Queens ›Crazy Little Thing Called Love‹. Er spielte den Song auch auf seiner 1993er Welttournee, bei „MTV Unledded“ 1994 kam er erneut zum Einsatz, ebenso wie auf den folgenden Konzertreisen von Page & Plant. Auch auf seiner Tour mit Band Of Joy 2010 und 2011 nahm Plant ihn ins Set auf.

Auf dem Zep-Tribute ENCOMIUM von 1995 steuerten Duran Duran ihre Version bei und auch Tori Amos hat ›Thank You‹ aufgenommen. „Es ist ein wunderschöner Song“, sagte sie. „Ich glaube, Robert schrieb ihn für seine Partnerin, und ich weiß noch, wie ich dachte: ,Ich wünschte, ich könnte so etwas schreiben‘.“ Chris Cornell sang es dann auf seinem akustischen Live-Album SONGBOOK von 2011.

Bei den MTV Europe Music Awards 2001 wurde ›Thank You‹ von Limp Bizkits Fred Durst und Wes Scantlin von Puddle Of Mudd gemeinsam mit Jimmy Page dargeboten. 2018 spielten Rod Argent und Colin Blunstone von The Zombies beim Konzert „The Music Of Led Zeppelin“ in der New Yorker Carnegie Hall eine reduzierte Version, gewidmet ihrem kurz zuvor verstorbenen Bassisten Jim Rodford. Im Februar 2011 war die Studioversion Teil des Trauergottesdienstes bei der Beerdigung von John Bonhams Mutter Joan. Auf der Reissue von LED ZEPPELIN II findet sich eine Backing-Track-Version von ›Thank You‹ aus den Morgan Studios vom 25. Juni 1969

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