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Rückblende: Lynyrd Skynyrd – ›Free Bird‹

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Rückblende: Lynyrd Skynyrd – ›Free Bird‹

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Lynyrd Skynyrfd Free BirdEin Song, von dem Ronnie Van Zant behauptete, er habe zu viele Akkordwechsel, um einen Text dazu zu schreiben. Außerdem meinten Label und Band, er sei zu lang für eine Single. Und trotzdem wurde er zum Rockklassiker.

Wenige Lieder haben eine Band oder ein Genre so sehr definiert wie es ›Free Bird‹ getan hat. Lynyrd Skynyrds Ode an die Freiheit auf Tour war zwar in den Charts nicht ihr größter Hit – sowohl ›Sweet Home Alabama‹ als auch ›That Smell‹ zogen in den Billboard Charts daran vorbei –, trotzdem machte der Song sie unsterblich und wurde zur inoffiziellen Hymne einer ganzen Southern-Rock-Nation. „Der Vogel symbolisiert die Freiheit, er kann fliegen, wohin er will. Jeder will frei sein, darum geht es in diesem Land doch“, so Ronnie Van Zant in den 70ern. Die Wurzeln von Skynyrd reichen zurück bis 1964, als sich Sänger Ronnie, Gitarrist Allen Collins, Gary Rossington und der originale Schlagzeuger Bob Burns bei einem Baseballspiel in Jacksonville kennenlernten und beschlossen, eine Band zu gründen.

Am Ende derselben Dekade hatten sie sich Lynyrd Skynyrd benannt, nach ihrem verhassten Sportlehrer aus der Highschool. Ronnie Van Zant war der unausgesprochene Anführer der Gruppe, obwohl Rossington und Collins bald ihre eigene Allianz formten. „Allen und ich spielten ständig zusammen, selbst wenn wir gerade nicht mit der Band probten“, erinnert sich Rossington, einziges noch lebendes Gründungsmitglied. Eines Tages kam Collins mit einer Song-Idee in die stickig heiße Wellblechhütte mit dem Spitznamen „Hell House“, die damals als ihr Proberaum herhalten musste. „Das war einer der ersten Songs, die er geschrieben hat“, so Rossington weiter. Collins spielte ihn seinem Gitarristenkollegen vor, dem die Idee sofort gefiel. Ronnie Van Zant jedoch war weniger überzeugt. „Ronnie meinte, der Song hätte zu viele Akkordwechsel. Er sagte: ,Ich kann zu so etwas keinen Text schreiben, da passiert einfach zu viel‘. Er kapierte es nicht, er hörte es einfach nicht.“ Der für seine Sturheit bekannte Sänger weigerte sich, nachzugeben. Das hielt Collins und Rossington jedoch nicht davon ab, das Lied immer wieder zu üben, bis sich ihre Beharrlichkeit irgendwann auszahlte.

„Jeder will frei sein, darum geht es in diesem Land doch“ (Ronnie Van Zant)

„Eines Tages meinte Ronnie dann: ,Ok, spielt es nochmal‘. Er ließ Allen den Song mehrmals vortragen. Schließlich fiel ihm ein Vers oder eine Melodie dazu ein. Den Text schrieb er dann, während er auf dem Sofa lag.“ Ironischerweise sah die Band selbst ›Free Bird‹ einfach als einen weiteren Song an. Aber als sie ihn zum ersten Mal live spielten, kapierten sie langsam, dass sie da etwas Besonderes geschaffen hatten. „Wir traten in einer Venue namens South Side Women’s Club in Jacksonville auf. Wir spielten nur den langsamen Teil des Lieds, den Jam vom Schluss hatten wir damals noch nicht fertig. Aber trotzdem flippten alle total aus. Der Applaus war überwältigend“, erinnert sich Rossington.

Das Demo der Nummer von 1970 dauert nur vier Minuten. So klang ›Free Bird‹ am Anfang: Die Band spielte die erste Hälfte, befeuert durch Ronnies wehklagenden Gesang, und hörte nach vier oder fünf Minuten auf. Doch dann fügten Collins und Rossington stückweise ein kurzes Gitarren-Outro hinzu. Darüber Rossington: „Am Anfang dauerte das nur eine Minute. Aber eines Abends meinte Ronnie, wir sollten es etwas ausdehnen, weil er Halsschmerzen hatte und eine Pause brauchte. Also zogen wir es über zwei oder drei Minuten hin. Zwei Tage darauf war sein Hals dann komplett im Eimer, was dazu führte, dass wir den Teil über zehn Minuten lang jammten“. Collins und Rossington schmolzen das Outro etwas zusammen und Pianist Billy Powell fügte noch ein jammerndes Intro hinzu, bevor die Band 1973 im sagenumwobenen Muscle Shoals Studio in Alabama das aufnahm, was eigentlich ihr erstes Album werden sollte.

Der künftige Blackfoot-Frontmann (und spätere Lynyrd-Skynyrd-Gitarrist) Rickey Medlocke saß zu der Zeit am Schlagzeug. „Ich erinnere mich noch, wie wir im Hell House rumhingen und den Jungs beim Spielen zusahen. Schon damals wusste ich, dass der Song besonders war“, so Medlocke. „Ich werde oft gefragt, welches Lied am schwierigsten zu lernen war, als ich wieder bei Skynyrd einstieg. Sie tippen immer auf ›Free Bird‹, aber da ich damals in Muscle Shoals Schlagzeug gespielt habe, kenne ich alle Licks.“ Das Muscle-Shoals-Album blieb bis 1978 unveröffentlicht. Für ihr Debüt hatte die Band die Nummer dann nochmal stark überarbeitet, da sie zu diesem Zeitpunkt unter Ronnie Van Zants Regime schon zu einer disziplinierten Einheit geworden war. ›Free Bird‹ wurde auf neun prächtige Minuten ausgeweitet.

Produzent Al Kooper erinnerte sich später: „Ronnie wollte, dass sich die Band jeden Abend gleich anhörte. Er hatte keinen Bock auf Improvisation, deshalb war auch schon jedes Fitzelchen von ›Free Bird‹ genauestens durchgeplant, als ich auf der Bildfläche erschien. Jedes Solo wurde immer gleich gespielt. Mir ist bisher noch keine andere Band begegnet, die das macht. Das war ziemlich außergewöhnlich“. Skynyrds Label MCA wollten ›Free Bird‹ nicht als Single herausbringen, weil das Stück eigentlich viel zu lang war, um ein Erfolg zu werden. Trotzdem entwickelte die Nummer live ein gewaltiges Eigenleben und die Plattenfirma änderte ihre Meinung. 1974 wurde ›Free Bird‹ schließlich zum Hit, ein ganzes Jahr nach der Erstveröffentlichung. Heute, über 40 Jahre nach Ronnie Van Zants Tod bei einem Flugzeugunglück, und fast 30 Jahre, nachdem sein Urheber Allen Collins bei einem Autounfall starb, bleibt ›Free Bird‹ Lynyrd Skynyrds unverkennbarster Song und einer der Meilensteine des Classic-Rock-Kanons.

Bis heute hat keine andere Band das Gefühl des Wegfahrens so romantisch und hingebungsvoll vertont. „Gott, die meisten unserer Songs drehen sich um dieses Thema. ›Sweet Home Alabama‹, ›What’s Your Name?‹, ›Whiskey Rock-A-Roller‹, ›Travelling Man‹“, so Rossington. „Aber ›Free Bird‹ ist wahrscheinlich in diesem Bereich das Nonplusultra. Deswegen ist er hängengeblieben.“

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1 Kommentar

  1. Kleiner Nachtrag: Allen Collins ist nicht bei einem Autounfall gestorben, sondern ettliche Zeit später an den Spätfolgen des Autounfalls.

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