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Rückblende: Motörhead – ›Ace Of Spades‹

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Rückblende: Motörhead – ›Ace Of Spades‹

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Motörhead Ace Of SpadesEs ist ein ewiger Klassiker des Heavy Rock, den wirklich jeder erkennt, und das Markenzeichen schlechthin für Motörhead. Aber wie kam es dazu?

Motörhead hatten Speed in den Ve­­nen und den Wind in den Segeln, als sie im Sommer 1980 ins Studio gingen, um ihr viertes Album ACE OF SPADES aufzunehmen. Ihre letzte Veröffentlichung, die Live-EP GOLDEN YEARS, hatte diese knorrigste aller Bands zu überraschenden Top-10-Helden gemacht. Doch erst ACE OF SPADES – und vor allem das unvergessliche Titelstück – machte sie unsterblich.

Vom übersteuerten Bass zum nur 2:48 Minuten später kommenden Ende mit quietschenden Reifen ist dieser Glücksspieler-Psalm nicht nur die Erkennungsmelodie der Band, sondern auch eine der größten Rock’n’Roll-Hymnen aller Zeiten. Natürlich hatten die Briten keinerlei solche Ambitionen, als sie sich Anfang 1980 in die Rockfield Studios in Süd-Wales zurückzogen, um die Proben für den Nachfolger des brandheißen Doppelschlags OVERKILL und BOMBER zu beginnen, zwei genialen Alben, die innerhalb von sieben Monaten 1979 erschienen waren.

„Wir waren zwei Wochen bei Rockfield, hatten Wodka und alles andere am Start“, erinnerte sich der im vergangenen Jahr verstorbene Gitarrist „Fast“ Eddie Clarke. „Leider konnte Lemmy damals nicht viel mit Proben anfangen – er hatte ein nettes Mädel dabei, also war er abgelenkt. Aber Phil [Schlagzeuger ‚Philthy Animal‘ Taylor] und ich spielten gerne. Wenn wir also fertig waren mit An­­geln, Rumhängen und weiß Gott was sonst noch, legten Phil und ich los. Das gab uns die Chance, an ein paar Riffs zu arbeiten.“

Eines davon war ›Ace Of Spades‹. Die Band sah das Potenzial darin, schrieb eine Rohfassung und nahm die Instrumentalparts bei Rockfield auf. In London wurden dann Ge­­sang und Overdubs hinzugefügt. Diese frühe Inkarnation erschien erstmals 1989 auf dem Rarities-Album DIRTY LOVE. Sie war der finalen Fassung zwar nicht unähnlich, doch zwei wichtige Komponenten fehlten: das zentrale Monster-Riff und der Break, den Lemmy so denkwürdig als „das Stepptanz-Segment“ bezeichnete.

„Manchmal sage ich Leuten, dass ich vor Jahren in einer Band war. Wenn sie dann fragen, ‚Oh, welche denn?‘, und ich sage Motörhead, sehen sie mich konsterniert an. Dann sage ich ›Ace Of Spades‹ und der Groschen fällt.“ („Fast“ Eddie Clarke)

Der Produzent Vic Maile, der schon mit Lemmys voriger Band Hawkwind gearbeitet hatte und den Clarke liebevoll als „netten Typen, sehr sanft, riesige Nase, kurzes Haar“ beschreibt, spielte eine wichtige Rolle dabei, beides zu korrigieren. „Vic stellte mehr oder weniger infrage, was wir mit dem Song machten“, so Clarke. „Er brachte uns dazu, dieses Riff noch mal zu betrachten, also fingen Lemmy und ich an, wieder damit herumzuspielen. Das war eines der seltenen Male, die wir im Studio schrieben.“

Maile hatte auch das, was Clarke „seine Trickkiste“ nannte – einen Karton voller Gegenstände, die Klangeffekte erzeugen sollten. Unter den Maracas und Klapperschlangenschwänzen waren auch ein paar Holzklötze, die für das Klickgeräusch im Break sorgten. „Er sagte: ‚Wir werden das so machen‘. Wir waren besoffen oder auf Speed und wollten absolut nichts davon wissen. ‚Na gut, wir machen es für dich, Vic, aber wir werden das verfickt noch mal nicht verwenden‘. Er baute ein schönes Neumann-Mikrofon auf und wir drei standen da mit den Klötzen. Natürlich machten wir es zuerst nicht im Takt miteinander. ‚Komm schon, Phil, verdammt noch mal!‘ ‚Nein, Mann, du bist es!‘ Aber als wir es dann hörten, dachten wir, oh, das ist gar nicht übel.“

Mit dem Turbo-Riff und diesem Break klang der Song langsam ziemlich gut. Das letzte Puzzlestück war Lemmys Text – ein Versuch, wie er sagte, so viele Bezüge auf das Glücksspiel wie nur möglich unterzubringen: „the high one“, „snake eyes“, „dead man’s hand“ (nicht zu vergessen den Joker). Legendenbildend wie immer behauptete er, diese Worte auf dem Rücksitz eines Ford Transit geschrieben zu haben, der mit 150 km/h über die Autobahn sauste.

„Er könnte den Text genauso gut auf dem fucking Scheißhaus verfasst haben“, so Clarke. „Das tat er oft. Wir sagten, ‚Mann, wir brauchen einen verdammten Text dafür‘. Also ging er scheißen und schrieb einen. Aber wenn er behauptet hat, dass er in einem Ford Transit entstand, muss man ihm glauben.“ Als es im November 1980 erschien, erreichte ›Ace Of Spades‹ Platz 15 in den UK-Charts und wurde schnell zu einem Highlight ihrer Live-Setlist.

Nach Lemmys Tod pushte eine Online-Kampagne den Song wieder bis auf Platz 13 in den britischen Charts, zwei Plätze über der früheren Bestmarke von 1980. 2016 schloss sich Clarke den einstigen Sparringpartnern Saxon und Girlschool auf Tour an. Jedes der Konzerte endete mit einer kollektiven Massendarbietung von ›Ace Of Spades‹. „Das kam unglaublich gut an. Mir kamen zwar keine Tränen, aber es war sehr emotional. Was soll ich sagen?“

In seinen letzten Jahren hatte Lemmy selbst aber gemischte Gefühle über den Song, den er jeden Abend mit Motörhead auf der Bühne zum Besten gab. Er erkannte zwar seine zeitlose Qualität an, konnte ihn aber langsam auch nicht mehr hören. In seiner Autobiografie „White Line Fever“ von 2002 schrieb er: „Es hängt mir mittlerweile zum Hals raus. Wir wurden nach der Platte schließlich nicht zu Fossilien, da kamen noch ein paar andere ziemlich gute Sachen. Aber die Fans wollen es hören, also spielen wir es immer noch jeden Abend. Ich selber habe aber genug davon.“

Eddie Clarke sah das völlig anders: „Es ist ein fantastischer Track. Er hat eine natürliche Ge­­schwindigkeit, sein ganz eigenes Tempo, ein tolles Arrangement und rockt wie die Hölle. Außerdem ist Lemmys Text grandios. Manchmal sage ich Leuten, dass ich vor Jahren in einer Band war. Wenn sie dann fragen, ‚Oh, welche denn?‘, und ich sage Motörhead, sehen sie mich konsterniert an. Dann sage ich ›Ace Of Spades‹ und der Groschen fällt. Sie kennen vielleicht nicht Motörhead, aber sie kennen definitiv ›Ace Of Spades‹.

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